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Niedrigzinsen machen Lebensversicherungen das Leben schwer

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Frankfurt/Main - Die klassische Lebensversicherung strahlt aktuell nur wenig Attraktivität aus und steckt in der Zinsfalle. Welche Auswirkungen hat das auf die Branche - und die Versicherten?

Solange die Billiggeldflut der Notenbanken anhält, können die Versicherer die notwendige Rendite für hochverzinste Altverträge kaum noch am Kapitalmarkt erwirtschaften. Die Folgen für die Kunden sind bitter. So senkt Branchenprimus Allianz seine laufende Verzinsung - Garantiezins und Überschussbeteiligung - im kommenden Jahr auf 3,4 Prozent auf den Sparanteil der Prämie. 2014 waren es noch 3,6 Prozent. Auch andere Assekuranzen treten auf die Bremse. Die auf die Branche spezialisierte Ratingagentur Assekurata rechnet bei privaten Rentenversicherungen im Schnitt mit einem Rückgang der laufenden Verzinsung um 0,25 Prozentpunkte auf 3,15 Prozent.

Neuabschluss wegen der gesenkten Garantiezinsen "noch unattraktiver"

"Gemessen an der Rendite anderer Finanzprodukte ist das aber noch vergleichsweise viel", sagt Assekurata-Geschäftsführer, Reiner Will. Alf Neumann, Produktvorstand bei der Allianz Leben, sieht es so: "Der Wert der Lebensversicherung tritt heute sogar noch stärker zutage, weil sie Schwankungen am Kapitalmarkt glättet und ihre Verzinsung im Verhältnis zu anderen Anlagen auf hohem Niveau bleibt."

Was bedeuten die Niedrigzinsen für Neuabschlüsse? Der vom Bundesfinanzministerium festgesetzte Garantiezins für Neuverträge sinkt im kommenden Jahr von 1,75 auf nur noch 1,25 Prozent. "Neukunden müssen sich die Frage stellen, ob die Rendite angemessen ist angesichts der langfristigen Bindung bei einer Lebensversicherung", sagt Will. Niels Nauhauser, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, hält klassische Lebensversicherungen für die Vermögensbildung wenig geeignet. Ein Neuabschluss sei wegen der gesenkten Garantiezinsen "noch unattraktiver". "Nach Kosten reichen die Zinsen nicht, um die Preissteigerung auszugleichen." 

Finanzielle Einbußen für ausscheidende Versicherte

Zum Vergleich: In der Vergangenheit erhielten Kunden beim Abschluss einer klassischen Lebensversicherung noch bis zu 4 Prozent zugesichert. Die Versicherer müssen dieses Versprechen weiterhin erfüllen. In Zeiten niedriger Zinsen lassen sich mit sicheren Kapitalanlagen aber kaum entsprechenden Renditen erwirtschaften. Die anhaltend niedrigen Zinsen wirkten wie ein "schleichendes Gift", sagte Munich Re-Chef Nikolaus von Bomhard jüngst "Spiegel Online".

Das schlägt sich auch bei der Beteiligung der Kunden an den sogenannten Bewertungsreserven am Ende des Vertrages nieder. Auf Geheiß der Politik müssen die Versicherer deutlich kappen - das bedeutet finanzielle Einbußen für ausscheidende Versicherte. "Manche Kunden haben durch die Einführung der Beteiligung an Bewertungsreserven 2008 zufällig massiv profitiert. Das ist jetzt ein Stück weit zum Vorteil der Gemeinschaft aller Versicherten wieder zurückgeführt", sagt Neumann.

Die Unternehmen dürfen die Kursgewinne aus festverzinslichen Papieren nur noch ausschütten, wenn Garantiezusagen für die restlichen Versicherten auch sicher sind. "De facto sind davon alle Versicherer betroffen", sagt Will. Solange die Kapitalmarktzinsen niedrig bleiben, greift die Beschränkung.

Ohne die gesetzliche Sperre hätten die Unternehmen nach Berechnungen der Bundesbank 10,9 Milliarden Euro bis 2017 aufbringen müssen. Doch trotz der Entlastung sind die Aussichten für die Branche in Europa nicht rosig: "In acht bis elf Jahren könnten einige Versicherer Probleme haben, ihre Verpflichtungen gegenüber den Versicherungsnehmern zu erfüllen", warnte vor kurzem der Chef der europäischen Versicherungsaufsicht Eiopa, Gabriel Bernardino.

Nicht nur auf Rendite achten

Assekurata-Geschäftsführer Will mahnt daher: "Kunden sollten nicht nur auf die Rendite, sondern auch auf die Finanzausstattung der Unternehmen achten." Er erwartet, dass immer mehr Assekuranzen Lebensversicherungsprodukte ohne die klassischen Zinsgarantien auf den Markt bringen. Im Gegenzug sollen die Kunden von höheren Renditechancen profitieren, wenn es am Kapitalmarkt aufwärtsgeht.

Eine weitere Alternative: Fondsgebundene Lebensversicherungen. Nauhauser sind dabei vor allem die Kosten ein Dorn im Auge. "Der Kunde wird zwei Mal belastet: Bei Vertragsabschluss und durch laufende Verwaltungskosten."