Lebensversicherung: Düstere Aussichten für die Branche
Stand: 26.11.2014
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Frankfurt/Main - Düstere Aussichten für die Branche der Lebensversicherer: Statt wie früher hohen Zinsen und beträchtlichen Steuervorteilen, sehen sich die Anbieter von Lebensversicherungen heute einem harten Wettkampf mit immer komplexeren Produkten gegenüber. Dies stellt eine Studie fest, die die Unternehmensberatung Towers Watson vorstellte.
Die Branche befinde sich "erst am Anfang eines rigorosen Strukturwandels", sagte Towers-Watson-Geschäftsführer Frank Schepers. Für die Studie befragte die Unternehmensberatung 45 der 76 größten in Deutschland tätigen Lebensversicherer nach ihren Prognosen für die Zukunft ihrer Branche. Demnach sehen die Unternehmen besonders auf unabhängige Versicherungsvermittler, die Produkte mehrerer Anbieter verkaufen, schwere Zeiten zukommen.
"Anbieter müssen Vergütungsmodelle umgestalten"
Das neue Lebensversicherungsreformgesetz (LVRG) der Bundesregierung erschwert demnach hohe Abschlussprovisionen, durch die insbesondere unabhängige Makler sich finanzieren. Die Anbieter kämen nicht darum herum, ihre Vergütungsmodelle umzugestalten und vermehrt sogenannte Bestandsprovisionen einzuführen, erklärte Schepers. Bestandsprovisionen zahlt das Versicherungsunternehmen an seine Vermittler für Betreuungsleistungen von bereits bestehenden Versicherungen. Sie sind bei Lebensversicherungen bislang die Ausnahme.
Verändertes Kundenverhalten: Trend zum Online-Abschluss
Eine weitere Herausforderung für die Versicherungsbranche sei das veränderte Kundenverhalten: "Langfristig müssen sich die Versicherer auf ein eher hybrides Kundenverhalten einstellen", sagte Martin Baier von Towers Watson. Die Tendenz gehe dahin, dass Kunden sich von Beratern über Produkte informieren ließen und sie danach selbst im Internet abschlössen.
Im Gegensatz zu anderen Versicherungsprodukten wie etwa einer Kfz-Versicherung würden zwar noch nicht so viele Lebensversicherungen online abgeschlossen, doch viele Lebensversicherer entwickelten an das Internet angepasste Angebote, erklärte Schepers. Eine Möglichkeit, Berater in Zukunft an dem Abschluss von Verträgen im Internet zu beteiligen, sei das sogenannte Co-Browsing. Der Versicherungsmakler schaltet sich dem Kunden dabei online zu.