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Hitzewelle: Immer mehr AKWs fahren Leistung runter

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Berlin (dpa) - Die andauernde Sommerhitze macht auch den deutschen Atomkraftwerken zu schaffen: Zahlreiche Reaktoren müssen mit gedrosselter Leistung arbeiten, weil ihr Kühlwasser die Flüsse sonst zu sehr erhitzen würde. Das ergab am Freitag eine dpa-Umfrage bei Behörden und Betreibergesellschaften. Eine zeitweise Abschaltung wie im baden-württembergischen Kernkraftwerk Obrigheim wird aber anderenorts nicht erwogen. In Obrigheim, dem dienstältesten der 19 deutschen Atomreaktoren, war die routinemässige Jahresüberprüfung um zehn Tage vorgezogen worden.

Die Sicherheit der Reaktoren ist nach derzeitigem Stand nicht durch die Hitze beeinträchtigt, betonte ein Sprecher des Bundesumweltministeriums in Berlin. Bei den Massnahmen gehe es um Umweltschutz. Die Kraftwerke könnten an sich weiter mit voller Leistung arbeiten, müssten dann aber mehr Wasser durchleiten und würden die Flüsse immer stärker aufheizen. "Dann wären die Flüsse tot", betonte der Sprecher.

Das wie Obrigheim am Neckar liegende Atomkraftwerk Neckarwestheim drosselte zeitweise die Leistung, konnte sie aber später wieder hochfahren: Ein Wärmekraftwerk flussaufwärts wurde abgeschaltet, die Temperatur des Neckars konnte so wieder sinken. In dem von der Hitzewelle besonders schwer betroffenen Südwesten wurde auch beim Atomkraftwerk Philippsburg die Leistung auf 80 Prozent reduziert.

An der Elbe arbeiten die Atomkraftwerke ebenfalls deutlich unter der normalen Auslastung. Das Atomkraftwerk Krümmel werde gegenwärtig nachmittags nur zu 60 Prozent ausgelastet, berichtete der Hamburger Stromversorger HEW. Das Kraftwerk Brunsbüttel nutze die Kapazität zeitweise nur zu 86 Prozent aus. In Stade reduzierten die Betreiber nach Angaben des E.ON-Konzerns die Kraftwerksleistung stundenweise um 10 bis 15 Prozent. Lediglich das Kernkraftwerk Brokdorf hatte bislang keine Probleme und konnte unter voller Last weiterlaufen.

Das Kühlwasser, das die Kernkraftwerke in die Flüsse leiten, muss bestimmte Temperaturwerte einhalten. In Krümmel darf es zum Beispiel 30 Grad warm sein, in Brunsbüttel 33 Grad. "Wenn die Elbe bereits sehr warm ist, bevor sie an dem Kraftwerk vorbeifliesst, kann sie nur weniger Wärme aus dem Kraftwerk aufnehmen", erläuterte eine HEW- Sprecherin. Dementsprechend werde die Leistung gedrosselt, um die Werte einhalten zu können. "Es handelt sich jedoch nicht um eine sicherheitsrelevante Frage", betonen die Behörden. Vielmehr müssten Vorschriften des Wasserrechts eingehalten werden.

In Niedersachsen wird kein Kernkraftwerk abgeschaltet. Zwei der vier Werke haben aber wegen erhöhter Temperaturen von Elbe und Weser ihre Produktion erheblich gedrosselt. Das Kraftwerk in Stade habe seine Leistung um ein knappes Viertel verringert, die Leistung im Kernkraftwerk Unterweser ist halbiert worden. Auch in Bayern wird ein Abschalten der fünf Atomkraftwerke nicht erwogen. Das Kernkraftwerk Isar 1 bei Landshut wurde in der Leistung auf 60 Prozent gedrosselt, weil es keinen Kühlturm hat.

Im hessischen AKW Biblis sind seit Wochen die zusätzlichen Kühltürme am Block B in Betrieb. "Dadurch wird die Wärmebelastung des Rheinwassers, das wir zur Kühlung verwenden, reduziert", sagte ein Sprecher. "Gestern haben wir zusätzlich die Kühltürme des zur Zeit stillgelegten Blocks A aktiviert, um einer zu starken Wärmebelastung des Flusswassers vorzubeugen."

Die Lage bei den europäischen Nachbarn ist ähnlich. In Belgien wurde die Leistung des Atomkraftwerks Tihange an der Maas reduziert. Auch in Frankreich, das besonders stark auf Atomkraft setzt, laufen bereits seit Ende Juli Kraftwerke vor allem im Loire-Tal und im Südwesten mit gedrosselter Leistung. Das Kernkraftwerk im elsässischen Fessenheim wurde mehrere Tage mit Wasser besprüht, um die Temperaturen im inneren des Gebäudes unter Kontrolle zu halten.