Energiekonzern
Werden ein beherrschendes und ein oder mehrere abhängige Energieversorgungsunternehmen unter der einheitlichen Leitung des herrschenden Unternehmens zusammengefasst, bilden Sie einen Energiekonzern. Die großen Versorgungsunternehmen spielen eine Schlüsselrolle, um den wachsenden Energiehunger der Welt zu stillen. Langfristig stehen Energiekonzerne dabei weltweit vor der Herausforderung, die Energieerzeugung von fossilen auf erneuerbare Quellen umzustellen.
- Was ist ein Energiekonzern?
- Die großen Vier bekommen Konkurrenz
- Die 5 größten Energieversorger in Deutschland
- Die weltweit größten Energiekonzerne
- Verwandte Themen
- Weiterführende Links
Das Wichtigste in Kürze
- Im Zuge der Energiemarktliberalisierung entstanden in Deutschland die "großen Vier". Das sind Energiekonzerne E.ON, RWE, EnBW und Vattenfall, die zusammen immer noch auf einen Marktanteil von rund 50 Prozent kommen.
- Mit 274 Milliarden Euro war die Uniper SE im Jahr 2022 der umsatzstärkste Energiekonzern Deutschlands.
- Das aus Frankreich stammende Unternehmen EDF ist der Stromerzeuger mit dem weltweit höchsten Umsatz im Jahr 2022.
- Als wertvollster Mineralölkonzern der Welt gilt Saudi Aramco, dessen Börsenwert im Jahr 2022 bei rund 2,3 Billionen US-Dollar lag.
Was ist ein Energiekonzern?
Energiekonzerne sichern weltweit die Versorgung der Bevölkerung mit Strom, Gas und Wärme. Daher werden sie auch als Energieversorgungsunternehmen (EVU) oder Energieversorger bezeichnet. Paragraph 3 des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) definiert Energieversorgungsunternehmen als "natürliche oder juristische Personen, die Energie an andere liefern, ein Energieversorgungsnetz betreiben oder an einem Energieversorgungsnetz als Eigentümer Verfügungsbefugnis besitzen". Ihr Aktivitätsfeld umfasst demnach die Erzeugung, Verteilung und/oder den Vertrieb von Energie. Einige Energiekonzerne befinden sich in öffentlicher Hand und sind als Stadtwerke oder kommunale Verbände organisiert, andere sind privatwirtschaftliche Unternehmen.
Allerdings bezieht sich die im EnWG genannte Begriffsdefinition für Energieversorgungsnetze ausschließlich auf Elektrizität und Gas beziehungsweise Flüssiggas. Es existieren aber auch weiter gefasste Definitionen, nach denen beispielsweise ebenso Mineralölkonzerne und im Kohleabbau tätige Unternehmen als Energiekonzern eingestuft werden.
Die großen Vier bekommen Konkurrenz
Bis 1998 marktwirtschaftliche Prinzipien Einzug in die Energiemärkte hielten, hatten Verbraucherinnen und Verbraucher nicht die Möglichkeit, den Strom- und Gasanbieter frei zu wählen. Infolge der Energiemarktliberalisierung gestalteten sich Unternehmenszusammenschlüsse fortan einfacher, wodurch nach vielen Fusionen die großen vier Energiekonzerne entstanden: E.ON, RWE, EnBW und Vattenfall. Die Konzerne decken von der Produktion bis zum Verkauf an Endkundinnen und -kunden die gesamte Wertschöpfungskette ab, sind also vertikal integriert. Den einzelnen Konzerngruppen lassen sich zudem zahlreiche Tochterunternehmen zurechnen. Die Marke "E WIE EINFACH" befindet sich beispielsweise zu 100 Prozent im Besitz von E.ON, wohingegen Yello Strom komplett zu EnBW gehört.
Während die großen Vier noch bis 2005 rund 80 Prozent des Marktes beherrschen, sind ihre Marktanteile bis 2020 auf rund 50 Prozent gesunken. Dies lässt sich auch auf die von der EU verordnete Entflechtung (als "Unbundling" bezeichnet) zurückführen, im Zuge derer es zur Veräußerung von Unternehmensanteilen kam. Außerdem ist die Anzahl der im Energiesektor tätigen Unternehmen in den letzten Jahren immer weiter gestiegen. Laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) kümmern sich derzeit über 2.000 Unternehmen um die Energieversorgung.
Schon gewusst?
Um die Wettbewerbssituation an den Großhandelsmärkten für Strom zu beurteilen, ziehen die Bundesnetzagentur und das Bundeskartellamt seit 2020 die fünf größten Stromerzeuger heran. Vorher fanden lediglich die großen Vier Berücksichtigung.
Mittlerweile können Haushalte im Durchschnitt zwischen rund 150 Strom- und circa 100 Gasversorgern wählen. Allerdings machen viele Kundinnen und Kunden derzeit von dieser Möglichkeit noch nicht Gebrauch. Im Jahr 2021 bezogen laut dem Statistikportal Statista nur 39 Prozent aller Verbraucherinnen und Verbraucher ihren Strom von einem anderen Energielieferanten als dem örtlichen Grundversorger. Im Bereich Gas fällt der Anteil mit 36 Prozent sogar noch etwas niedriger aus.
