Deutsche gehen oft zum Arzt, Gesundheitskosten steigen
Stand: 15.09.2010
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Berlin - Die Gesundheitskosten steigen durch häufige Arztbesuche. Deutsche gehen durchschnittlich 18 Mal pro Jahr zum Mediziner. Etwa zehn Arztbesuche entfallen auf behandlungsintensive Krankheiten wie Bluthochdruck, Herzschwäche oder Depressionen. Das ergab eine Untersuchung der Barmer GEK, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Für die übrigen acht Arzt-Patienten-Kontakte gebe es aber nur "vermeintlich geringe Anlässe". Die Chefin der Barmer GEK, Birgit Fischer, plädierte dafür, die ambulante Versorgung besser zu steuern.
Die Untersuchung "Gesundheitswesen aktuell" wird von der Barmer GEK jährlich herausgegeben und basiert auf den Daten von knapp 580.000 Versicherten. Demnach gehen Dialyse-Patienten am häufigsten zum Arzt - im Schnitt mehr als 200 Mal im Jahr. Die Erkrankung ist jedoch wenig verbreitet. Ausschlaggebend für die hohe Arztkontaktrate sind vielmehr besonders häufige Krankheiten, wie etwa Herzinsuffizienz. Versicherte mit solch einem Leiden gehen durchschnittlich fast 50 Mal pro Jahr zum Mediziner. Patienten mit Depressionen sind im Schnitt 44 Mal im Jahr beim Arzt, Patienten mit Bluthochdruck knapp 32 Mal.
Laut Untersuchung verursachen 20 Prozent aller Versicherten der Barmer GEK etwa 75 Prozent der Gesamtausgaben, in der ambulanten Versorgung ist diese Gruppe immerhin für 58 Prozent der Kosten verantwortlich. Ein Großteil der Versicherten verursacht dagegen nur geringe Ausgaben. Die Mitglieder ohne behandlungsintensive Krankheiten tragen jedoch erheblich zur hohen Arztkontaktrate bei.
Fischer sagte, der eine oder andere "überflüssige" Arztbesuch könnte durch eine bessere Steuerung der ambulanten Versorgung vermieden werden. Eine Möglichkeit hierzu seien Hausarztverträge, aber in anderer Form als bislang. Die Kassen müssen solche Verträge seit 2009 mit den Hausärzteverbänden abschließen. Patienten, die daran teilnehmen, verpflichten sich, im Krankheitsfall zuerst zu ihrem Allgemeinmediziner zu gehen. Dieser überweist sie - falls nötig - weiter an einen Facharzt. Das soll überflüssige Kosten vermeiden.
Die Hausärzte wiederum werden für die Mehrarbeit besser honoriert als im herkömmlichen System der Kassenärztlichen Vereinigungen. Die Allgemeinmediziner protestieren derzeit bundesweit gegen geplante Änderungen an diesem System. Die Regierung will die Verdienstmöglichkeiten der Hausärzte beschränken.