City-BKK-Versicherte wenden sich an Verbraucherzentrale
Stand: 18.05.2011
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Berlin - Viele Berliner Versicherte der insolventen City BKK wenden sich vermehrt an die Verbraucherzentrale und fragten nach Rat oder beschwerten sich, sagte Sprecherin Susanne van Cleve auf dapd-Anfrage. Besonders groß sei die Verunsicherung bei älteren City-BKK-Versicherten.
Kürzlich war bekannt geworden, dass die City BKK zum 1. Juli wegen chronischer Finanzprobleme und Mitgliederschwunds geschlossen wird. Damit müssen sich rund 168.000 Versicherte vor allem in Berlin, Hamburg und Stuttgart eine neue Krankenkasse suchen.
In Berlin ansässige Krankenkassen erklärten auf dapd-Anfrage, sie würden alle Versicherten der City BKK aufnehmen. Schließlich sei man gesetzlich und gesellschaftlich dazu verpflichtet, hieß es von den größten Kassen wie Barmer GEK, Techniker Krankenkasse (TK), AOK Nordost und der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK).
In vier Stunden kamen 200 City-BKK-Versicherte
Allerdings räumten die Kassen ein, auf den großen Andrang nicht vorbereitet gewesen zu sein. "An einem Tag in der vergangenen Woche kamen innerhalb von vier Stunden mehr als 200 City-BKK-Versicherte in eine unserer Berliner Kundenberatungen", sagte die Leiterin der TK-Landesvertretung Berlin-Brandenburg, Susanne Hertzer. Die große Nachfrage mache sich zudem am Telefon und im Internet bemerkbar. Insgesamt habe die TK bereits 13.000 Versicherte der City BKK aufgenommen. Der Zustrom halte unvermindert an.
Auch die DAK verzeichnete einen großen Ansturm auf die Beratungszentren. Besonders die Filialen in der Gropiusstadt, Tegel und Wedding waren nach Angaben von DAK-Sprechers Martin Plass durch den Andrang der verunsicherten City BKK Kunden überlastet.
Die AOK Nordost hat auf den Ansturm mit einem zusätzlichen Beratungsstandort in Weißensee reagiert, wo sich allerdings in den vergangenen Tagen lange Schlangen bildeten. "Daneben stehen in den Servicecentern zusätzliche Beratungsplätze für City-BKK-Mitglieder zur Verfügung", sagte AOK-Sprecher Christian Jakob. Der Vorstandsvorsitzende der AOK Nordost, Frank Michalak, entschuldigte sich für die Probleme. Die Zustände an der Geschäftsstelle Weißensee seien ihm peinlich. Die Situation entspreche nicht dem Geschäftsgebaren der AOK. Seine Kasse sei jedoch von der Situation überrascht. Zur Zeit nehme man täglich über 500 Neukunden von der City BKK auf.
Als Reaktion hat die AOK Nordost ihre Öffnungszeiten in Weißensee inzwischen verlängert. Künftig sei das Servicecenter montags bis freitags von 09.00 Uhr bis 15.00 Uhr geöffnet, sagte ein Sprecher. Auch die Zahl der AOK-Mitarbeiter sei dort bereits verdoppelt worden.
SPD fordert schärfere Gesetze
Die Sprecherin der Barmer GEK rief die Versicherten auf, ihre Entscheidung für oder gegen eine Kasse gut zu überlegen. "Es existiert keine Not, sich auf die erstbeste Krankenkasse zu stürzen", sagte Matzke. Immerhin hätten die Versicherten der City BKK noch gut zwei Monate Zeit, um eine "wohlüberlegte" Entscheidung zu treffen.
Obwohl die Kassen beteuern, alle Versicherten der City BKK aufzunehmen, die es wollen, gibt es offenbar einige Beschwerden. "In drei Tagen haben sich 40 City BKK Versicherte über Abwimmelungen der Kassen beschwert", sagte die Berliner Patientenbeauftragte Karin Stötzner. Besonders häufig richten die Beschwerden über Abwimmelungen und Schikanen ihren Angaben zufolge gegen die AOK Nordost und Barmer GEK.
Vor diesem Hintergrund forderte die SPD-Bundestagsfraktion schärfe gesetzliche Strafen für "gesetzeswidriges Verhalten" von Krankenkassen. Erwogen werden müssten etwa "verschärfte Haftungsvorschriften für Kassenvorstände oder Abschläge bei den Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds", sagte die Vize-Fraktionsvorsitzende Elke Ferner im "Tagesspiegel" (Donnerstagausgabe). Die bestehenden Sanktionsmöglichkeiten seien "offenkundig nicht scharf genug".
Die City BKK wird zum 1. Juli geschlossen. Die Kasse hatte ihre Insolvenz mit der ungünstigen Versichertenstruktur begründet. Es fehle ihr an jungen und gesunden Mitgliedern, hieß es. Die zumeist älteren Kunden verursachten überdurchschnittliche Kosten.