Mediationsverfahren
In Deutschland gibt es neben dem Klageweg auch eine alternative Möglichkeit, um Rechtsstreitigkeiten aus dem Weg zu räumen: ein Mediationsverfahren. Für die Mediation eignen sich vor allem Streitfälle, an denen Privatpersonen beteiligt sind. Dazu gehören etwa Konflikte zwischen Nachbarn, Streit zwischen Mietern und Vermietern oder auch Streitigkeiten mit Handwerkern, Dienstleistern oder Ärzten. Auch Banken und Versicherungen bieten die Klärung von Konflikten mit einem Mediator an. In einem Mediationsverfahren wird großen Wert darauf gelegt, dass die zerstrittenen Parteien miteinander kommunizieren. Die Kosten für eine Mediation werden inzwischen von sehr vielen Rechtsschutzversicherungen übernommen.
- Ablauf eines Mediationsverfahrens
- Vorteile eines Mediationsverfahrens
- Nachteile einer Mediation
- Mediation und die Rechtsschutzversicherung
- Umfrage: Einem Drittel der Deutschen ist die Mediation noch nicht bekannt
Das Wichtigste in Kürze
- Mediationsverfahren ist eine alternative Möglichkeit, um Rechtsstreitigkeiten aus dem Weg zu räumen.
- Ein Vorteil ist, dass das Verfahren läuft schneller ab als ein Gerichtsverfahren und ist damit erheblich kostengünstiger.
- Da Mediatoren nicht zwingend Juristen sind, kann im laufenden Mediationsverfahren auf Wunsch ein zusätzlicher Rechtsbeistand gestellt werden.
Ablauf eines Mediationsverfahrens
Der Mediator – häufig eine Person mit juristischen Kenntnissen – organisiert den Ablauf des Verfahrens. Er entscheidet den Streit nicht, sondern vermittelt lediglich zwischen den gegnerischen Parteien. Im Zuge des Mediationsprozesses leitet er die Parteien an, selbst verträgliche Lösungen für den Konflikt zu suchen. Dabei berücksichtigt er sowohl persönliche Interessen und Bedürfnisse der Beteiligten wie auch rechtliche Aspekte.Die Teilnahme ist für alle grundsätzlich freiwillig; jeglicher Zwang ist ausgeschlossen. Darüber hinaus ist für alle Gespräche strikte Geheimhaltung vereinbart.
Sind beide Streitparteien mit einer Mediation einverstanden, verläuft das Verfahren nach diesem Schema:
- Auswahl eines unabhängigen Mediators – dieser wird vertraglich mit der Vermittlung zwischen den Parteien beauftragt.
- Informationssammlung – beide Konfliktparteien erhalten die Gelegenheit, den Sachverhalt aus ihrer Sicht zu schildern.
- Auslotung der Interessen beider Parteien – dabei stellt der Mediator auch fest, ob es gemeinsame Sichtweisen gibt und welches die eigentlichen Streitthemen sind. Damit steuert er die Kommunikation zwischen den Parteien, die im Streit oft schon gar nicht mehr möglich war.
- Herausarbeiten von Lösungsmöglichkeiten – in der Diskussion werden dann gemeinsam Optionen für eine Lösung des Konfliktes gesammelt.
- Entscheidungsfindung – über die gefundenen Optionen wird mit beiden Parteien verhandelt. Der Mediator bewertet dabei stets, ob die angebotenen Lösungsvorschläge rechtlich realisierbar sind.
- Abschluss des Mediationsvertrages – dieser ist rechtlich bindend. Er berücksichtigt die Interessen beider Streitparteien auch für eine künftige Zusammenarbeit.
Vorteile eines Mediationsverfahrens
Viele Beteiligte haben mit dem Mediationsverfahren positive Erfahrungen gemacht, und das aus gutem Grund.Das Mediationsverfahren läuft schneller ab als ein Gerichtsverfahren und ist damit erheblich kostengünstiger.
Beide Konfliktparteien werden angehört, arbeiten aktiv mit und diskutieren verschiedene Lösungsvorschläge. Dabei steht die Schuldfrage nicht im Mittelpunkt. So gibt es beim Mediationsverfahren keinen Sieger und keinen Verlierer.
- Das Herausarbeiten von Lösungen und Alternativen für die Zukunft schafft eine hohe Akzeptanz der Entscheidung.
- Am Ende des Verfahrens steht eine schriftliche, verbindliche und – wenn nötig – auch vollstreckbare Vereinbarung.
- Die Verfahren sind nicht öffentlich. Mediatoren sind zur Verschwiegenheit verpflichtet, nichts dringt nach außen.
- Scheitert ein Mediationsverfahren, bleibt der Rechtsweg mit einer ordentlichen Klage vor Gericht offen.
Nachteile einer Mediation
Ein gewisser Nachteil besteht derzeit darin, dass der Begriff „Mediator“ keine geschützte Berufsbezeichnung ist. Grundsätzlich steht es also jedem frei, sich so zu nennen. Betroffene sollten deshalb einen Moderator suchen, der vom Bundesverband Mediation zertifiziert ist. Anerkannte Mediatoren besitzen eine qualifizierte Ausbildung, verfügen über Praxiserfahrung und bilden sich ständig weiter fort. Ein Nachteil für sozial Schwächere besteht auch darin, dass für eine Mediation keine Prozesskostenhilfe in Anspruch genommen werden kann.
Mediation und die Rechtsschutzversicherung
Die Rechtsschutzversicherung kommt nicht nur für die Anwalts- und Gerichtskosten auf, sondern auch für die eines Mediationsverfahrens. Bei einigen Versicherungsgesellschaften ist ein Mediationsversuch obligatorisch, bevor etwaige Gerichtskosten übernommen werden. Hierfür wendet man sich direkt an die Rechtsschutzversicherung, um den Fall genau zu erläutern. Dabei helfen die Versicherungsunternehmen auch, einen geeigneten Mediator zu beauftragen. Die direkte Vermittlung wird von einigen Versicherern für eine erfolgreiche Kostenübernahme sogar vorausgesetzt.
Da Mediatoren nicht zwingend Juristen sind, kann im laufenden Mediationsverfahren auf Wunsch ein zusätzlicher Rechtsbeistand gestellt werden. Der Rechtsanwalt, der im Gegensatz zum Mediator nicht unparteiisch ist, empfiehlt dann auch die Annahme oder Ablehnung einer Lösung. Er steht zudem im Falle des Scheiterns des Verfahrens bereit, um die weiteren Schritte für ein gerichtliches Klageverfahren einzuleiten. Im Rechtsschutzversicherungsvergleich auf Verivox.de sehen Sie schnell und übersichtlich, welche Policen in welchen Fällen ein Mediationsverfahren finanziell unterstützen.
Umfrage: Einem Drittel der Deutschen ist die Mediation noch nicht bekannt
Bislang ist die Möglichkeit der Mediation vielen Menschen noch wenig vertraut, wie eine Umfrage belegt. Das Institut Allensbach befragte 2014 1.505 Personen danach, ob sie jeweils von der Möglichkeit der Mediation gehört haben. Nur zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) haben die Frage positiv beantwortet. Unter dieser Personangruppe findet die Mediation viel Zuspruch: Sie glauben mehrheitlich, dass mit einem Mediationsverfahren viele rechtliche Auseinandersetzungen beiseite gelegt werden können. Der Rest der Bevölkerung ist der Möglichkeit der Mediation gegenüber noch eher skeptisch eingestellt.
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