Vorsicht vor Abzocke bei Verkauf von Lebensversicherungen
Stand: 02.03.2012
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Bonn - Wer seine Lebensversicherung verkaufen will, sollte darauf achten, nicht über den Tisch gezogen zu werden. So warnt die Finanzaufsicht vor dubiosen Anbietern, die beim Aufkauf von Lebensversicherungen mit hohen Beträgen und Renditen locken.
Rund 60 solcher Anbieter stünden im Visier, sagte der Sprecher der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Ben Fischer, am Donnerstag in Bonn und bestätigte einen Bericht der "Financial Times Deutschland" (FTD). Gegen vier Anbieter sei die Finanzaufsicht schon gerichtlich vorgegangen, Hunderte betroffener Bürger hätten Strafanzeige gestellt, mehrere Staatsanwaltschaften ermittelten.
Wer eine Lebensversicherung hat, könnte etwa wegen Geldnot zum Verkauf der Police gezwungen sein. Da die normalen Rückkaufwerte der Versicherer meist niedrig sind, werben laut "FTD" dubiose Anbieter über Internet, E-Mails und Callcenter mit deutlich höheren Beträgen. Wenn aber nur ein Teil direkt und der Rest in Raten ausgezahlt werden soll und zugleich "traumhafte Renditen" versprochen würden, sei Vorsicht geboten. "Oft steckt dahinter den Finanzermittlern zufolge ein Schneeballsystem - am Ende lösen die Betrüger die Versicherungspolicen ein und machen Kasse."
Seit 2009 haben die Finanzermittler laut "FTD" verstärkt Anbieter aufgespürt, die Lebensversicherungen aufkaufen und dabei in Raten zahlen wollen. "Wir beobachten die Entwicklung in diesem Markt mit großer Sorge", sagte BaFin-Exekutivdirektor Michael Sell dem Blatt. Bei der großen Mehrheit der Anbieter gebe es große Zweifel, dass das gegebene Renditeversprechen realistisch sei. "Der Innovationskraft der Abzocker sind hier keine Grenzen gesetzt." Gutgläubige würden auch in den Schwarzen Kapitalmarkt gelockt.
"Jedes einzelne dieser Anlageangebote hat ein Schadenspotenzial im mindestens siebenstelligen Bereich", wird Sell in dem Bericht zitiert. Gegen den reinen Verkauf einer Police, bei dem der Kaufpreis sofort bezahlt werde, sei nichts einzuwenden. "Aber wir wollen vor den Abzockern warnen."
Allein im Jahr 2010 wurden laut "FTD" Policen im Wert von 13,1 Milliarden Euro storniert. Seit 1999 haben Versicherte in Deutschland die Möglichkeit, ihre Versicherung auf dem sogenannten Zweitmarkt zu veräußern. Die Konditionen sind dabei meist besser als direkt beim eigenen Versicherer.
"Wir haben kein Problem mit den Lebensversicherungen als solchen, aber mit diesem Zweitmarkt", sagte BaFin-Sprecher Fischer der Nachrichtenagentur dpa. Die Lockangebote seien auch deshalb problematisch, weil sie teilweise erlaubnispflichtig seien. Wenn es hier den Verdacht auf unerlaubte Bankgeschäfte und Betrug gebe, sei dies Sache für staatsanwaltschaftliche Ermittlungen.