Zu teuer: RWE will keine neuen fossilen Kraftwerke bauen
Stand: 13.07.2011
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Essen - Der Stromversorger RWE sieht sich angesichts der Energiewende bei seinen Investitionsvorhaben in Gas- und Kohlekraftwerke sowie in erneuerbare Energien auf dem richtigen Weg. Investitionen in weitere neue fossile Kraftwerke in Westeuropa, wie sie für die Versorgungssicherung nach Meinung von Experten nötig sind, erteilt RWE jedoch eine Absage. "Die Rahmenbedingungen sind nicht gegeben, dass sich das wirtschaftlich darstellt", sagte Matthias Hartung, Vorstandschef von RWE Technology, am Dienstag. Die Sparte ist unter anderem für die konventionellen Neubauten zuständig. Dem Konzern kostet der Atomausstieg nach eigenen Angaben mehrere Milliarden Euro.
Für Strom liege der zu erzielende Preis je Megawattstunde bei 60 Euro, er müsste laut Hartung bei rund 80 Euro liegen, damit Gaskraftwerke sich rechneten. "Der Spalt ist zu groß, um zu sagen, da investieren wir", sagte Hartung. Investoren müssten befürchten, dass konventionelle Kraftwerke in der Zukunft oftmals nicht ausgelastet seien und sich daher nicht rentierten. Hintergrund ist, dass der Anteil an erneuerbaren Energien ständig wächst und bei der Einspeisung ins Netz nach dem politischen Willen Vorrang hat und damit mit die Einsatzzeiten vor allem der Gaskraftwerke reduziert. Die Flexibilität moderner Werke werde nicht extra bezahlt. Staatliche Förderung - bei Gaskraftwerken etwa 15 Prozent - könnte laut Hartung eine Lösung sein. Er sei aber unsicher, was die EU zu Beihilfen sage. Bisherige Projekte hätten sich noch rentiert, sagte Hartung. Die Errichtungskosten und die Gasbezugstarife seien noch deutlich günstiger ausgefallen.
Mehr Investitionen in Erneuerbare - wenn es die finanzielle Situation zulässt
Insgesamt sind bei RWE derzeit konventionelle Kraftwerke im Volumen von 12 Milliarden Euro in Bau oder kürzlich fertiggestellt, bis 2014 sollen 13.000 Megawatt neue Leistung ans Netz gegangen sein. Bei der für die erneuerbaren Energien zuständigen Tochter RWE Innogy sind Kraftwerksleistungen im Volumen von vier Milliarden Euro in Bau, 1,3 Milliarden Euro sind bis 2013 für Deutschland eingeplant. Ein großer Teil geht in Windparks vor der Küste (Offshore). Ende des Jahres will RWE mit dem Bau seines ersten deutschen Windparks, dem 295-Megawatt(MW)-Parks Nordsee Ost vor Helgoland anfangen. Wenn dieser fertig ist, steht ein 1.000-MW-Park vor Juist auf der Agenda, wie Hans Bünting, Finanzchef von RWE Innogy, ausführt.
Ob künftig noch mehr als bisher geplant in erneuerbare Energien investiert werden kann, darüber will sich RWE noch nicht auslassen. Kurzfristig seien kaum Änderungen der Investitionspläne möglich, sagte ein Sprecher. Das liegt nicht zuletzt an der stark angespannten bilanziellen Situation von RWE, die sich mit dem Ausstieg aus der Atomkraft noch deutlich verschärfen dürfte. Dem Aufsichtsrat würden Anfang August mehrere Möglichkeiten vorgelegt, wieder handlungsfähiger zu werden. Diskutiert werden sollen weitere Verkaufsoptionen und eine Kapitalerhöhung. Tendenziell wolle RWE mehr in Richtung Erneuerbare gehen, sagte der Sprecher. Aber das Geld dafür müsse erst verdient werden, das sei eine große Herausforderung.
Großes Potenzial in Deutschland sieht Innogy-Mann Bünting etwa bei der Erneuerung alter Windkraftanlagen an Land, dem so genannten Repowering. Die Hälfte der deutschlandweit installierten Gesamtleistung von 26.000 MW müsse in der nächsten Zeit ausgetauscht werden. Dabei könne dank technischer Verbesserungen mit halb so vielen Anlagen die doppelte Leistung erzielt werden.
Verhandlungen mit Gazprom laufen
In Bezug auf Gespräche mit dem russischen Energieriesen Gazprom