Experten warnen: Sinkende Zahl der Krankenkassen führt zu Kollaps
Stand: 05.08.2010
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Frankfurt/Main - Die beträchtliche Zahl der Elefantenhochzeiten in der Krankenkassenbranche hat zu großer Besorgnis vor einem Systemkollaps geführt. "Die Fusionen haben viel zu wenig mit gesundheitsökonomischen Zielen zu tun", sagte der Chef des Bundesverbandes der Innungskrankenkassen, Rolf Stuppardt, der "Frankfurter Rundschau" (Donnerstagausgabe). "Ein Ziel bei den Elefantenhochzeiten ist, den politischen Level too big to die (zu groß, um zu sterben) zu erreichen."
Stuppardt spielte damit auf die Banken an, die vom Staat vor dem Zusammenbruch gerettet werden mussten, weil sie ansonsten das ganze Finanzsystem mit sich in den Abgrund gerissen hätten. Ähnliches drohe der gesetzlichen Krankenversicherung. "Es geht einzelnen Krankenkassen darum, eine ausreichende Machtfülle zu erreichen, damit im Falle einer Insolvenz der Ruf nach dem Staat erhört wird."
Die Zahl der gesetzlichen Krankenversicherungen in Deutschland ist in nur zwei Jahren von 216 auf 163 gesunken. "Wenn Politiker beharrlich verkünden, dass wenige Krankenkassen genügen und Fusionen der allein richtige Weg sind, dann hat man die Lehren aus der größten Wirtschaftskrise seit Kriegsende nicht gezogen", sagte auch Hans Unterhuber der Zeitung. Der Chef der Siemens-Betriebskrankenkasse warnt: "Am Bankensystem hat sich gezeigt, wie riskant es ist, überwiegend auf große und damit systemrelevante Einheiten zu setzen."