Dysgnathie
Der Begriff leitet sich aus den griechischen Wörtern „Dys“ für „Miss“ und „gnathós“ für „Kiefer“ ab. Die Dysgnathie fasst alle Symptome zusammen, die durch eine Fehlstellung der Kiefer, der Zähne oder einer Fehlfunktion des Kauapparates auftreten. Welche Ursachen liegen zugrunde und welche Heilungsmöglichkeiten gibt es?
- Ursachen der Dysgnathie
- Formen der Dysgnathie
- Zu welchen Symptomen kann Dysgnathie führen?
- Welche Möglichkeiten zur Behandlung von Dysgnathie gibt es?
- Wer trägt die Kosten einer Dysgnathiebehandlung?
- Verwandte Themen
- Weiterführende Links
Das Wichtigste in Kürze
- Dysgnathie kann angeboren sein oder erworben werden.
- Symptome für Dysgnathie sind weitreichend und werden nicht zwingend von Beginn an damit in Verbindung gebracht.
- Im Fall einer Operation kann die Dauer der Behandlung einschließlich Vorbereitung und Nachbereitung bis zu vier Jahren betragen.
- Da es sich bei Dysgnathie in den seltensten Fällen um eine ausschließlich kosmetische Operation handelt, übernehmen die Krankenkassen bei einem vorliegenden Heil- und Kostenplan die Aufwendungen.
Ursachen der Dysgnathie
Dysgnathie kann zum einen angeboren sein. Die Kiefer liegen nicht ordnungsgemäß aufeinander oder die Zähne stehen nicht, wie sie normalerweise stehen sollten. Beides kann die Ursache für Kau- oder Sprechstörungen sein.
Auf der anderen Seite stehen die sogenannten erworbenen Fehlstellungen. Diese betreffen in erster Linie die Zahnstellung. Sie resultieren aus:
- einer zu langen Nutzung eines Schnullers,
- Daumenlutschen und
- wenn mit der Zunge gegen die Zähne gepresst wird.
Dysgnathie entsteht häufig in der Zeit des Wachstums, wenn sich die Kiefer in jungen Jahren nicht parallel entwickeln.
Formen der Dysgnathie
Die Medizin unterscheidet drei Formen der Dysgnathie.
Transversale Dysgnathie
Bei diesem Krankheitsbild handelt es sich sowohl um einen Oberkiefer- als auch um einen Unterkieferengstand.
Vertikale Dysgnathie
Von einer vertikalen Dysgnathie ist die Rede, wenn der Biss seitlich oder frontal offen ist, oder der Patient unter einem Tiefbiss leidet.
Sagittale Dysgnathie
Die sagittale Dysgnathie differenziert zwischen mehreren Varianten der Kieferfehlstellung:
- Rückverlagerung des Unterkiefers in Relation zur Schädelbasis.
- Der normal entwickelte Unterkiefer überlagert den verkürzt ausgebildeten Oberkiefer.
- Umgekehrter Überbiss der Schneidezähne.
- Ober- und Unterkiefer stechen deutlich aus der Gesichtsfläche hervor („Schnauzenbildung“).
Zu welchen Symptomen kann Dysgnathie führen?
Die Symptome sind weitreichend und teilweise erst auf den zweiten Blick erkennbar:
- Kiefergelenkbeschwerden
- Mangelhafte Beißfunktion (Fehlbiss, offener Biss, Kreuzbiss etc.)
- Starke Zahnverschachtelungen
- Nicht ausreichender Lippenschluss
- Nasenatmungsbehinderung
- Sprechstörungen (beispielsweise Lispeln)
- Kopfschmerzen, die häufig als Migräne missinterpretiert werden.
- Schnarchen
- Magen-Darm-Störungen durch nicht ausreichendes Kauen
- Nacken- und Rückenschmerzen
Welche Möglichkeiten zur Behandlung von Dysgnathie gibt es?
Je nach Symptom sind sowohl Behandlungen ohne operativen Eingriff als auch mit notwendiger Operation möglich. Bei einer einfachen Zahnfehlstellung kann bereits eine Zahnspange Abhilfe schaffen.
