Gesetzlichen Krankenkassen droht milliardenschweres Defizit
Stand: 30.06.2010
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Berlin - Die Finanzsituation der gesetzlichen Krankenkassen verschlechtert sich mehr und mehr. Während die Versicherer im ersten Quartal 2009 noch einen Überschuss von 1,1 Milliarden Euro verbuchen konnten, lag das Plus in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres nur noch bei 235 Millionen Euro. Das teilte das Bundesgesundheitsministerium am Mittwoch in Berlin mit.
In den ersten drei Monaten standen Einnahmen von 43,5 Milliarden Euro Ausgaben von knapp 43,3 Milliarden Euro gegenüber. Ohne den anteiligen Zuschuss aus der Steuerkasse wären die Krankenkassen bereits im ersten Quartal mit etwa 700 Millionen Euro ins Defizit gerutscht. Über Zusatzbeiträge, die seit kurzem erstmals von einigen Krankenkassen erhoben wurden, kamen etwa 109 Millionen Euro herein.
Das Ministerium weist darauf hin, dass für 2011 mit einem Defizit in der Größenordnung von bis zu 11 Milliarden Euro zu rechnen ist. "Dies verdeutlicht den Handlungsbedarf für eine Reform der gesetzlichen Krankenversicherung, bei der die Ausgabenbegrenzung, eine Reform der Finanzierungsgrundlagen sowie die Bereitstellung zusätzlicher Bundesmittel von 2 Milliarden Euro unverzichtbare Bausteine sind."
Auf der Ausgabenseite gab es bis Ende März bei den Ärztehonoraren ein Plus von 4,8 Prozent je Versicherten, bei den Krankenhäusern einen Zuwachs von 5,3 Prozent. Für Arzneimittel gaben die Kassen (ohne Impfkosten) 3,9 Prozent mehr aus. "Der hohe Ausgabenanstieg der letzten Jahre hat sich somit bei den Medikamenten nahezu unvermindert fortgesetzt." Dazu hätten vor allem teure, patentgeschützte Mittel beigetragen.
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