Energiewende
Die Energiewende gilt als eine zentrale Herausforderung der nächsten Jahrzehnte. Um die angestrebten Klimaschutzziele zu erreichen, soll der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch bereits bis 2030 auf 80 Prozent steigen. Außerdem will die Bundesrepublik spätestens ab 2045 vollständig klimaneutral sein. Bis dahin ist es jedoch noch ein weiter Weg.
- Was versteht man unter einer Energiewende?
- Die Energiewende in Deutschland
- Folgen
- Ist die Energiewende realistisch?
- Verwandte Themen
- Weiterführende Links
Das Wichtigste in Kürze
- Die Energiewende bezeichnet den Umstieg von fossilen Brennstoffen und Atomenergie auf regenerative Quellen.
- Die Energiewende in Deutschland umfasst im Wesentlichen die Bereiche Strom, Wärme und Mobilität.
- Fachleute halten eine ausschließliche Versorgung durch erneuerbare Energien grundsätzlich für machbar, doch aktuell gibt es bei der Umsetzung der Energiewende noch einige Probleme.
Was versteht man unter einer Energiewende?
Seit der Reaktorkatastrophe von Fukushima wird der bundesdeutsche Atomausstieg unter dem Schlagwort "Energiewende" zusammengefasst. Der Begriff selbst ist aber weitaus älter und geht auf ein 1980 vom Öko-Institut veröffentlichtes Buch mit dem Titel "Energiewende – Wachstum und Wohlstand ohne Erdöl und Uran" zurück. Dieses brach mit der damals üblichen Vorstellung, dass sich der Energiebedarf einer wachsenden Wirtschaft ausschließlich durch fossile Rohstoffe und Atomenergie decken lässt.
Im Allgemeinen bezeichnet der Begriff "Energiewende" die Umstellung des Energiesystems von fossilen Energiequellen und Atomkraft auf regenerative Energiequellen. Als erneuerbare Energieträger gelten vor allem:
- Windkraft
- Solarenergie
- Wasserkraft
- Geothermie (Erdwärme)
- Biomasse (beispielsweise Energie aus Holz oder Biogas)
So zielt die Energiewende in Deutschland darauf ab, Haushalte und Unternehmen dauerhaft mit Energie aus nachhaltig nutzbaren oder erneuerbaren Quellen zu ersorgen. Der Umstieg auf Windenergie und Co. soll insbesondere zur Dekarbonisierung der Wirtschaft beitragen beziehungsweise deren vollständige CO2-Neutralität ermöglichen. Im Wesentlichen beinhaltet die Energiewende drei verschiedene Sektoren:
- Strom
- Wärme
- Mobilität
Perspektivisch umfasst die Energiewende die vollständige Abkehr von fossilen Rohstoffen – etwa zur Produktion von Kunststoff oder Dünger.
Was gehört alles zur Energiewende?
Die Energiewende setzt an verschiedenen Punkten an. Ein zentrales Element ist die Umgestaltung des Energiesystems, auf das ein wesentlicher Teil der umweltschädlichen Emissionen zurückgeht. Dabei muss zudem berücksichtigt werden, dass der Strombedarf zukünftig noch steigen dürfte. Schließlich findet elektrische Energie auch im Verkehrs- und Gebäudesektor immer häufiger Verwendung – beispielsweise durch Elektroautos und Wärmepumpen. Zu den Säulen der Energiewende zählen daher vor allem:
- Nachhaltige Energieerzeugung: Erneuerbare sollen fossile Energien kontinuierlich ersetzen. Damit 2030 bereits 80 Prozent des Stroms aus regenerativen Quellen stammt, ist es jedoch notwendig, den Ausbau deutlich zu beschleunigen. Gleichzeitig sind Investitionen in das Stromnetz erforderlich, da die Energie mitunter über weite Strecken – beispielsweise von Windparks im Norden in die Industriezentren im Westen – transportiert werden muss.
- Erhöhung der Energieeffizienz: Bis 2050 soll in Deutschland nur noch halb so viel Primärenergie verbraucht werden wie 2008. Damit das gelingt, muss sich die Energieeffizienz deutlich verbessern. Dies lässt sich beispielsweise durch Kraftwerksmodernisierungen und Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) realisieren. Es gibt aber noch weitere Energiewende-Beispiele, etwa Gebäudesanierungen und energieeffizientere Motoren sowie Haushaltsgeräte.
