Ergo: Verbraucherschützer erstatten Anzeige wegen Betrugs
Stand: 05.08.2011
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Düsseldorf - Die von Skandalen gebeutelte Ergo-Gruppe rückt nun auch ins Visier der Verbraucherschützer: Wegen Betrugsverdachts hat der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) Anzeige gegen Ergo-Mitarbeiter und Versicherungsvertreter erstattet. "Wir wollen da ein bisschen Transparenz reinbringen und nicht alles der Innenrevision der Ergo überlassen", erklärte vzbv-Versicherungsexperte Lars Gatschke am Freitag gegenüber der Deutschen Presse-Agentur und bestätigte damit einen Bericht des "Handelsblatts".
Ergo soll günstige Rahmenverträge für Betriebsrenten mit Unternehmen vereinbart, die Vertreter sollen dann aber Individualverträge abgeschlossen haben. Auf diese Weise hätten Vertreter bis zu 1000 Euro statt 150 Euro Provision kassiert. Ergo-Chef Torsten Oletzky hatte am Mittwoch betont, dass es in Einzelfällen fachlich begründet sein könne, individuelle Verträge abzuschließen. Auffälligkeiten würden derzeit geprüft und benachteiligte Kunden rückwirkend in den Rahmenvertrag aufgenommen.
Vorstand Frank Neuroth, zuständig für die betriebliche Altersversorgung, betonte in einer Mitteilung vom Freitag:
"Behauptungen, dass zehntausende oder gar hunderttausende von Betriebsrenten nicht korrekt seien, sind haltlos." Aus den sogenannten Gruppenverträgen mit mehr als 20.000 Unternehmen habe man etwa 160 zur weiteren Untersuchung herausgefiltert. "Nach unserem derzeitigen Erkenntnisstand ist für weniger als zehn dieser Gruppenverträge eine weitere Untersuchung nötig." Es gehe um 600 Versicherte, erläuterte Neuroth.
Die Verbraucherschützer kündigten an, auch die Aufsichtsbehörde BaFin einzuschalten. Außerdem habe man über den Deutschen Gewerkschaftsbund angeregt, dass Betriebsräte sich der Sache annehmen sollen. Geschädigte hätten sich bislang nicht gemeldet, räumte Gatschke ein.
Wer glaube, betroffen zu sein, solle bei seinem Versorgungswerk nachfragen und sich die günstigen Konditionen schriftlich bestätigen lassen. Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf bestätigte am Freitag auf Anfrage den Eingang der Strafanzeige. Sie richte sich gegen unbekannte Ergo-Versicherungsvermittler sowie Mitarbeiter des Ergo-Konzerns, sagte Behördensprecher Ralf Herrenbrück.
Die Verbraucherschützer erwarten ein noch größeres Ausmaß: "Wir befürchten, dass wir bisher nur die Spitze des Eisberges sehen", sagte vzbv-Chef Gerd Billen im "Handelsblatt". "Es geht um das Vertrauen in die private Altersvorsorge. Wenn dieses Vertrauen bricht, dann müssen Konsequenzen gezogen und Verbraucher für ihre Schäden ohne Wenn und Aber entschädigt werden."
Ergo hat 2010 nach eigenen Angaben mit 1,3 Millionen Betriebsrenten-Verträgen 1,1 Milliarden Euro eingenommen.