Studie: Privatversicherte müssen Versicherungslücken fürchten
Stand: 11.06.2012
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Berlin - Einer neuen Studie zufolge müssen privat Krankenversicherte im Krankheitsfall teils deutliche Versicherungslücken fürchten. Da sich die Makler beim Verkauf der Versicherungen oftmals an den Provisionen als am Kundenwohl orientierten, "werden im Ergebnis PKV-Billigtarife und andere PKV-Tarife mit teilweise existenziellen Leistungsausschlüssen im Krankheitsfall verkauft", so die Beratungsfirma PremiumCircle und das Kieler Institut für Mikrodaten-Analyse am Montag in Berlin.
Zuvor hatte bereits der "Spiegel" unter Berufung auf die Untersuchung berichtet, dass mehr als 80 Prozent der Tarifsysteme der PKV weniger als die gesetzliche Krankenversicherung leisteten. Die Studienautoren nannten etwa Anschlussbehandlungen oder Psychotherapien als Beispiele für Lücken bei manchen Tarifen der privaten Krankenversicherung (PKV) im Vergleich zu den gesetzlichen Kassen.
PremiumCircle-Chef Claus-Dieter Gorr sagte, aufgrund mangelnder Vorgaben gebe es in der PKV Bereiche des Marktversagens. "Zur Korrektur sind transparente Pflichtangaben über den jeweils versicherten Leistungskatalog sowie Mindestkriterien als Richtschnur für Versicherungsbedingungen umzusetzen und Provisionsexzesse zu beenden."
Die Studienautoren betrachteten 208 Tarifsysteme von 32 Privatkassen: 1567 Kombinationen bezüglich der abgesicherten Leistungen und verschiedene Alters- und Geschlechtskombinationen ergäben hier nicht weniger als 250.000 unterschiedliche Preise.
PKV-Verbandsdirektor Volker Leienbach hielt im Sender MDR INFO dagegen, alle Tarife der privaten Kassen erfüllten den Mindestversicherungsschutz. Die privaten Kassen deckten darüber hinaus vieles ab, was es in der gesetzlichen Versicherung nicht gebe - etwa Zahnersatz, Brillen oder Versicherungsschutz im Ausland.
Laut Studie gibt es auch bei der gesetzlichen Krankenversicherung schwere Probleme: Wettbewerb nur auf dem Papier, viel Bürokratie und wenig finanzielle Nachhaltigkeit. Nötig seien umfassende Reformen in beiden Bereichen.
Teilweise dramatische Beitragssteigerungen und angeblich vermehrt zu gesetzlichen Kassen abwandernde Privatversicherte hatten die PKV zuletzt verstärkt in die Schlagzeilen beraten lassen.