Leipzig (AFP) - Die Leipziger Strombörse ist in die Kritik geraten, weil die großen Energieversorger das System angeblich ausgenutzt haben, um die Strompreise künstlich in die Höhe zu treiben. Die Konzerne und die Strombörse (European Energy Exchange, EEX) weisen diese Vorwürfe zurück. An der Börse gehe alles mit rechten Dingen zu, heißt es. AFP erklärt, wie:
Strombörse
Eine Strombörse funktioniert ähnlich wie eine Wertpapierbörse, nur dass statt Aktien Strommengen für einen festen Zeitpunkt gehandelt werden. Stromkonzerne können dabei sowohl als Käufer als auch als Verkäufer auftreten und Geschäfte mit einer Laufzeit von wenigen Stunden bis zu mehreren Jahren im Voraus abschließen. An der seit 2002 existierenden deutschen Strombörse in Leipzig handeln mehr als 160 Börsenteilnehmer aus 19 Ländern. Grundsätzlich kann jeder, der mindestens eine Megawattstunde
Strom pro Stunde produziert, diesen an der Börse anbieten. Im vergangenen Jahr wurde an der EEX doppelt so viel Strom gehandelt, wie in Deutschland verbraucht wurde, der Rest ging ins Ausland. Daneben werden in Leipzig auch Kohle, Emissionszertifikate und bald auch
Gas gehandelt.
Börsenhandel oder Auktion
Strom kann an der Börse auf zwei Arten ge- und verkauft werden. Während der Preis im kontinuierlichen Börsenhandel laufend ermittelt wird, werden bei den oft angewandten Auktionen alle Aufträge von Anbietern und Verkäufern auf einen Schlag zum selben Preis ausgeführt.
Strompreis
Wie an jeder anderen Börse richtet sich der Strompreis nach Angebot und Nachfrage. Eine starke Nachfrage in einem heißen Sommer oder zusätzliche Kraftwerke können den Großhandelspreis für Strom, also ohne
Netzentgelte, Steuern und Abgaben, extrem schwanken lassen.
Kritik
Industrie, Politik und Verbraucherverbände werfen den Energieriesen Eon, RWE, EnBW und Vattenfall seit Jahren vor, den Strompreis an der Börse durch künstliche Verknappung des Angebots nach oben zu drücken. Als Schwachpunkt der EEX sehen sie die geringen Mengen - nur jede zehnte Kilowattstunde Strom wird an der Börse gehandelt. Der dort ermittelte Preis gilt aber für den gesamten Strommarkt.