Strom selbst erzeugen
Angesichts der stetig steigenden Strompreise denken immer mehr Menschen darüber nach, Strom selbst zu erzeugen. Dieser kann sowohl selbst verbraucht als auch gegen eine gesetzlich geregelte Vergütung ins öffentliche Stromnetz eingespeist werden. Um Strom zuhause zu erzeugen, gibt es verschiedene Optionen. Der nachfolgende Artikel zeigt auf, welche Möglichkeiten es gibt und für wen es sich lohnt, Strom selber zu produzieren.
- Eigener Strom lohnt sich
- Solaranlage
- Mini-Blockheizkraftwerk oder Brennstoffzellenheizung
- Kleinwindkraftanlage
- Häufig gestellte Fragen
- Verwandte Themen
- Weiterführende Links
Das Wichtigste in Kürze
- Strom selbst zu erzeugen erweist sich auf lange Sicht sowohl aus finanzieller als auch aus ökologischer Sicht als sinnvoll.
- Besonders großer Beliebtheit erfreuen sich Photovoltaikanlagen.
- Blockheizkraftwerke lohnen sich vor allem für Mehrfamilienhäuser und Gewerbeimmobilien, wohingegen sich Brennstoffzellenheizungen auch für Einfamilienhäuser eignen.
- Private Haushalte können Strom ebenso mithilfe von Kleinwindkraftanlagen erzeugen.
Warum lohnt es sich, eigenen Strom zu erzeugen?
Auch wenn die Anschaffung einer Energieerzeugungsanlage erst einmal Unkosten nach sich zieht, sprechen verschiedene Gründe dafür, Strom selbst zu erzeugen. Die nachfolgende Übersicht fasst die wichtigsten Argumente für die Stromherstellung in Eigenproduktion zusammen:
- Umweltschutz: Wer eigenen Strom produziert, nutzt dafür in der Regel vorrangig oder ausschließlich erneuerbare Energiequellen, die kein CO2 emittieren. Wenn Sie Ihren Strom selber herstellen, leisten Sie einen Beitrag zur Energiewende und verbessern gleichzeitig Ihre persönliche Ökobilanz.
- Mehr Unabhängigkeit von Energielieferanten: Im internationalen Vergleich ist Strom in Deutschland sehr teuer. In den letzten Jahren haben sich die Strompreise hierzulande noch einmal deutlich erhöht. Strom zuhause zu erzeugen, macht Sie deutlich unabhängiger von den Energieversorgern und -preisen.
- Geld sparen: Mithilfe einer eigenen Energieerzeugungsanlage lässt sich Strom deutlich günstiger oder sogar kostenlos produzieren, wodurch die Ausgaben für Energie sinken. Meist amortisiert sich die Anschaffung eines entsprechenden Systems bereits nach wenigen Jahren. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, den selbst erzeugten Strom gegen eine Vergütung ins Netz einzuspeisen.
Strom selbst erzeugen mit einer Solaranlage
Auf dem Haus- oder Garagendach installierte Solaranlagen stellen die wohl am häufigsten genutzte Option dar, um Strom selbst zu erzeugen. Dieser Umstand lässt einerseits auf die umfangreichen Fördermaßnahmen des Bundes zurückführen und andererseits auf die Einspeisevergütungen, die anfangs sehr hoch ausfielen. Aktuell können Verbraucherinnen und Verbraucher beispielsweise über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) eine Förderung in Form eines zinsgünstigen Kredits für Solaranlagen beantragen.
Die aus Sonnenlicht gewonnene Elektrizität lässt sich entweder selbst nutzen oder ins öffentliche Netz einspeisen. Es ist aber auch möglich, Strom selbst zu erzeugen und zu speichern. In einem Batteriespeicher können Sie den Solarstrom zwischenlagern und auf diese Weise eine unterbrechungsfreie Versorgung mit selbst produziertem Strom sicherzustellen. Prinzipiell besteht auch die Option, eine Photovoltaikanlage zum Heizen oder für die Warmwasserbereitung zu verwenden. Allerdings ist für den Winter in der Regel eine weitere Heizungsart als Ergänzung nötig, falls einmal nicht genug Sonnenstrom produziert werden kann.
