Private Krankenversicherung: worauf Umsteiger achten sollten
Stand: 30.07.2010
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Elmshorn - Der Wechsel in die private Krankenversicherung ist mit vielen Vorteilen verbunden. Gerade jüngere "Umsteiger" zahlen deutlich niedrigere Beiträge und bekommen dafür bessere Leistungen beim Arzt. Dennoch will der Wechsel gut überlegt sein, um das Optimum herauszuholen.
Die meisten Versicherer überlassen es den Kunden, sich aus mehreren Paketen eine individuelle Gesamt-Versicherung zusammenzustellen. Die Versicherten entscheiden selbst, welchen Schutz sie für ambulante, stationäre und zahnmedizinische Behandlung brauchen. Allerdings sollte man sich dabei nicht zu sehr vom gegenwärtigen gesundheitlichen Befinden leiten lassen. Vielmehr sollten auch die kommenden 20 oder 30 Jahre in die Überlegungen einbezogen werden.
Vor diesem Hintergrund sollte der Schutz ausgewählt werden. Erfahrungsgemäß ist es immer leichter, einen sehr guten Schutz abzuspecken. Deutlich schwerer ist es hingegen, einfachen Schutz aufzustocken. Denn oftmals ist damit ein neuer Gesundheitscheck verbunden, in dessen Folge höhere Prämien drohen. Gerade bei sehr billigen Einsteigertarifen und Lockvogelangeboten sollte man auch daran denken, dass eine Krankenversicherung im Ernstfall helfen und einen nicht von der Hilfe fernhalten soll. Das aber tun Tarife, bei denen die Leistungsdecke dünn und mit hohen Selbstbeteiligungen versehen ist.
Leistungsumfang und Kostenanstieg im Auge behalten
Im Tarif sollten freie Arzt- und Krankenhauswahl, Zweibettzimmer mit Chefarztbehandlung in der Klinik, Zahnersatz, Zahnimplantate und Inlays bis 65 Prozent Kostenübernahme und 90 Prozent bei Zahnbehandlungen inbegriffen sein. Außerdem sollte für Arzt- und Zahnarzthonorare der Höchstsatz (3,5fach) der jeweiligen Gebührenordnung gewählt werden.
Grundsätzlich sollte sich der junge Privatversicherte aber darüber im Klaren sein, dass die Beiträge nicht stabil bleiben, sondern steigen. Denn ein heute 30-Jähriger wird für den gleichen medizinischen Schutz zu Rentenbeginn etwa das 3-fache bezahlen.
Konkret heißt dass, dass der heutige Schutz in 35 Jahren nicht mehr beispielsweise 320 Euro monatlich, sondern rund 960 Euro kosten wird. Damit ist die aktuelle Beitragsersparnis das Geld für morgen.
Wer das Geld nicht zurücklegt, wird im Alter - wenn medizinsicher Schutz besonders wichtig ist - in einen Basistarif wechseln müssen und nur noch auf dem gesetzlichen Niveau krankenversichert sein.
Vorerkrankungen sind wahrheitsgemäß anzugeben
Oft ist der Wunsch nach einem Wechsel in die Private so groß, dass Antragsteller nicht davor zurückschrecken, den Gesundheitszustand im Antrag zu frisieren, um den gewünschten Schutz günstig zu bekommen. Doch ein solches Verschweigen kann sehr teuer werden. Wenn die Versicherung von den falschen Angaben erfährt, verlieren Versicherte ihren Schutz. In den ersten drei Vertragsjahren sogar auch dann, wenn sie den Antrag nur versehentlich falsch ausfüllen. Und das Risiko, dass ein Schwindel auffliegt ist hoch, weil man seine Ärzte immer von der Schweigepflicht entbinden muss.
Privat Krankenversicherte gehen zumeist in finanzielle Vorleistung
Zudem sollte bedacht werden, dass Privatversicherte in aller Regel ihre Arztrechnungen erst einmal selbst zahlen müssen. Denn die Zahlungsfristen der Ärzte sind oftmals kürzer als die Erstattungsfristen der Krankenversicherung. Je nach monatlichem Budget und Krankenstand können solche Vorabrechnungen bei größeren Untersuchungen oder teureren Medikamenten schon einmal mit einigen Hundert Euro zu Buche schlagen. Wer wechseln will, sollte den finanziellen Spielraum also mitbringen.