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Unisex-Versicherungen: Branche erwartet teurere Tarife

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Berlin - Der Europäische Gerichtshof hatte Anfang des Jahres entschieden, dass es spätestens ab Ende 2012 einheitliche Versicherungstarife für Männer und Frauen geben muss. Das dürfte nach Einschätzung der Versicherungsbranche zu höheren Tarifen führen. Verbraucherschützer verlangen eine Überprüfung der Kalkulation.

Wegen der Einführung einheitlicher Tarife für Männer und Frauen ab spätestens Ende 2012 müssen sich die Versicherten in Deutschland nach Branchenangaben auch auf höhere Beiträge einstellen. "Je nach Versicherungsprodukt können sich die Prämien mal für Frauen, mal für Männer erhöhen", sagte Hasso Suliak vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa mit Blick auf eine jüngst veröffentlichte Studie im Auftrag des Branchenverbands.

Hintergrund für diese sogenannten Unisex-Tarife ist eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) vom März 2011. Derzufolge dürfen sich Versicherungstarife künftig nicht mehr nach dem Geschlecht richten. Bislang berechnen die Unternehmen die Beiträge nach Risikofaktoren, die sie bei Männern und Frauen zum Teil unterschiedlich einschätzen. Weil Frauen durchschnittlich länger leben, müssen sie zum Beispiel in der Rentenversicherung höhere Prämien bezahlen als Männer.

Bereits bestehende Verträge und Tarife sind von der Anpassung ausgenommen. Dies hatte die EU-Kommission in der vergangenen Woche mitgeteilt. So können bei Altverträgen, die sich - wie in Deutschland üblich - automatisch verlängern, auch nach dem Stichtag 21. Dezember 2012 unterschiedliche Prämien erhalten bleiben.

Deutlich nach oben gehen dürfte es nach Angaben des GDV beispielsweise bei den Tarifen von Risikolebensversicherungen für Frauen: In der vom Verband in Auftrag gegebenen Studie des Beratungsunternehmens Oxera muss mit Prämienerhöhungen von mindestens 30 Prozent gerechnet werden. Auch die Kfz-Versicherung, in der Männer bislang mehr als Frauen bezahlen mussten, dürfte für Frauen teurer werden. Hier wird ein Plus von mindestens 11 Prozent erwartet. Bei der privaten Rentenversicherung müssen Männer demnach sogar mit im Schnitt 5 Prozent weniger Leistung rechnen.

Der Bund der Versicherten geht ebenfalls von höheren Beiträgen aus: "Das geht gar nicht anders", sagte der Vorstandschef des Bundes der Versicherten, Axel Kleinlein, der dpa. Er forderte die Konzerne angesichts der Erfahrung mit Unisex-Tarifen bei der Riester-Rente aber auf, ihre Grundannahmen für die Kalkulation auf den Prüfstand zu stellen. "Bei einem Riester-Vertrag ist es jetzt schon so, dass zum Teil mit einer Lebenserwartung von bis zu 105 Jahren kalkuliert wird."