Schon gewusst?
Wie hoch die Einspeisevergütung ausfällt, hängt davon ab, in welchem Jahr die Solaranlage in Betrieb genommen wurde. Dieser Preis gilt dann fest für einen Zeitraum von 20 Jahren. Besitzerinnen und Besitzer einer Photovoltaikanlage, die den Strom ins Netz einspeisen möchten, müssen die Anlage bei der Bundesnetzagentur anmelden.
Grundsätzlich gilt: Je stärker die Sonne scheint, desto mehr eigenen Strom erzeugen die Solarmodule. Da sich die Effizienz der Solarzellen in den letzten Jahren stetig erhöht hat, benötigen diese mittlerweile aber keine direkte Sonneneinstrahlung mehr, um Energie zu produzieren. Moderne Anlagen stellen auch bei Bewölkung und an sonnenarmen Wintertagen Strom her.
Besonderer Hinweis
Ist kein Anschluss ans öffentliche Stromnetz vorhanden, können Verbraucherinnen und Verbraucher auf eine sogenannte Off-Grid-Anlage – auch als Inselanlage bezeichnet – zurückgreifen, um Strom selbst zu erzeugen. Eine solche wird vollkommen unabhängig vom öffentlichen Netz betrieben. Entsprechende Anlagen bieten sich beispielsweise für Berghütten, Ferienhäuser in abgelegenen Gegenden und Gartenlauben an, aber beispielsweise auch für Hausboote und Tiny Houses.
Mithilfe einer Balkon-Solaranlage Strom selber herstellen
Lange Zeit konnten ausschließlich Immobilien-Eigentümerinnen und Eigentümer vom kostenlosen Solarstrom einer Photovoltaikanlage profitieren. Mit einem Balkonkraftwerk haben mittlerweile auch Mieterinnen und Mieter die Gelegenheit, Strom aus Sonnenenergie selbst zu erzeugen und zu verbrauchen. Dabei handelt es sich um Mini-PV-Anlagen, die in den meisten Fällen aus einem oder zwei Solarmodulen bestehen und sich unkompliziert am Balkon anbringen oder auf der Terrasse aufstellen lassen. Balkon-Solaranlagen werden über einen Stecker mit dem Hausnetz verbunden.
Solarthermie zum Heizen nutzen
Anders als eine Photovoltaikanlage wandelt eine Solarthermieanlage Sonnenenergie nicht in Elektrizität um, sondern in Wärme. Diese lässt sich zur Brauchwassererwärmung und/oder zum Heizen verwenden. Statt Solarmodulen werden hier Solarkollektoren installiert, die ein Wasser-Glykol-Gemisch enthalten, das als Wärmeträger fungiert. Allerdings reduzieren sich durch eine Solarthermieanlage lediglich die Heizkosten, nicht jedoch die Stromkosten. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) fördert sowohl ausschließlich für die Warmwasserbereitung ausgelegte Anlagen als auch Kombisolaranlagen finanziell.
Lohnt sich eine PV-Anlage?
Mit einer Solaranlage Strom selber zu produzieren, lohnt sich auf lange Sicht fast immer. Eine PV-Anlage rentiert sich vor allem, wenn Sie den Strom selbst erzeugen und speichern beziehungsweise einen Großteil der Energie im eigenen Haushalt verbrauchen. Schließlich sind die Vergütungssätze für selbst produzierten Strom in den vergangenen Jahren stark gefallen. Batteriespeicher werden hingegen immer erschwinglicher.
Auf einer Fläche von sechs Quadratmetern lassen sich jährlich bereits rund 1.000 Kilowattstunden Strom erzeugen. Bei einem Kilowattstundenpreis von 40 Cent entspricht dies jährlichen Einsparungen von 400 Euro. Ist mehr Platz für die Solarmodule vorhanden, fällt das Sparpotential sogar noch höher aus. Je nach Größe der Anlage und Art der Finanzierung amortisiert sich eine PV-Anlage innerhalb von acht bis zwölf Jahren.
