Allianz verabschiedet sich nur langsam von klassischer Lebensversicherung
Stand: 06.10.2015
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Frankfurt - Die Allianz rät zwar grundsätzlich von klassischen Lebensversicherungen ab, will diese aber weiterhin verkaufen. "Wenn ein Kunde trotz unserer Beratung die klassische Konstruktion haben will, bekommt er sie von uns", sagte Allianz-Leben-Chef Markus Faulhaber am Montag in Frankfurt. Während andere Versicherer sich komplett auf neuartige Vertragskonzepte ohne Garantiezins verlegen, erwartet die Allianz einen jahrelangen Übergang zu neuen Vertragsmodellen mit mehr Risiko.
Selbst in drei Jahren dürften noch 20 bis 25 Prozent der Neuabschlüsse bei der Allianz Leben auf klassische Lebens- und Rentenversicherungen entfallen, sagte Faulhaber. Zuletzt lag ihr Anteil noch bei über der Hälfte. Angesichts der anhaltenden Niedrigzinsen an den Kapitalmärkten seien die in den Verträgen enthaltenen Kosten für die Zinsgarantien aus Kundensicht eigentlich zu hoch, argumentierte der Manager. Sorgen um die Finanzlage macht sich auch der neue Allianz-Deutschland-Chef Manfred Knof nicht: "Für die Allianz Leben ist das Thema Kapital kein Problem."
Die von Allianz-Chef Oliver Bäte ins Spiel gebrachte Trennung von älteren Vertragsbeständen soll für die deutsche Tochter auch deshalb kein Thema sein. "Im Moment schließe ich tatsächlich aus, dass wir Teile unseres Bestands verkaufen", sagte Faulhaber. Bäte hatte hingegen vor wenigen Tagen angekündigt, dass sich der Konzern möglicherweise von größeren Vertragsbeständen im Ausland trennen könnte, die im Konzern zu viel Kapital binden.
Versicherungsunternehmen müssen die Verpflichtungen gegenüber ihren Kunden mit Eigenmitteln unterlegen. Die anhaltenden Niedrigzinsen werden vor allem in der deutschen Lebensversicherung zum Problem, da die Versicherer hier in früheren Jahren Verträge mit Garantien von bis zu vier Prozent ausgegeben haben, die sie heute kaum mehr erwirtschaften können.
Die Allianz Leben könne dank ihrer hohen Kapitalpuffer jedoch noch weitaus höhere Verpflichtungen schultern als derzeit, sagte Faulhaber mit Blick auf die ab 2016 in Kraft tretenden verschärften Kapitalregeln mit dem Titel "Solvency II". Zudem wird die Allianz auch als einer von weltweit neun Versicherungskonzernen als global systemrelevant eingestuft. Daher muss er ab dem Jahr 2019 voraussichtlich besonders hohe Sicherheitspuffer vorhalten.
Mit den in der Nacht zum Montag konkretisierten Regeln für systemrelevante Versicherer will die Internationale Vereinigung der Versicherungsaufsichtsbehörden (IAIS) verhindern, dass ein zusammenbrechendes Unternehmen der Branche die Finanzmärkte durchschüttelt und mit Steuergeld gerettet wird. Dies war in der Finanzkrise nach der Lehman-Pleite bei dem US-Versicherer AIG so geschehen.