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Ein Castor ist ein zur Aufbewahrung und zum Transport von Atommüll konzipierter Spezialbehälter, in dem sich abgebrannte Brennelemente – aber auch hochradioaktive Abfallprodukte aus der Wiederaufarbeitung – verwahren lassen. Der Begriff stellt eine Abkürzung für die englische Bezeichnung „cask for storage and transport of radioactive material“ dar. Ins Deutsche übersetzt bedeutet das „Behälter für die Lagerung und den Transport radioaktiven Materials“.

Inhalt dieser Seite
  1. Das Wichtigste in Kürze
  2. Was ist ein Castor?
  3. Schon gewusst?
  4. Castor-Hersteller und -Typen
  5. Sicherheitsbestimmungen für Castoren
  6. Castor-Transporte in Deutschland
  7. Schon gewusst?
  8. Verwandte Themen
  9. Weiterführende Links
  10. Jetzt Stromtarif sichern

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Castor-Behälter dient der Aufbewahrung radioaktiven Materials.
  • Die massiven, gusseisernen Behälter haben eine Länge von gut 6 Metern und einen Außendurchmesser von etwa 2,5 Metern.
  • Im Inneren der Castoren herrschen anfangs Temperaturen von bis zu 400 Grad Celsius.
  • Castor-Gegnerinnen und Gegner haben die Befürchtung, dass ein Unfall zur radioaktiven Verseuchung einer Fläche von mehreren Quadratkilometern führen könnte.

Was ist ein Castor?

Ein Castor fungiert als Zwischenlagerbehälter für radioaktives Material. Die Behälter gibt es in unterschiedlichen Ausführungen, die auf die Maße der in den verschiedenen Reaktortypen eingesetzten Brennelemente abgestimmt wurden.

Aus technischer Sicht fällt der grundsätzliche Aufbau eines Castor-Behälters aber immer gleich aus: Bei den Transport- und Lagerbehältern handelt es sich stets um eine massive Metallkonstruktion mit einer rund 40 Zentimeter dicken Wand. Diese gewährleistet, dass die darin transportierten oder gelagerten Brennelemente keine Gefahr für die Umgebung darstellen. Darüber hinaus sind die Behälter mit einem Doppeldeckel-Dichtungssystem ausgestattet, das höchsten Sicherheitsanforderungen gerecht wird.

Wie viele Brennelemente in einen Castor passen, kann je nach Ausführung sehr unterschiedlich sein. Das Modell CASTOR V/19 bietet beispielsweise Platz für bis zu 19 Druckwasserreaktor-Brennelemente. Je nach Ausführung kommen Castoren auf eine Brutto-Gesamtmasse von bis zu 130 Tonnen.

Schon gewusst?

Ein Castor-Behälter kostet rund zwei Millionen Euro.

Nach dem Atomgesetz ist für die Beförderung (Paragraph 4) und Lagerung (Paragraph 6) von Kernbrennstoffen eine Genehmigung vom Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE) erforderlich. Auch die Zulassung der Castoren erfolgt durch die Behörde, die als Gutachter aber die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) einsetzt. Aktuell sind die Transportbehälter für einen Zeitraum von 40 Jahren zugelassen.

Castor-Hersteller und -Typen

Die Bezeichnung "Castor" stellt eine Marke der Herstellerfirma Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS) dar. Offiziell dürfen demzufolge lediglich GNS-Behälter als "Castoren" bezeichnet werden. In den Medien und im umgangssprachlichen Gebrauch findet der Begriff jedoch oft auch als Synonym für alle Behälter Verwendung, die der Beförderung von Atommüll dienen.

Neben GNS gibt es noch weitere Unternehmen, die Behälter für radioaktives Material herstellen, beispielsweise die französische Firma Transnucléare und das britische Unternehmen Excellox. In Deutschenland kommen aber hauptsächlich GNS-Castoren zum Einsatz.

Der CASTOR HAW28M: Einer der neuesten GNS-Castoren

Mittlerweile existieren mehrere Generationen von Castor-Behältern. Der jüngste, der rote "CASTOR HAW28M", erhielt seine Genehmigung im Jahr 2009 und wird seit 2010 vorwiegend für Transporte in das Zwischenlager Gorleben verwendet. Die in einem Stück aus Gusseisen gefertigten Behälter sind rund 6 Meter lang und haben einen Außendurchmesser von circa 2,5 Metern. In die Wände der Castoren wurden Kunststoffstäbe aus Polyethylen integriert, welche die Strahlung abschirmen. Im beladenen Zustand wiegt der Castor-Behälter rund 115 Tonnen.

Ein CASTOR HAW28M verfügt über 28 Beladepositionen für Zylinder mit in Glas eingeschmolzenen hochradioaktiven Stoffen aus der Wiederaufarbeitung, die wärmeentwickelnd sind. Diese Glaskokillen müssen für Jahrzehnte oberirdisch zwischengelagert werden, bevor eine Endlagerung möglich ist. Anders als frühere Castor-Typen kann der CASTOR HAW28M auch Abfälle aufnehmen, die noch sehr stark Wärme entwickeln. Nach Angaben der GNS herrschen im Inneren der Castoren anfangs Temperaturen von bis zu 400 Grad Celsius.