Stromerzeugung mittels Mini-Blockheizkraftwerk oder Brennstoffzellenheizung
Blockheizkraftwerke (BHKW) und Brennstoffzellenheizungen funktionieren nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Das bedeutet, entsprechende Anlagen produzieren sowohl Strom als auch Wärme, die sich für die Warmwasserversorgung des Gebäudes oder für die Heizungsanlagen nutzen lassen. In einem Blockheizkraftwerk wird zur Stromerzeugung ein Generator mit Öl, Gas oder Biomasse betrieben. In einer Brennstoffzellenheizung findet dagegen eine chemische Reaktion zwischen Wasser- und Sauerstoff statt. Die im Zuge des Verbrennungsprozesses entstehende Hitze machen die Anlagen über einen Wärmetauscher nutzbar.
Der Strom kann nach Bedarf selbst verbraucht und die restliche Strommenge in das Stromnetz eingespeist werden. Bei mit fossilen Brennstoffen – also Öl oder Gas – betriebenen Blockheizkraftwerken richtet sich die Einspeisevergütung nach dem Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz. Werden regenerative Energien wie Biogas, Bioethanol oder Holzpellets genutzt, liegt die Vergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz höher. Das gilt gleichermaßen für Brennstoffzellenheizungen.
Lohnt sich ein Mini-BHKW oder eine Brennstoffzellenheizung?
Selbst kompakte Mini-Blockheizkraftwerke lohnen sich vor allem für Mehrfamilienhäuser, größere Wohneinheiten oder Gewerbe. Denn mit einem BHKW lassen sich jährlich problemlos mehrere tausend Kilowattstunden Strom selbst erzeugen. Damit sie sich trotz der recht hohen Anschaffungskosten finanziell rentieren, sollten Blockheizkraftwerke auf möglichst viele Betriebsstunden kommen. Fachleute empfehlen ein Minimum von 4.000 Stunden pro Jahr. Häufig lohnt es sich für Privatverbraucherinnen und -verbraucher deshalb, sich bei Anschaffung und Nutzung eines Blockheizkraftwerks mit anderen Parteien zusammenzutun.
Brennstoffzellenheizungen eignen sich aufgrund ihres hohen stromseitigen Wirkungsgrads auch schon für Einfamilienhäuser. Doch hier gilt ebenfalls: Je mehr Strom und Wärme Sie verbrauchen, desto eher lohnt sich die Investition in eine Brennstoffzellenheizung.
Strom selbst erzeugen mit einer Kleinwindkraftanlage
Die Stromerzeugung mit Windrädern ist ein wichtiger Bestandteil der Energiewende und mittlerweile auch für Privathaushalte möglich. Sogenannte Kleinwindkraftanlagen lassen sich beispielsweise im Garten oder auf dem Hausdach installieren, um Strom selber zu erzeugen. Der Generator der Anlage wird dabei ganz klassisch von einem Windrad angetrieben und wandelt mechanische Rotationsenergie in elektrische Energie um. Aus Rentabilitätsgründen empfiehlt es sich, den produzierten Strom vorrangig selbst zu verbrauchen. Darüber hinaus ist aber auch eine Einspeisung in das Stromnetz zu festen Sätzen nach dem Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG) möglich.
Wer Strom mit einer Mini-Windkraftanlage selbst erzeugen möchte, muss das Baurecht beachten, das je nach Bundesland unterschiedliche Regelungen vorsieht. Für gewöhnlich benötigen Sie eine von den örtlichen Behörden ausgestellte Genehmigung, um auf Ihrem Grundstück ein Windrad aufstellen zu dürfen. Lediglich Ausführungen mit einer Höhe von weniger als zehn Metern sind in den meisten Bundesländern genehmigungsfrei. Baurechtliche Vorschriften wie der Abstand zum Nachbargrundstück müssen jedoch in beiden Fällen eingehalten werden. Insbesondere in Gebieten mit enger Bebauung ist die Errichtung einer Kleinwindkraftanlage daher in der Regel nicht möglich.
