Lebensversicherungen mit Garantieziens werden immer seltener
Stand: 26.05.2015
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München - Lebensversicherungen mit Garantieziens gelten als Lieblinge der Altersvorsorge, da die Verzinsung festgeschrieben ist. Für die Versicherer wird das lebenslange Vergütungsversprechen in Zeiten von Mini-Zinsen zum Problem. Als erster großer Versicherer zieht sich die Generali Versicherung nun aus dem Geschäft mit den klassischen Lebensversicherungen zurück und bietet in Neuverträgen keinen Garantiezins an. Andere Versicherer dürften folgen. Generali sprach von einer "neuen Normalität" in der Lebensversicherung.
Zwar gibt es auch künftig noch Lebensversicherungen: Was diese letztlich aber als Verzinsung liefern, ist offen: Einen versprochen Zins gibt es in vielen neuen Policen schon nicht mehr. Die Generali Versicherung kündigte an, künftig das Angebot an fondsgebundenen Versicherungen und Produkten mit "geringer Kapitalintensität" zu verstärken. Alte Verträge haben aber weiterhin Bestand.
Verbraucherschützer sehen die Abkehr vom Garantiezins bei den Lebensversicherern kritisch: Denn gerade die Planbarkeit galt lange Zeit als größter Vorteil und war ein Grund dafür, dass es immer noch mehr als 90 Millionen Verträge in Deutschland gibt. Wer noch eine Lebensversicherung aus alten Zeiten in der Schublade hat, kann sich freuen: Mitte der 90er Jahre sicherten die Versicherer den Kunden noch eine Verzinsung von vier Prozent zu - über die gesamte Versicherungsdauer. Genau diese Verträge haben die Anbieter in den vergangenen Jahren massiv unter Druck gebracht, weil sie diese hohen Zinsen an den Kapitalmärkten selbst kaum erwirtschaften können.
Für Neuverträge liegt der Garantiezins, der vom Bundesfinanzministerium festgelegt wird, seit Anfang des Jahres nur noch bei 1,25 Prozent. Hinzu kommt die freiwillige Überschussbeteiligung, über die Versicherer je nach Wirtschaftslage und Erfolg ihrer Anlagestrategie jedes Jahr neu entscheiden. Im Durchschnitt lag die Verzinsung aus Garantiezins und Überschussbeteiligung nach Angaben der Ratingagentur Assekurata im vergangenen Jahr bei 3,54 Prozent.
Bei der Allianz verzichten viele Kunden inzwischen bereits auf den Garantiezins, weil sie auf höhere Erträge hoffen. Der Marktführer hatte vor zwei Jahren zum Befreiungsschlag ausgeholt und zusätzlich zu den klassischen Verträgen neue Lebensversicherungen ohne Garantiezins auf den Markt gebracht. Garantiert wird nur der Erhalt der eingezahlten Beiträge sowie eine lebenslange Mindestrente - dafür winken im Gegenzug höhere Gewinne, wenn sich die Lage an den Kapitalmärkten bessert.
Das Experiment wurde von der Konkurrenz aufmerksam verfolgt - und lief besser als erwartet: Mehr als 100 000 Verträge schloss die Allianz bereits ab. Inzwischen macht der Versicherer nach eigenen Angaben einen großen Teil des Neugeschäfts in der Altersvorsorge mit diesen Verträgen. Der Garantiezins sei im Niedrigzinsumfeld nicht kaufentscheidend, sagte der Chef der Allianz Leben, Markus Faulhaber, vor wenigen Wochen. "Werthaltige Garantien sind für die Menschen bei der Altersvorsorge wichtig - aber nicht unbedingt in Form eines Garantiezinses."
Der Bund der Versicherten sieht das anders. "Der Garantiezins ist der wichtigste Grund für die Verbraucher, überhaupt eine Lebensversicherung für die Altersvorsorge abzuschließen", sagte Sprecherin Bianca Boss. Ohne diese Zusage könnten die Versicherten überhaupt nicht mehr nachvollziehen, womit sie am Ende rechnen könnten. "Dann ist die Lebensversicherung nur noch ein intransparentes Produkt ohne Garantien." Für den Todesfall-Schutz ist aus Sicht der Verbraucherschützer eine Risiko-Lebensversicherung ausreichend. Sie ist deutlich günstiger als eine kapitalbildende Lebensversicherung, da sie nur im Todesfall des Versicherten ausgezahlt wird und Angehörige damit finanziell absichern kann. Die Frage nach der privaten Altersvorsorge löst das allerdings nicht. Ein Patentrezept, wie diese am besten gestaltet wird, hat derzeit wohl niemand parat.