Nach Unwettern: Größeres Interesse an Elementarversicherung
Stand: 28.07.2016
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München - Immer mehr Hausbesitzer sorgen sich, dass ihr Eigentum durch Naturkatastrophen beschädigt werden könnte. Nach den schweren Unwettern in den vergangenen Wochen melden Versicherungen einen sprunghaften Anstieg des Interesses an einer Elementarschadenversicherung.
Und von 2002 bis heute hat sich der Anteil der Hausbesitzer mehr als verdoppelt, die sich gegen Überschwemmung und andere Elementarschäden versichern, wie aus Zahlen des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hervorgeht - von 19 auf heute knapp 40 Prozent.
Deutlich mehr Versicherte im Süden des Landes
Der bundesweite Durchschnitt verdeckt allerdings eine erstaunliche Tatsache: Die Hausbesitzer sind in einigen Bundesländern sehr viel sorgloser als in anderen. Norddeutsche sind offensichtlich am wenigsten ängstlich - oder am leichtsinnigsten.
So haben in Bremen haben nach den Zahlen des Gesamtverbands lediglich 15 Prozent der Hausbesitzer eine Elementarversicherung abgeschlossen, in Niedersachsen 16, in Hamburg 17 und in Schleswig-Holstein 18 Prozent. In fast allen anderen Bundesländern sind die Versicherungsquoten höher, nur das Saarland rangiert mit 16 Prozent ebenfalls am unteren Ende der Skala. Unter dem Bundesdurchschnitt liegen auch Berlin, Bayern und Hessen mit jeweils 27 Prozent.
In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen dagegen haben jeweils über 40 Prozent der Hausbesitzer einen Elementarschutz abgeschlossen - diese Bundesländer wurden sowohl vom Elbehochwasser 2002 als auch von den Pfingstfluten 2013 getroffen. Spitzenreiter ist mit 95 Prozent Baden-Württemberg, das einzige Bundesland, in dem es früher eine Pflichtelementarversicherung gab.
Unwetter lassen Nachfrage steigen
Zumindest steigt die Nachfrage relativ kontinuierlich. In den letzten fünf Jahren gab es etwa bei der HUK Coburg einen deutlichen Zuwachs von rund 30 Prozent bei den Neuabschlüssen, wie ein Sprecher auf Anfrage sagte.
Die Unwetter im Mai und Juni mit ihren blitzartigen Sturzfluten aber hatten noch einmal einen fast ebenso blitzartigen Anstieg des Interesses zur Folge. So gab es im Juni bei der HUK Coburg viermal so viele Anfragen wie im Vorjahresmonat.
Und bei der Kölner DEVK stiegen im vergangenen Monat die Vertragsabschlüsse im "sonstigen Sachgeschäft", zu dem die Wohngebäudeversicherung mitsamt Elementarschutz zählt, im Vergleich zum Vorjahresmonat um 47 Prozent. "Es kommt immer ein Schub nach solchen Ereignissen wie im Juni", heißt es auch bei der Janitos Versicherung in Heidelberg.
Auch die Allianz als größter deutscher Versicherer meldet stark gestiegene Nachfrage, indes ohne Zahlen zu nennen. "Dies ist ein typisches Verhalten nach einer Unwettersituation, das im Schnitt circa drei Monate anhält und sich dann wieder normalisiert", heißt es bei der Allianz Deutschland im Münchner Vorort Unterföhring.
Versicherer halten nichts von Pflichtversicherung
Der Trend zur Elementarversicherung beruht jedenfalls nicht auf irrationalen Ängsten. Die normale Gebäudeversicherung deckt Sturm und Hagel ab, nicht aber Überschwemmungen.
Nach den Untersuchungen der Fachleute für Naturkatastrophen beim Münchner Rückversicherer MunichRe hat in den vergangenen Jahrzehnten die Häufigkeit schwerer Unwetter tatsächlich zugenommen - und dementsprechend sind auch die Schäden höher.
So gab es in den gesamten achtziger Jahren deutschlandweit nur ein "schweres Ereignis", das einen Schaden von mehr als 300 Millionen Dollar anrichtete. Inzwischen treten solche "schweren Ereignisse" regelmäßig auf - in diesem Jahrzehnt bisher 2011, 2013, 2014, 2015 und 2016. Allerdings deckt auch die Elementarversicherung nicht alle Schäden ab: Nicht versichert sind solche, die durch steigendes Grundwasser verursacht werden.
Nach jedem neuen schweren Unwetter wird wieder über eine Pflichtversicherung gegen Elementarschäden debattiert. Die Versicherungsbranche hält davon nicht viel: "Würden die Schäden von einer Pflichtversicherung bezahlt, würde die Motivation von Bund, Ländern und Kommunen sinken, in den Hochwasserschutz zu investieren", sagt GDV-Sprecherin Kathrin Jarosch. "Die Schäden würden sogar zunehmen."