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Immer mehr Deutsche trotz Bußgeld mit Handy am Steuer

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Flensburg/München - Neue Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts in Flensburg bestätigen, dass immer mehr Deutsche mit Handy am Steuer erwischt werden, zunehmend auch Frauen. Was vielen Autofahrern nicht bewusst ist: Nicht nur am Ohr darf man das Handy bei der Fahrt nicht halten, man darf gar nicht telefonieren. Die EU-Kommission reagiert bereits auf das Problem.

Es kostet Geld und gibt einen Punkt, trotzdem können nach jüngsten Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes immer mehr Autofahrer während der Fahrt die Finger nicht vom Handy lassen. Dabei ist nicht nur das Telefonieren verboten. "Es gilt ein totales Handy-Verbot während der Fahrt - man darf auch keine Mails checken oder sich eine Route navigieren lassen", sagte der Jurist des ADAC, Jost Kärger, am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa in München. Vielen Autofahrern sei nicht bewusst, dass es bereits verboten sei, das Mobiltelefon oder Smartphone während der Fahrt in die Hand zu nehmen.

Handy darf nur in fester Halterung benutzt werden - und der Wagen muss stehen

Benutzen darf man ein Mobiltelefon am Steuer allenfalls in einer festen Halterung, so Kärger. Doch dürfe es auch dort nicht während der Fahrt bedient werden. "Da sollte der Wagen stehen", meinte der Jurist. "Nach geltender Rechtsprechung darf man den Blick nicht längere Zeit von der Fahrbahn abwenden."

2011 wurden laut Kraftfahrt-Bundesamt insgesamt 450.000 Autofahrer mit Handy am Steuer ertappt. Seit 2005 ist die Zahl dieser Verkehrssünder kontinuierlich gestiegen - obwohl die Handy-Nutzung am Steuer seit 2004 verboten ist.

Ältere Autofahrer kümmert die Strafe nicht

Meist sind es Männer, die verbotenerweise während der Fahrt telefonieren. Doch die Polizei erwischt auch immer mehr Frauen: Ihr Anteil unter den Handysündern ist stetig gewachsen. Lag er 2005 noch bei 21 Prozent, waren es 2011 bereits 27 Prozent. Die Handynutzung am Steuer ist seit 2004 verboten. Wer erwischt wird, muss 40 Euro Bußgeld zahlen und bekommt einen Punkt im Verkehrszentralregister.

In absoluten Zahlen verdoppelten sich die registrierten Verstöße bei den Frauen in den sieben Jahren auf 123.000 Fälle (2005: 61.000). Aber auch die Männer legten zu: 2011 ertappten die Beamten laut Bundesamt 327.000 Männer mit Handy am Steuer, vor sieben Jahren waren es noch 223.000.

Insbesondere älteren Autofahrern scheint die Strafe egal zu sein, wie die Zahlen von 2011 belegen: Die 35- bis 44-Jährigen ignorieren das Verbot besonders oft (133.000 Verstöße). In der Altersgruppe 55 bis 64 Jahre hat sich die Anzahl der Verstöße seit 2005 auf 32.000 verdoppelt.

Das Handy sei immer wieder Thema bei der Beratung von Mitgliedern, so ADAC-Jurist Kärger. Viele Autofahrer akzeptierten den Bußgeldbescheid über die Ordnungswidrigkeit nicht, so dass die Einsprüche vor den Amtsgerichten verhandelt werden müssten.

Zahlen über eine Steigerung der Streitfälle liegen dem ADAC nicht vor. Auch Angaben zu polizeilichen Kontrollen oder Aktionswochen zu derartigen Ordnungswidrigkeiten hat der Verkehrsclub nicht. Aber: "Man hat schon den Eindruck, dass das gezielt überwacht wird", sagte Kärger.

Nordrhein-Westfalen sind Vieltelefonierer

Nach Bundesländern differenziert, zeigten sich die Nordrhein-Westfalen als Vieltelefonierer: Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl wurden im vergangenen Jahr in NRW die meisten Verstöße geahndet (11,1 pro 1000 Einwohner). Auf Platz zwei landeten - mit deutlichem Abstand -  die Bayern (7,5 pro 1000 Einwohner). Am besten schnitten rein statistisch Sachsen-Anhalts motorisierte Verkehrsteilnehmer ab (1,9 pro 1000 Einwohner).

Insgesamt fallen die Männer im Straßenverkehr deutlich häufiger negativ auf als die Frauen: Im Verkehrszentralregister machen sie laut Bundesbehörde knapp sieben der gut neun Millionen registrierten Verkehrssünder aus. Egal, ob männlich oder weiblich - meist gibt es Ärger, weil die Autofahrer rasen. Zu hohe Geschwindigkeit liegt laut Angaben in mehr als der Hälfte aller registrierten Verstöße vor. Es folgen Alkoholfahrten, die meist Männer begehen.