Geht es darum, Kieferfehlstellungen zu beheben, werden komplexe Operationen notwendig. Es handelt sich um eine sogenannte Kieferumstellungsoperation, in deren Rahmen der zahntragende Kieferbogen abgetrennt werden muss. Anschließend wird er in die Normalposition gebracht und dann mit einem Draht am anderen Kiefer fixiert. Es ist nachvollziehbar, dass diese Operation nur unter Allgemeinnarkose erfolgen kann.
Häufig müssen die Kiefer erst durch eine Zahnspange einander „näher“ gebracht werden, bevor eine Operation sinnvoll erscheint. Dieser Prozess nimmt, je nach Fehlstellungsgrad sechs bis zwölf Monate in Anspruch. Wurde der Fehlstellungsgrad im Vorfeld weitgehend optimiert, erfolgt eine Testoperation an einem Gipsmodell des Kiefers. Sind die Ergebnisse der Simulation überzeugend, kommt es zum eigentlichen Eingriff. Im Anschluss an die Operation beginnt nach sechs bis zwölf Monaten die Feinjustierung. In der Summe, abhängig von den Erfolgen der Zahnspange, muss der Patient mit einer Behandlungsdauer von zwei bis vier Jahren rechnen.
Das ideale Alter für eine Operation liegt zwischen dem 15. und 17. Lebensjahr. Zu diesem Zeitpunkt ist das Skelett weitgehend ausgewachsen. Eingriffe sind aber auch zu einem späteren Zeitpunkt möglich.
Was versteht man unter Dysgnathiechirurgie?
Dieser spezielle Zweig der Chirurgie beschäftigt sich ausnahmslos mit der operativen Beseitigung von Fehlstellungen der Kiefer. Darauf spezialisierte Chirurgen arbeiten Hand in Hand mit dem behandelnden Zahnarzt oder Kieferorthopäden zusammen. Die Eingriffe werden häufig nicht in einem allgemeinen Krankenhaus vorgenommen, sondern in darauf spezialisierten Kliniken. Größere Universitätskliniken verfügen allerdings auch über die entsprechenden Ärzte für solche Eingriffe.
Risiken der Dysgnathiechirurgie
Jede Operation birgt ein Restrisiko. Dieses Risiko hängt auch vom jeweiligen Krankheitsbild ab. Bei einer Operation zur Behebung einer Dysgnathie sind die Risiken recht überschaubar und weniger dramatisch als bei einer Herz-OP.
- Nachblutungen: Da der OP ein Klinikaufenthalt folgt, werden diese meist recht schnell gestillt.
- Schwellungen: Schwellungen nach einer Operation sind normal, Kühlung kann schnellere Abhilfe schaffen.
- Blutverlust: Das Risiko fällt aufgrund der Art des Eingriffs gering aus.
- Kiefergelenksbeschwerden: Diese können nach der Operation für eine gewisse Zeit noch größer ausfallen, da sich der Körper erst an die neue Kieferhaltung gewöhnen muss.
- Nervschädigungen: Auch dem besten und erfahrensten Chirurgen kann es passieren, dass er bei einem Eingriff, vor allem bei körperlichen Anomalien, einen Nerv verletzt.
- Infektionen: Der Mund des Menschen ist grundsätzlich ein Tummelplatz für Bakterien, selbst nach dem Zähneputzen. Infektionen sind nicht auszuschließen, aber nicht dramatisch, da sie durch Antibiotika schnell kontrolliert werden können und sich die Heilung nicht all zu sehr verzögert.
Wer trägt die Kosten einer Dysgnathiebehandlung?
Auf den ersten Blick stellen viele Menschen Dysgnathie in die Ecke der Ästhetik. Die Ersatzkassen definieren ihre Leistungen auf der Basis des „medizinisch Notwendigen.“ Ästhetik fällt somit nicht unter den Leistungskatalog. Dies ist aber falsch, betrachtet man die durch Dysgnathie hervorgerufenen Symptome. Wenn nicht bereits der Kieferorthopäde die Notwendigkeit einer Operation mit der Krankenkasse abspricht, wird spätestens der Chirurg im Rahmen des Heil- und Kostenplans der Krankenversicherung die medizinische Notwendigkeit mitteilen. In Kooperation mit dem Kieferorthopäden, der ebenfalls zu seiner Tätigkeit einen Heil- und Kostenplan erstellen muss, ergibt sich das Bild der notwendigen Behandlung.
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Weiterführende Links
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