- Entwicklung von Speicherlösungen: Da Wind und Sonne nicht kontinuierlich beziehungsweise nicht immer in gleichem Maße zur Verfügung stehen, müssen die Energienetze flexibel auf entsprechende Schwankungen reagieren und Überschüsse speichern können. Als unverzichtbar für das Gelingen der Energiewende gilt grüner Wasserstoff. Dieser wird aus Strom produziert, der aus erneuerbaren Energien stammt.
- Intelligente Netze: Der Umbau der Energiewirtschaft trägt zu einer dezentralen Versorgungsstruktur bei. Während in der Vergangenheit nur wenige Großkraftwerke Energie ins Stromnetz einspeisten, gibt es nun immer mehr kleine Erzeugungsanlagen – was eine komplexere Versorgungsstruktur nach sich zieht. Das macht es erforderlich, die Verteilnetze zu intelligenten Stromnetzen weiterzuentwickeln, in denen alle Parteien miteinander verbunden sind.
Warum ist die Energiewende notwendig?
Vor 30 Jahren wurden die Analysen des Öko-Instituts zu Uran und Erdöl von vielen Fachleuten noch als falsch und illusionär bezeichnet. Mittlerweile behaupten nur noch einzelne, oftmals bestimmten Lobbys nahestehende Forschende, dass der Verbrauch fossiler Rohstoffe unproblematisch sei. Es gilt als sicher, dass der menschliche Energieverbrauch ein treibender Faktor des weltweiten Klimawandels ist.
Viele Länder haben bereits jetzt mit den Folgen der Erderwärmung – etwa Hitzeperioden, Dürren, Unwetter und Starkniederschläge – zu kämpfen. Daher verständigten sich 2015 im Pariser Klimaabkommen rund 200 Staaten darauf, der globalen Erwärmung gegenzusteuern und diese auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken. Die Energiewende stellt eines der wichtigsten Werkzeuge dar, um die Klimaziele zu erreichen.
Der Angriff Russlands auf die Ukraine hat zudem gezeigt, dass die Energiewende auch aus sicherheits- und wirtschaftspolitischen Gründen sinnvoll ist. Schließlich handelt es sich bei Deutschland um ein rohstoffarmes Land, das fossile Brennstoffe wie Öl und Erdgas importieren muss. Die Energiewende-Ziele bestehen demnach auch darin, weniger abhängig beziehungsweise unabhängig von anderen Staaten zu sein.
Die Energiewende in Deutschland
Ein wichtiger Schritt hin zur Energiewende war das Anfang 1991 in Kraft getretene Stromeinspeisungsgesetz. Dieses verpflichtete Energieversorgungsunternehmen erstmals dazu, Strom aus erneuerbaren Quellen abnehmen zu müssen. Einen weiteren Meilenstein stellt der 2005 von der rot-grünen Regierungskoalition mit den Kraftwerksbetreibern vereinbarte Atomausstieg dar. Im Oktober 2010 legte die nun schwarz-gelbe Bundesregierung jedoch ein neues Energiekonzept vor, das den "Ausstieg aus dem Ausstieg" vorsah.
Im März 2011 erschütterten dann eine Serie von Erdbeben und ein anschließender Tsunami Japan, wodurch es im Reaktorpark Fukushima zu mehreren Kernschmelzen kam. Seither traten dort große Mengen radioaktiven Materials weitgehend unkontrolliert aus. Wie groß der entstandene Schaden für Mensch und Umwelt sein wird, lässt sich nach wie vor nicht abschätzen. Die Katastrophe führte zu einem raschen Politikwechsel in Deutschland. Im Juli 2011 billigte der Bundesrat einstimmig den stufenweisen Atomausstieg bis zum Jahr 2022. Die letzten drei deutschen Atomkraftwerke gingen aufgrund der Energiekrise allerdings erst im April 2023 von Netz.
Energiewende in Deutschland: Aktuelle Situation
Sein für 2020 per Klimaschutzgesetz festgelegtes Ziel, die Treibhausgasemissionen verglichen mit dem Jahr 1990 um 40 Prozent zu senken, hat Deutschland knapp erreicht. Allerdings geht dieser Erfolg auch auf die Corona-Pandemie zurück, die sich vor allem in den Sektoren Industrie und Verkehr deutlich bemerkbar machte.
