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Finanzkrise nagt an der Lebensversicherung

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dapd

München - Lebensversicherer haben einen großen Teil ihrer Kundengelder in Staatsanleihen angelegt. Doch wegen der Schuldenkrisen nehmen die Finanzmärkte selbst Spanien und Italien ins Visier, und Ratingagenturen drohen US-Papieren mit dem Verlust ihrer Bestnote. Müssen sich Versicherungskunden jetzt Sorgen machen? "Jein", meint Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur der Zeitschrift "Finanztest".

Die griechischen Staatsanleihen sind zu vernachlässigen, weil die Versicherer relativ wenig Geld dort investiert haben. "Da muss man sich keine Sorgen machen", sagt Tenhagen. Aber wenn die Krise weiter um sich greift, kommen auch Staaten in Bedrängnis, in die die Versicherer wirklich große Summen investiert haben.

Denn 59 Prozent aller Staatsanleihen mit der Bestnote Triple-A sind US-Anleihen. Wenn sie herabgestuft werden, müssen die Versicherer mehr Eigenkapital dafür hinterlegen, und in der Folge schmilzt auch die Überschussbeteiligung der Versicherten ab.

Alternativen rar

"Sichere Renditen sind heute eher niedrig, und das wird auch so bleiben", sagt Tenhagen. Für US-Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit bekommen Anleger noch 2,6 Prozent, der Zinssatz für deutsche Bundesanleihen sank auf 2,4 Prozent. "Vier Prozent Garantiezins, die Versicherer einem Kunden mit Vertrag von 1998 noch zusichern, können sie damit nicht zahlen", sagt Tenhagen. Diese Sorge hat auch die Bundesbank bereits deutlich zum Ausdruck gebracht.

Für Versicherer wie für private Kapitalanleger gibt es noch andere relativ sichere Geldanlagen - Pfandbriefe, Unternehmensanleihen, Immobilien. Aber "es ist ein bisschen schwieriger als früher", sagt Tenhagen.

Hysterie geschürt

Aber manches Problem werde auch übertrieben. "Vor drei Monaten war Inflation das große Thema. Jetzt wird eine neue Sau durchs Dorf getrieben, jetzt ist es die Staatsverschuldung", sagt der Finanzexperte und warnt: "Oft wird die Hysterie von denen geschürt, die daran verdienen."

Wenn Aufkäufer von Lebensversicherungen über die wachsende Zahl von Kunden berichten, die rentablere Geldanlagen sehen, dann fragt sich der "Finanztest"-Chefredakteur: "Warum kaufen die sie ihnen dann ab?" Die Kapital-Lebensversicherung "bringt den meisten Profit immer am Schluss, in den letzten Jahren. Wenn man die gerade dann verkauft und jemand anderem gibt, ist man schön blöd."

"Durchhalten bis zum Ende!"

In den ersten fünf Jahren kassiere der Vertrieb seinen Anteil. Erst "die letzten Jahre sind der Bringer. Also durchhalten bis zum Ende", rät Tenhagen.

Wer sein Geld stattdessen für vier Prozent sicher bei einer Großbank anlegen wolle, sollte zum Beispiel auch prüfen, wie viel Abgeltungssteuer vom Ertrag abgeht. "Wer vor drei Jahren Gold gekauft hat, hat gut spekuliert. Fast so gut wie mit Apple-Aktien oder BMW", sagt Tenhagen. "Aber das ist Spekulation, wo sich der Kurs hinbewegt."

Eine Lebensversicherung neu abzuschließen, sei heute aber nur für eine Minderheit sinnvoll. Am Anfang müsse die geförderte Altersvorsorge stehen: der Riester-Vertrag und die betriebliche Altersvorsorge. Erst danach komme die Kapital-Lebensversicherung in Betracht. "Wenn ich weiß, dass ich sie durchhalten kann, ist das eine vernünftige Variante", sagt Tenhagen. Aber die meisten halten sie nicht durch. "Das ist das Problem."