Neben dem CASTOR HAW28M werden hierzulande aber noch weitere Castor-Typen genutzt, unter anderem:

  • CASTOR V/19: Maximal 19 Druckwasserreaktor-Brennelemente
  • CASTOR V/52: Maximal 52 Siedewasserreaktor-Brennelemente
  • TN 85: Maximal 28 Glaskokillen
  • TN 900: Maximal 17 Siedewasserreaktor-Brennelemente

Sicherheitsbestimmungen für Castoren

Castor-Behälter zählen zu den sogenannten Typ-B-Verpackungen beziehungsweise -Versandstücken, für die spezifische technische Sicherheitsbestimmungen und höchstzulässige Aktivitätswerte gelten. Auch nach einem schweren Unfall dürfen keine radioaktiven Stoffe in die Umwelt gelangen. Daher müssen Castoren folgenden Unfallszenarien widerstehen können:

  • Aufprall aus 9 Metern Höhe auf ein unnachgiebiges Fundament
  • Aufprall aus 1 Meter Höhe auf einen 15 Zentimeter dicken Stahldorn
  • Feuer (30 Minuten bei 800 Grad Celsius)
  • Druck in 20 Metern Wassertiefe (über acht Stunden)
  • Druck in 200 Metern Wassertiefe (über eine Stunde)

Die Nachweise müssen Hersteller mit einem maßstabsgetreuen Modell oder mittels eines rechnerischen Beweises erbringen. Neben den obligatorischen Anforderungen wurden seitens der Castor-Produzenten aber noch zahlreiche weitere Tests durchgeführt. Die Behälter überstehen beispielsweise auch einen Sturz aus 40 Metern Höhe, einen Brand mit bis zu 1.200 Grad Hitze und die Kollision mit einem 130 Stundenkilometer schnellen Personenzug (Längsseite).

Kritik an den Sicherheitsstandards

Trotz zahlreicher Anforderungen stehen die Sicherheitsbestimmungen für Castoren immer wieder in der Kritik. Atomkraftgegnerinnen und -gegner kritisieren beispielsweise, dass die Castor-Behälter unter unrealistischen Bedingungen getestet worden seien. In der Vergangenheit durften für Tests beispielsweise leere Behälter verwendet werden. Heutzutage greifen die Hersteller meist auf verkleinerte Modelle zurück, was Kritikerinnen und Kritiker ebenfalls monieren. Mitunter wird in diesem Zusammenhang auf Crashtests von Autos verwiesen, bei denen Miniaturmodelle undenkbar wären.

Darüber hinaus argumentieren Kritiker und Kritikerinnen damit, dass die Tests manche Szenarien nicht realistisch beziehungsweise unzureichend abdecken. Bei einem Unfall besteht beispielsweise die Gefahr, dass ein Brand mit Temperaturen von mehr als 800 Grad Celsius entsteht – insbesondere in einem Tunnel. Daher befürchten Castor-Gegnerinnen und Gegner, dass ein Unfall mehrere Quadratkilometer Land radioaktiv verseuchen könnte.

Zudem schirmen die Behälter Neutronenstrahlung schlechter ab als erhofft. Obwohl das Castor-Lager Gorleben nur zu knapp einem Viertel gefüllt ist, prognostizierte der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft 2011 zunächst eine Überschreitung des am Zaun des Zwischenlagers zulässigen Strahlenwertes. Weitere Messungen ergaben jedoch, dass die Strahlung etwas unter dem zulässigen Jahreswert von 0,3 Millisievert blieb.

Castor-Transporte in Deutschland

Der Transport von Castor-Behältern erfolgt vorrangig über das Schienennetz. Lediglich dort, wo keine Bahnanlagen vorhanden sind, wird auf Straßentransporte zurückgegriffen. Aufgrund des Atomausstiegs hat Deutschland Transporte zu Wiederaufbereitungsanlagen seit 2005 eingestellt. Stattdessen wurden neben den Atomkraftwerken standortnahe Zwischenlager errichtet. Zusätzlich dazu gibt es drei zentrale Zwischenlager, die sich in Ahaus, Gorleben und Lubmin befinden.

Schon gewusst?

Infolge des Atomausstiegs hat sich der Bedarf an Castor-Behältern fast verdoppelt. Dieser Umstand geht darauf zurück, dass der Rückbau der Bestandsanlagen erst nach der Entfernung der Brennstäbe aus dem Reaktor beginnen kann.

Das Zwischenlager Gorleben

Bis die Bundesrepublik ein geeignetes Endlager findet und in Betrieb nimmt, muss radioaktives Material in einem Zwischenlager verwahrt werden. Dafür wurde ursprünglich der Standort Gorleben ausgewählt. Ab dem Jahr 1984 begann Deutschland zunächst damit, hier schwach- und mittelradioaktive Abfälle zwischenzulagern. Ab 1995 landeten in dem Zwischenlager auch ausgediente Brennelemente aus Atomkraftwerken. 2013 beschloss die Bundesregierung jedoch, keine weiteren Castoren mehr nach Gorleben zu transportieren, um das Abfalllager nicht weiter zu belasten.

Die Suche nach einem passenden Endlager

Die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union haben sich darauf verständigt, dass diejenigen Länder, die radioaktive Abfälle erzeugen, auch für deren Beseitigung verantwortlich sind. Ein Endlager muss die höchstmögliche Sicherheit für einen Zeitraum von einer Million Jahren gewährleisten. Für radioaktive Abfälle mit vernachlässigbarer Wärmeentwicklung wurde mit dem Erzbergwerk Konrad bereits ein Standort gefunden. Die Suche nach einem passenden Endlager für hochradioaktive Abfälle dauert aktuell (Stand: Mitte 2023) jedoch noch an.

Proteste gegen Castor-Transporte

Seitdem im April 1995 der erste Castor-Transport mit hoch radioaktivem Atommüll durch Deutschland rollte, hat die Beförderung radioaktiven Materials immer wieder zu Protesten geführt. Das gilt insbesondere für Rücktransporte aus der französischen Wiederaufbereitungsanlage in La Hague. An entsprechenden Demonstrationen beteiligten sich in der Vergangenheit mitunter mehrere hundert Aktivistinnen und Aktivisten.

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