Experten sehen Anhebung der Krankenkassenbeiträge skeptisch
Stand: 06.07.2010
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Berlin - Sachkenner halten die geplante Anhebung der Krankenkassenbeiträge nicht für eine geeignete Lösung der Finanzprobleme im Gesundheitssystem. Die vorgesehene Erhöhung werde "wohl nur kurzfristig für Ruhe sorgen können", sagte der Gesundheitsökonom vom Institut der deutschen Wirtschaft, Jochen Pimpertz, am Dienstag der Online-Ausgabe des "Handelsblatts". Ohne grundlegende Reformen auch auf der Finanzierungsseite lasse sich die Ausgabendynamik nicht bremsen.
Pimpertz sagte, das Problem der Gesundheitskosten sei "seit Jahrzehnten" bekannt. Die Ausgaben in der gesetzlichen Krankenversicherung seien überproportional gestiegen. Ein Grund sei, dass die Versicherten "kaum einen Anreiz zu kostenbewusster Nachfrage" spürten, weil der Beitrag wie eine Lohnsteuer wirke statt die unterschiedlichen Versorgungskosten widerzuspiegeln.
Die Spitzen der schwarz-gelben Koalition hatten sich am vergangenen Freitag im Grundsatz darauf verständigt, den allgemeinen Beitragssatz in der gesetzlichen Krankenversicherung von 14,9 auf 15,5 Prozent anzuheben. Auch die Zusatzbeiträge sollen steigen. Eine endgültige Entscheidung kündigten sie für den heutigen Dienstag an. Hintergrund der Pläne sind die wachsenden Finanzprobleme im Gesundheitssystem.
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