Paris - Der erste Europäische Druckwasserreaktor (EPR) in Frankreich wird tatsächlich sehr viel teurer als geplant: Der Bau des neuen Atomreaktors der dritten Generation sei ein Fünftel teurer als veranschlagt worden war, erklärte der französische Energiekonzern EDF am Donnerstag. Er werde vier statt 3,3 Milliarden Euro kosten. Die neue Berechnung berücksichtige einen Preisanstieg und "verschiedene vertragliche Indexbindungen" durch den Anstieg bei Rohstoffen sowie die Auswirkung "technischer Entwicklungen".
Bei den Kosten für die Stromproduktion würden nun 54 Euro pro Megawattstunde statt 46 Euro veranschlagt. Im Vergleich zu anderen Herstellungsarten sei der EPR aber immer noch "dauerhaft wettbewerbsfähig", betonte der
Stromversorger. Bei einem neuen Kohlekraftwerk etwa koste eine Megawattstunde 70 Euro.
Französische Medien hatten am Vortag schon berichtet, dass der "European Pressurized Water Reactor" in Flamanville am Ärmelkanal deutlich teurer werde als geplant. Als Grund wurden neben den höheren Kosten für Rohstoffe auch die Aufwertung des Euro und eine Reihe von technischen Problemen genannt. EDF bestätigte erneut, dass der erste französische EPR wie geplant 2012 ans Netz gehen solle. Der Atomkonzern Areva hatte jüngst erklärt, er werde 2013 betriebsfähig sein.
Der erste EPR-Reaktor überhaupt wird derzeit in
Finnland gebaut. Er sollte ursprünglich im kommenden Jahr fertigwerden, geht aber nach etlichen Verzögerungen nicht vor 2012 ans Netz. Der Druckwasserreaktor soll leistungsfähiger und sicherer als frühere Generationen von Atomkraftwerken sein. Entwickelt hat ihn Areva zusammen mit dem Münchner Siemens-Konzern.
Areva verkaufte bislang zwei weitere EPR an China und hofft auf Aufträge aus anderen Ländern wie den USA. Der erste EPR in China soll 2013 fertig sein, wie EDF am Donnerstag erklärte.