Ökostrom von Stadtwerken: Lohnen sich derartige Tarife?
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In vielen Regionen besteht mittlerweile die Möglichkeit, Ökostrom über die Stadtwerke zu beziehen. Da sich weit mehr als hundert Ökostromtarife finden lassen, stellt sich für Verbraucher natürlich die Frage, ob der grüne Strom eher von einem lokalen oder einem spezialisierten Anbieter stammen soll. Der nachfolgende Ratgeber veranschaulicht, wie gut der Ökostrom der Stadtwerke wirklich ist.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Allgemeinen wird unter Ökostrom aus regenerativen Energieträgern produzierter Strom verstanden, doch eine vom Gesetzgeber aufgestellte Definition gibt es hierzulande nicht.
- Mittlerweile bietet fast jeder lokale Stromlieferant seinen Kunden auch einen Ökostromtarif an.
- Wie nachhaltig der Ökostrom der Stadtwerke ist, unterscheidet sich von Einzelfall zu Einzelfall. Daher sollten Sie sich genauestens über die Herkunft des Stroms informieren.
- Viele Verbraucher entscheiden sich auch aufgrund des regionalen Engagements für einen lokalen Stromanbieter.
Was ist Ökostrom?
Ökostrom – auch als Naturstrom und Grünstrom beziehungsweise grüner Strom bekannt – bezeichnet für gewöhnlich aus erneuerbaren Energiequellen produzierten Strom. Dazu zählen vor allem Solar-, Wind- und Wasserenergie, aber auch Bioenergie und Geothermie. Eine gesetzliche Definition für Ökostrom gibt es in Deutschland aktuell jedoch nicht. Es handelt sich also nicht um einen geschützten Ausdruck, der festgelegten Qualitätskriterien unterliegt. Nach der Definition des Bundesverbands Erneuerbare Energie muss Ökostrom mindestens zu 50 Prozent aus erneuerbaren Energien und höchstens zur Hälfte aus Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen stammen.
Auch wenn Sie sich für einen Ökostromtarif entscheiden, kommt aus der Steckdose nicht ausschließlich grüne Energie. Dieser Umstand begründet sich damit, dass es nur ein Stromnetz gibt. In dieses fließt der von sämtlichen Anbietern produzierte Strom. Das heißt, je mehr Haushalte und Unternehmen Ökostrom nutzen, desto höher fällt der Anteil der erneuerbaren Energien am Strommix aus.
Welche Stadtwerke bieten überhaupt Ökostrom an?
In der heutigen Zeit werben nicht nur große Energieunternehmen mit Ökostrom, um ihren Kundenstamm zu erweitern. Auch so gut wie jeder lokale Energieanbieter hat mindestens einen Ökostromtarif im Angebot. Immer mehr Stadtwerke verknüpfen dabei das Prinzip der Nachhaltigkeit mit dem Konzept der Regionalität. Demzufolge wird immer weniger grüner Strom im Ausland eingekauft und stattdessen direkt vor Ort produziert.
Wie gut ist der Ökostrom von Stadtwerken?
Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, da hier zahlreiche Variablen von Bedeutung sind. Oberflächlich betrachtet kann Ökostrom von Stadtwerken in vielen Fällen mithalten. Bei zahlreichen Tarifen stammt der Strom nämlich ausschließlich aus erneuerbaren Energieträgern. Da es mithilfe von Zertifikaten jedoch möglich ist, den eigenen Grau- als Ökostrom auszuweisen, müssen in diesem Zusammenhang weitere Kriterien berücksichtigt werden. Von Bedeutung sind vor allem folgende Fragestellungen:
- Besitzt der Stromanbieter Beteiligungen an Atom- oder Kohlekraftwerken?
- Welchen Anteil hat Graustrom (Strom unbekannter Herkunft) am Energiemix des Unternehmens?
- Investiert der Stromlieferant aktiv in die Energiewende, indem er regenerative Energien ausbaut?
Ob ein Ökostromtarif – von den Stadtwerken oder einem anderen Anbieter – wirklich nachhaltig ist, lässt sich anhand von Gütesiegeln wie „ok-power“ oder „Grüner Strom Label“ erkennen. Informationen zu möglichen Labeln und Zertifizierungen, zur Herkunft des Stroms und zu Investitionen in die Energiewende können Sie in der Regel auf der Webseite des jeweiligen Stromanbieter in Erfahrung bringen. Bei manchen Tarifen fließt ein festgelegter Betrag pro vom Kunden verbrauchter Kilowattstunde in den regionalen Ausbau erneuerbarer Energien. Andere Anbieter engagieren sich beispielsweise, indem sie Photovoltaikanlagen fördern.
Regionales Engagement der Stadtwerke bei der Tarifwahl berücksichtigen
Für Ökostrom von den Stadtwerken spricht deren regionale Verwurzelung. Einerseits schafft das Unternehmen mitunter mehrere Hundert Arbeitsplätze in der Region. Andererseits zahlt der Stromanbieter natürlich auch Steuern, die Kommunen und Städten zugutekommen. Darüber hinaus treten die Stadtwerke oftmals als Sponsor für Kultur, Bildung und Sport in Erscheinung, wovon zahlreiche Vereine profitieren.
Ökostrom von den Stadtwerken oder spezieller Ökostromanbieter – was ist besser?
Ob sich eher die Stadtwerke oder Ökostrom-Spezialisten anbieten, hängt sowohl von den verfügbaren Tarifangeboten vor Ort als auch von den persönlichen Präferenzen ab. Wer den Fokus auf regionales Engagement legt, für den ist ein lokaler Energielieferant in jedem Fall eine gute Wahl. Wollen Sie dagegen die Energiewende unterstützen, gilt es, genauer hinzuschauen. Schließlich gibt es auch zahlreiche Stadtwerke, die größtenteils Graustrom vertreiben oder an Atom- beziehungsweise Kohlekraftwerken beteiligt sind. Wenn der regionale Stromanbieter aussagekräftige Labels nachweisen kann, steht fest, dass das Unternehmen selbst in einem gewissen Umfang in erneuerbare Energien investiert.