Mit dem EEG 2023 (Erneuerbare-Energien-Gesetz) hat die Bundesregierung zum 1. Januar 2023 eine bedeutende Gesetzesnovelle eingeführt. Um bei der Energiewende Deutschlands die aktuelle Situation zu verbessern und den Ausbau regenerativer Quellen schneller voranzutreiben, setzt die Bundesregierung auf verschiedene Maßnahmen. Dazu gehören unter anderem beschleunigte Planungs- und Genehmigungsverfahren, eine höhere Vergütung für Solarstrom und ein genereller Vorrang für erneuerbare Energien vor anderen Interessen. Welchen Zeitplan der Gesetzgeber anstrebt, zeigt die nachfolgende Übersicht auf:
- 80 Prozent des Bruttostrom aus regenerativen Energien bis 2030
- Minderung der Treibhausgasemissionen um 65 Prozent bis 2030
- Konkrete jährliche Minderungsziele ab 2030
- Minderung der Treibhausgasemissionen um 88 Prozent bis 2040
- Treibhausgasneutralität bis 2045
Erfolge der bisherigen Bemühungen sind bereits erkennbar. Ein Beispiel dafür ist der Anteil erneuerbarer Energien an der Bruttostromerzeugung, der mittlerweile bei über 40 Prozent liegt und perspektivisch weiter steigen dürfte. Windkraft ist dabei mit weitem Abstand die wichtigste erneuerbare Energie.
Schon gewusst?
Darüber hinaus nutzt Deutschland für die Energiewende auch grünen Wasserstoff, der aus unterschiedlichen Ländern importiert wird. Es bestehen unter anderem bereits strategische Partnerschaften mit Australien und Ländern Nordafrikas sowie des Nahen Ostens.
Welche Folgen hat die Energiewende?
Die Energiewende bietet die einmalige Möglichkeit, die Wirtschaft von Grund auf zu modernisieren. Durch Investitionen in die regenerative Energieversorgung werden Innovationen vorangetrieben, die zur lokalen Wertschöpfung beitragen. Außerdem entstehen durch die Energiewende deutlich mehr neue Jobs, als dass Arbeitsplätze wegfallen. In den Sektoren Erneuerbare Energien und Energetische Gebäudesanierung sind mittlerweile bereits mehr als 900.000 Menschen tätig. Da sich viele Erzeugungsanlagen im Besitz von Privatpersonen befinden, trägt die Energiewende außerdem zur Demokratisierung der Energieversorgung bei.
Eine weitere Konsequenz der Energiewende – zumindest aktuell – sind hohe Energiepreise. Dieser Umstand lässt sich darauf zurückführen, dass zur Verwirklichung der Energiewende-Ziele enorme Investitionen erforderlich sind. Laut dem Institut für Wirtschaftsforschung (ifo) ergeben sich allein für Erzeugungsanlagen, Technik und die erforderliche Infrastruktur Mehrkosten in Höhe von bis zu 3.000 Milliarden Euro. Unter Fachleuten besteht jedoch größtenteils Einigkeit darüber, dass eine ungebremste Klimaerwärmung langfristig noch deutlich höhere Kosten nach sich zieht.
Ist die Energiewende realistisch?
Ob sich die Energieversorgung in einem Industrieland wie Deutschland vollständig aus regenerativen Quellen sicherstellen lässt, war bereits mehrfach Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Eine vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Berlin veröffentlichte Studie kam zu dem Ergebnis, dass die ausschließliche Versorgung mit erneuerbaren Energien machbar ist. Andere Erhebungen wie die vom Umweltbundesamt durchgeführte Studie "Energieziel 2050: 100 % erneuerbare Energien" bestätigen diese Einschätzung.
Warum funktioniert die Energiewende nicht?
Obwohl viele Expertinnen und Experten den Umstieg auf erneuerbare Energien grundsätzlich für realisierbar halten, zeigt sich mittlerweile, dass es bei der Umsetzung der Energiewende verschiedene Probleme gibt. Laut dem Anfang 2023 veröffentlichten Bericht "Fortschrittsmonitor Energiewende" kommt das Projekt bisher viel zu langsam voran. Die Untersuchung offenbart, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien in so gut wie allen Sektoren deutlich hinter den angestrebten Zielen liegt. Verantwortlich dafür sind unter anderem der Fachkräftemangel, zu langwierige Genehmigungsverfahren und Rohstoffengpässe.
Ob die weltweite Energiewende gelingt, kann die Bundesrepublik zudem nur sehr bedingt beeinflussen. Schließlich ist Deutschland lediglich für knapp zwei Prozent der globalen Treibhausgase verantwortlich. Im Zuge der Globalisierung steigt der Energieverbrauch der Schwellenländer stark an, was sowohl den Klimawandel beschleunigt als auch den Wettbewerb um die weltweiten Energieressourcen verschärft. Allein in Asien sind aktuell beispielsweise mehr als 600 neue Kohlekraftwerke in Planung. Es gibt aber auch zahlreiche positive Energiewende-Beispiele wie Nordmazedonien beweist, das zunehmend auf Solarenergie setzt.
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