Versicherungsbetrug verursacht Schäden in Milliardenhöhe
Stand: 12.07.2011
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Köln - Versicherungsbetrug verursacht allein bei den deutschen Schadens- und Unfallversicherern jährlich Schäden in Höhe von etwa vier Milliarden Euro. Rund zehn Prozent des gesamten Schadensaufkommens von 42 Milliarden Euro seien nach Schätzungen der Branche fingiert, erklärte am Dienstag der Vorsitzende der Kommission Kriminalitäts- und Geldwäschebekämpfung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Thomas Leicht.
Das Problem der Branche: Das Unrechtsbewusstsein vieler Bundesbürger beim Thema Versicherungsbetrug ist gering. Nach einer repräsentativen Umfrage der Branche sieht jeder fünfte Verbraucher Versicherungsbetrug als Kavaliersdelikt. Vier Prozent der Befragten räumten ein, in den vergangenen fünf Jahren selbst die Versicherung übers Ohr gehauen zu haben. Doch sei die Grauzone hier wohl erheblich höher, glauben die Versicherer.
Zurzeit besonders in Mode: falsche Schadensmeldungen bei Laptops, Smartphones und Flachbildschirmen. Bei einer Sonderuntersuchung von Laptop-Schäden erwiesen sich laut GDV 45 Prozent der gemeldeten Schäden als unbegründet. Bei 36 Prozent konnte demnach eine Betrugsabsicht nachgewiesen werden. Bei weiteren neun Prozent gaben die Kunden ihre Forderung auf, nachdem der Versicherer um Zusendung des Gerätes zur Begutachtung gebeten hatte. Gerade bei Modellwechseln bei Computern und Smartphones gebe es auffällige Schadenshäufungen, heißt es in der Branche.
Keine Bagatellgrenzen mehr
Rund 40 Prozent der Bundesbürger glauben der Umfrage zufolge, vor allem private Haftpflicht- und Hausratversicherungen seien leicht zu betrügen. In der Praxis wird dabei nach den Erfahrungen der Versicherer allerdings nur selten ein Schaden frei erfunden. Viel häufiger wird die Höhe des Schadens übertrieben oder der Schadensverlauf wird etwas anders dargestellt, um in den Genuss der Versicherung zu kommen.
Allerdings sei die Wahrscheinlichkeit, bei einem Betrugsversuch erwischt zu werden, gestiegen, sagte Leicht. Bagatellgrenzen, unterhalb derer keine Plausibilitätsprüfungen stattfänden, gebe es bei vielen Versicherern nicht mehr.
Schadensexperten der Versicherer lassen inzwischen nagelneue Smartphones auf Steinböden fallen, treten auf Laptops oder schmeißen Fernseher um, um die Folgen zu begutachten und mit denen der gemeldeten Schäden zu vergleichen. Das Ergebnis: "Die meisten Geräte sind stabiler als man annimmt", verrät der Sachverständige Sascha Lember. Häufig sei bei Betrugsfällen das Schadensbild der eingereichten Geräte völlig übertrieben und passe nicht annähernd zum geschilderten Ablauf der Ereignisse.
Wer beim Versicherungsbetrug erwischt wird, muss mit gravierenden Folgen rechnen: Nicht nur mit der Verweigerung der Zahlung, sondern auch mit der Kündigung des Vertrages, mit einer Anzeige und damit, das die Versicherung die entstandenen Kosten - etwa für Gutachten - geltend macht.