Wer sind die größten Energieversorger in Deutschland? Die Top 5
Im Ranking der größten Energieversorgungsunternehmen Deutschlands landen sowohl E.ON und EnBW als auch RWE und Vattenfall in den Top 5. Mit der Uniper SE führt jedoch ein anderer Energiekonzern Deutschlands Liste der größten Energieversorger nach Umsatz (Geschäftsjähr 2022) an:
- Platz 1: Uniper SE (274 Milliarden Euro Umsatz)
- Gemessen am Umsatz ist die Uniper SE mit deutlichem Abstand der größte Energiekonzern Deutschlands. Die börsennotierte Gesellschaft entstand 2016 im Rahmen von Abspaltungsmaßnahmen bei E.ON und steigerte ihren Umsatz von 2021 auf 2022 um mehr als 100 Milliarden Euro. Allerdings geriet der Energiekonzern 2022 infolge des Ukrainekrieges in eine wirtschaftliche Schieflage, weshalb die Bundesrepublik seit Dezember 2022 mehr als 99 Prozent der Unternehmensanteile hält.
- Platz 2: E.ON SE (116 Milliarden Euro Umsatz)
- Bis 2020 galt E.ON als größter Energiekonzern in Deutschland. Der in Essen ansässige Versorger ging 1999 aus der Fusion der Mischkonzerne VEBA und VIAG hervor. Das Unternehmen beschäftigt aktuell rund 70.000 Mitarbeiterinnen beziehungsweise Mitarbeiter und ist in verschiedenen Sektoren tätig – unter anderem Energienetze, erneuerbare Energien und Energiedienstleistungen. E.ON zählt zu den Energiekonzernen, die ihre Gewinne trotz Energiekrise steigern konnten. Mit einem bereinigten Konzerngewinn von rund 2,7 Milliarden Euro wurden die Erwartungen der Fachleute für das Geschäftsjähr 2022 deutlich übertroffen.
- Platz 3: EnBW AG (56 Milliarden Euro Umsatz)
- Der Energiekonzern, der in Deutschlands Liste der größten Versorger auf Platz 3 liegt, ist die 1997 gegründete EnBW AG, deren Firmensitz sich in Karlsruhe befindet. Im Vergleich zum vorangegangenen Jahr steigerte der Energiekonzern seinen Umsatz im Jahr 2022 um mehr 50 Prozent. Im März 2023 gab der Energieversorger bekannt, alle seine Kohlekraftwerke bis 2028 herunterfahren zu wollen.
- Platz 4: RWE AG (38 Milliarden Euro Umsatz)
- Mit einem Umsatz von 38 Milliarden Euro im Jahr 2022 kann sich die RWE AG als viertgrößter Energiekonzern Deutschlands bezeichnen. Bis 1990 firmierte der Versorger noch als Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk AG. Mittlerweile gibt nur noch das Kürzel RWE einen Hinweis auf die Wurzeln des Energiekonzerns. Das Unternehmen hat zwar recht spät damit begonnen, sich auf den Ausbau erneuerbarer Energien zu fokussieren, treibt diesen mittlerweile aber in mehr als 20 Ländern voran.
- Platz 5: Vattenfall GmbH (28 Milliarden Euro Umsatz)
- Die in Berlin ansässige Vattenfall GmbH hat ihre Umsatzerlöse von 2021 zu 2022 fast verdoppelt, wodurch sie im Ranking der größten deutschen Energiekonzerne auf Platz 5 landet. Der Versorger stellt eine Tochtergesellschaft des staatlichen schwedischen Energiekonzerns Vattenfall AB dar, die sich zu 100 Prozent in dessen Besitz befindet. Der Energieriese betreibt in Deutschland zahlreiche Kraftwerke, darunter sowohl Heiz- und Pumpspeicher- als auch Laufwasserwerke.
Die weltweit größten Energiekonzerne
Welche Unternehmen als größte Energiekonzerne der Welt eingestuft werden, kann je nach Statistik sehr unterschiedlich ausfallen. Dies lässt sich auf unterschiedliche Berechnungs- beziehungsweise Bewertungsmaßstäbe zurückführen. Manche Erhebung fokussiert sich beispielsweise auf den Umsatz, eine andere hingegen auf die Marktkapitalisierung oder die Menge der eingespeisten Energie. Darüber hinaus finden oftmals nur bestimmte Energiekonzerne – etwa an der Börse gelistete – Berücksichtigung.
Unter den umsatzstärksten Stromerzeugern der Welt befinden sich vor allem Energiekonzerne aus Europa. Die nachfolgende Übersicht listet die fünf größten Stromversorgungsunternehmen nach Umsatz auf:
- EDF (Frankreich): 144 Milliarden Euro
- ENEL (Italien): 141 Milliarden Euro
- E.ON (Deutschland): 116 Milliarden Euro
- ENGIE (Frankreich): 94 Milliarden Euro
- Korea Electric Power (Südkorea): 55 Milliarden Euro
Im Bereich der Mineralöl- und Gaskonzerne ergibt sich ein gänzlich anderes Bild. Ausgehend von der Marktkapitalisierung im Jahr 2022 zeigt sich, dass Energiekonzerne aus Europa in den Top 5 nur spärlich vertreten sind:
- Saudi Aramco (Saudi-Arabien): 2.292 Milliarden US-Dollar Unternehmenswert
- Exxon Mobil (USA): 360 Milliarden US-Dollar Unternehmenswert
- Chevron (USA): 316 Milliarden US-Dollar Unternehmenswert
- Reliance Industries (Indien): 229 Milliarden US-Dollar Unternehmenswert
- Royal Dutch Shell (UK/Niederlande): 211 Milliarden US-Dollar Unternehmenswert
Schon gewusst?
Insbesondere im Ölgeschäft ist es keine Seltenheit, dass Energiekonzerne Gewinne in Milliardenhöhe erwirtschaften, die mitunter dem Bruttoinlandsprodukt ganzer Staaten entsprechen. Der saudi-arabische Ölkonzern Saudi Aramco erzielte 2022 beispielsweise Überschüsse in Höhe von rund 151 Milliarden Euro.
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