Kfz-Versicherer rutschen immer weiter in die roten Zahlen
Stand: 23.11.2010
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dapd
Berlin - Deutsche Kfz-Versicherer steuern auf Rekordverluste zu. Das Minus der Branche werde in diesem Jahr voraussichtlich auf über eine Milliarde Euro steigen, sagte der Vorsitzende des Hauptausschusses Schaden und Unfallversicherung des Branchendachverbandes GDV, Robert Pohlhausen, der Nachrichtenagentur dapd in Berlin. Er konkretisierte damit Angaben, dass die Kfz-Versicherer trotz der Trendwende hin zu steigenden Beiträgen aufgrund eines um zwei Prozent höheren Schadenaufwands noch tiefer in die roten Zahlen rutschen. Im vergangenen Jahr waren die Verluste durch den harten Preiskampf der Versicherungen mit sinkenden Prämien bei steigenden Schadenskosten von 400 Millionen Euro 2008 auf rund 800 Millionen Euro gewachsen.
Daher habe die große Mehrheit der Kfz-Versicherer ihre Beiträge zuletzt leicht um zwei bis drei Prozent angehoben, sagte Pohlhausen. Erstmals seit sechs Jahren würden die Prämieneinnahmen wieder leicht ansteigen. Nach einer des GDV legen sie um 0,4 Prozent auf 20,1 Milliarden Euro zu. Auch für 2011 erwartet Pohlhausen ein leichtes Einnahmeplus. In der Sparte der Schaden- und Unfallversicherer dürfte es insgesamt aber unter einem Prozent liegen.
Noch Chancen auf günstige Kfz-Beiträge
Für Versicherungskunden besteht damit offenbar die vorerst letzte Chance, sich noch recht preisgünstige Kfz-Policen zu sichern. Sie müssen sich aber beeilen, denn der Kündigungstermin für die in der Branche noch weitverbreiteten Jahresverträge bis Ende Dezember ist der 30. November. An diesem Tag muss die Kündigung bei der bisherigen Assekuranz auf dem Tisch liegen. Auf der sicheren Seite ist ein Versicherungsnehmer, der dies per Einschreiben mit Rückschein belegen kann.
Jüngste Angaben von Internet-Portalen, dass einige Assekuranzen im harten Wettstreit um neue Vertragsabschlüsse kurz vor Toresschluss ihre Tarife noch einmal leicht gesenkt haben, bestätigte Pohlhausen nicht. Dazu lägen dem GDV keine Angaben vor. Selbst wenn sich einige Versicherer damit mehr Geschäft erhoffen sollten, bleibe aber die Frage, ob sich dieses für sie noch lohne.
Pohlhausen erinnerte daran, dass mit dem niederländischen Billig-Versicherer Ineas/LadyCar-Online vor wenigen Monaten erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg ein in Deutschland tätiger Kraftfahrt-Versicherer in die Insolvenz gegangen sei. Für die Verbraucher sollte dies ein Signal sein, bei der Auswahl des Kfz-Versicherers nicht nur auf die günstige Prämie, sondern auch auf Leistung und Solidität zu achten, rät der Experte.
Trendwende bringt Versicherern frühestens in drei Jahren Gewinn
Der harte Preiswettbewerb der vergangenen Jahre hat dazu geführt, dass die Durchschnittsprämien in der Kfz-Versicherung laut GDV derzeit auf dem Niveau von Anfang der 1980er Jahre liegen. Unter Berücksichtigung der gestiegenen Lebenshaltungskosten seien die Beiträge seit Mitte der 90er Jahre in der Haftpflicht um 40 Prozent und in der Vollkasko um die Hälfte gesunken. So gebe es kaum eine Assekuranz, die in der Kfz-Sparte noch versicherungstechnische Gewinne schreibe.
Trotz branchenweiten Umdenkens und einer Trendwende zu höheren Kfz- Tarifen wird es nach GDV-Erfahrungen aus der Vergangenheit zumindest drei Jahre dauern, bis in diesem Markt wieder schwarze Zahlen geschrieben werden. Der Durchschnittsbeitrag in der Kfz-Haft- und Kaskoversicherung werde so in diesem Jahr noch einmal sinken.
Ein Hauptgrund ist, dass immer mehr Versicherte in eine günstigere Schadensfreiheitsklasse hineinwachsen. 2009 wurden so mehr als 22 Prozent der Versicherten 25 und mehr schadensfreie Jahre prämienmindernd auf ihre Haftpflichtbeiträge angerechnet, 2005 erreichten dies erst 16,6 Prozent. Das Haftpflichtgeschäft, das den Hauptanteil der Kfz-Versicherungen ausmacht, wird bei einem um ein Prozent gewachsenen Fahrzeugbestand noch einmal um 0,5 Prozent auf rund 12,1 Milliarden Euro zurückgehen. Damit falle die negative Entwicklung aber deutlich moderater aus als in den Vorjahren.
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