Lohnt sich ein Windrad für den Hausgebrauch?
Ob sich eine solche Anlage rechnet, hängt vor allem von den Windverhältnissen am Standort ab. Kleinwindanlagen arbeiten nämlich nur dann effektiv, wenn auch wirklich genug Wind weht – hier sollte nicht zu optimistisch kalkuliert werden. Daher ist es notwendig, die örtlichen Gegebenheiten bei der Planung zu berücksichtigen, damit sich die Mini-Windkraftanlage korrekt einstellen lässt.
In bebauten Gebieten lohnt sich ein Windrad fürs Eigenheim in der Regel nicht wirklich. An einem passenden Standort erzeugt eine Anlage mit einer Nennleistung von einem Kilowatt pro Jahr beispielsweise rund 800 bis 1.000 Kilowattstunden Windstrom. Bei einem Kilowattstundenpreis von 40 Cent ergeben sich jährliche Einsparungen von 320 bis 400 Euro. Doch auch im Optimalfall amortisiert sich eine Kleinwindkraftanlage meist erst nach zehn bis 15 Jahren.
Häufig gestellte Fragen
Um komplett autark von den Stromanbietern zu werden, haben Sie verschiedene Möglichkeiten. Eine ausreichende Strommenge können grundsätzlich sowohl Blockheizkraftwerke und Brennstoffzellenheizungen liefern als auch Windkraftwerke und Solaranlagen. Damit die Anlage den Bedarf tatsächlich zu 100 Prozent abdeckt, muss sie jedoch ausreichend dimensioniert werden. Verschiedene der ebengenannten Optionen zu kombinieren, stellt oftmals die effektivste Lösung dar.
Als die günstigste Art, Strom zu erzeugen, galt lange Zeit Kohle. Wie jedoch ein Bericht der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien aufzeigt, wiesen 2021 erneuerbare Quellen bereits oftmals deutlich geringere Kosten auf als die kostengünstigsten kohlebefeuerten Optionen in den G20-Staaten. Bei Onshore-Windenergie liegen die Kosten pro Kilowattstunde beispielsweise nur bei 4 bis 8,5 Cent, bei Photovoltaikanlagen zwischen 4 und 11,5 Cent. Kleine Dachanlagen fallen dabei jedoch am teuersten aus.
Um selbst Strom zu erzeugen, bieten sich verschiedene Optionen an. Sie können beispielsweise die Sonnenenergie nutzen und eine Photovoltaikanlage auf Ihrem Hausdach installieren lassen. Ebenso besteht die Möglichkeit, Windkraft zur Stromerzeugung zu nutzen. Das klappt mithilfe einer Mini-Windkraftanlage fürs Dach oder den Garten. Blockheizkraftwerke und Brennstoffzellenheizungen produzieren sowohl Strom als auch Wärme.
Darüber hinaus werden im Handel ebenso Kurbelgeneratoren und Heimtrainer angeboten, die es Ihnen ermöglichen, geringe Mengen an Strom selber zu erzeugen. Der Generator wird in diesem Fall mit der Hand oder den Füßen betrieben. Allerdings eignen sich entsprechende Modelle keinesfalls zur Versorgung des Haushalts, sondern eher zum Aufladen des Smartphones.
Wer sich eine Energieerzeugungsanlage anschaffen will, um Strom selbst herzustellen, muss die Anlage in der Regel vor der Installation beim Netzbetreiber anmelden und je nach Vorhaben auch eine Baugenehmigung einholen. Darüber hinaus ist es notwendig, sich im Marktstammdatenregister zu registrieren. Für nicht mit dem öffentlichen Stromnetz verbundene Inselsysteme – vor allem PV-Anlagen – gibt es aber Ausnahmen.
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(Stand: 17.09.2024) -
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