Trendwende: Kfz-Versicherungsprämien steigen wieder
Stand: 18.03.2010
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Berlin – Deutschlands Autofahrer müssen sich offenbar erstmals seit Jahren wieder auf steigende Kfz-Versicherungsprämien einstellen. Es gebe erste Anzeichen, dass die von der Versicherungsbranche lange erhoffte Trendwende zu mehr Einnahmen und Ertrag im Kfz-Geschäft eingeläutet sei, sagte Frank Keuper vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) am Donnerstag in Berlin. Im Vergleich zum Vorjahr sei das Tarifniveau um 1,8 Prozent gestiegen.
Allerdings sei dies für die Branche erst «ein kleines Licht am Ende des Tunnels», schränkte Keuper auf Nachfrage der ddp/Dow Jones Wirtschaftsnachrichten ein. Dieser Beitragszuwachs reiche noch nicht einmal aus, um den Prämienrückgang um rund vier Prozent im Vorjahr wettzumachen. Der anhaltende scharfe Wettbewerb unter den Versicherern könne sogar bewirken, dass auch dieses Jahr die Prämieneinnahmen noch einmal zurückgingen.
Im Vorjahr waren die Einnahmen laut GDV um 1,5 Prozent auf 20,1 Milliarden Euro gesunken. Es war der fünfte Rückgang in Folge. Die durchschnittliche Jahresprämie in der Kfz-Haftpflichtversicherung fiel weiter um 3,5 Prozent auf 218 Euro. Die Jahresprämien in der Voll- und Teilkasko gingen um jeweils rund 3 Prozent (Vollkasko: 263 Euro; Teilkasko: 82 Euro) zurück.
Bisher habe sich der scharfe Wettbewerb in der Branche zum Wohle der Kunden ausgewirkt, sagte Keuper. Sie profitierten davon, dass sich der Kfz-Prämiensatz preisbereinigt seit Ende der 1980er-Jahre annähernd halbiert habe. Aktuell liege er nominal auf dem Niveau dieser Zeit und sei weit entfernt von dem, was man heute als auskömmliche Tarife für die Kfz-Versicherer bezeichnen könne.
Wegen des anhaltenden Wettbewerbsdrucks und der Abwrackprämie, die auch eine Wanderung zu prämiengünstigeren Pkw-Typklassen in der Haftpflicht mit sich brachte, wuchs der versicherungstechnische Verlust der Kfz-Sparte Im vergangenen Jahr laut GDV auf 700 Millionen Euro. 2008 waren es 330 Millionen Euro.
Keuper relativierte Angaben einer Unternehmensberatung, dass sich in der Haftpflicht seit Jahresbeginn 27 von 33 neuen Tarifen gegenüber dem Vorjahr verteuert hätten, in der Spitze um mehr als 11 Prozent. Beim Vollkasko- und Haftpflichtschutz seien die Prämien bei 60 von 71 Tarifen um mehr als elf Prozent gestiegen. Dabei handle es sich offenbar nur um Neutarife. Berücksichtigen müsse man auch die Inflationsrate und die diesjährige Rückstufung in den Schadensfreiheitsklassen. Allein letztere bringe Prämienrückgänge um zwei bis drei Prozent für die Versicherer, die kompensiert werden müssten.