Gesetzliche Krankenkassen: Vorkassentarife sind "Fremdkörper"
Stand: 06.10.2010
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dapd
Berlin - Die gesetzlichen Krankenkassen warnen vor höheren Ausgaben für den Fall, dass Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) seine Pläne für die Ausweitung von Vorkassetarifen tatsächlich in die Tat umsetzt. "Die Hoffnung, dass Kostenerstattung zu niedrigeren Kosten führt, ist eine Illusion. Das Gegenteil ist der Fall", sagte Doris Pfeiffer, Vorsitzende des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenkassen, gegenüber der "Berliner Zeitung" (Mittwochausgabe). "Die Kostenerstattung ist ein Fremdkörper im System der gesetzlichen Krankenversicherung“, so Pfeiffer weiter.
Durch Verträge mit Ärzten und Krankenhäusern könnten die gesetzlichen Kassen derzeit auf Qualität und Wirtschaftlichkeit und damit auf die Kosten direkt Einfluss nehmen. Rechneten die Versicherten dagegen wie in der privaten Krankenversicherung selbst mit dem Arzt ab, verlören die Kassen diese Möglichkeit zur Kostensteuerung.
Auch der Verwaltungsaufwand für die Abrechnung sei bei Vorkassetarifen höher. Es sei kein Zufall, dass bei der privaten Krankenversicherung die Verwaltungskosten dreimal so hoch sind wie bei den gesetzlichen Kassen, sagte sie. Pfeiffer warnte auch vor Risiken für die Versicherten. So bestehe die Gefahr, dass Versicherte mit Blick auf die zu erwartenden Kosten Behandlungen verschleppten, was ihr Leiden verlängere und am Ende zu höheren Ausgaben führen könnte.