Zeitung: 400 Milliarden Euro für Solarstrom aus Afrika
Stand: 16.06.2009
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München - Einem Zeitungsbericht zufolge planen 20 große Konzerne, deutsche Haushalte über riesige Solarkraftwerke mit Strom aus Afrika zu versorgen. Wie die "Süddeutsche Zeitung" (Dienstagausgabe) berichtet, wollen sich die Unternehmen, darunter die Münchener Rück, Siemens, die Deutsche Bank und RWE, Mitte Juli zu einem Konsortium für das Vorhaben zusammenschließen. Der Bau der Solaranlagen in den Wüsten des afrikanischen Kontinents soll demnach 400 Milliarden Euro kosten und in zehn Jahren den ersten Strom liefern.
Das Projekt gilt laut "SZ" als eine der größten privaten Ökostrom-Initiativen aller Zeiten. Trotz Wirtschaftskrise will das Konsortium damit den Kampf gegen den Klimawandel vorantreiben und sich weltweit an die Spitze der grünen Technologie stellen. Das Milliardenprojekt Desertec solle vor allem beweisen, dass sich Strom auf diese Weise auch wirtschaftlich produzieren lässt.
An der Spitze der Gruppe steht der weltgrößte Rückversicherer Münchener Rück. "Wir wollen eine Initiative gründen, um in den nächsten zwei bis drei Jahren konkrete Umsetzungspläne auf den Tisch zu legen", sagte Vorstand Torsten Jeworrek der Zeitung. Bereits am 13. Juli kommen die Firmen demnach zur konstituierenden Sitzung in München zusammen.
Noch hält der Konzern die Teilnehmerliste unter Verschluss. Angehören wollen der Gruppe der Kraftwerksbauer laut "SZ" jedoch Siemens, Deutschlands zweitgrößter Energieversorger RWE und die Deutsche Bank. Auch Bundesministerien und der Club of Rome sollen bei der Gründung mit am Tisch sitzen. Dieser Zusammenschluss führender Wissenschaftler, Politiker und Manager verfolgt die Idee afrikanischen Solarstroms schon seit Jahren. Bislang aber ließ sich kein Großprojekt in Afrika realisieren. Mittelfristig sollen auch europäische und nordafrikanische Partner für das ehrgeizige Projekt gewonnen werden.
Mit dem Milliardenprojekt wollen die Unterzeichner das ungeheure Energiepotenzial in den Wüsten südlich des Mittelmeeres erschließen. Denkbar seien Solarkraftwerke an mehreren Standorten in Nordafrika, erklärte Jeworrek. Wichtigstes Kriterium: Die Anlagen müssen in politisch stabilen Ländern stehen. "Technisch ist das Projekt realisierbar", sagte Jeworrek. In der kalifornischen Mojave-Wüste und in Spanien gebe es bereits erste Anlagen. Die Kraftwerke bündeln über Spiegel Sonnenlicht, erhitzen Spezialöl und wandeln dessen Wärme in Wasserdampf für den Antrieb von Turbinen um. Damit unterscheiden sie sich von Photovoltaik-Anlagen, die Strom direkt produzieren.
Das energiepolitische Ziel des Konsortiums ist hoch gesteckt. Über Desertec ließen sich beim geplanten Investitionsvolumen etwa 15 Prozent der europäischen Stromversorgung decken, glaubt Jeworrek. Das Projekt soll sich seinen Angaben zufolge langfristig selbst tragen. "Es braucht natürlich am Anfang eine gewisse Investitionssicherheit, zum Beispiel eine Abnahmegarantie zu einem bestimmten Preis", sagte Jeworrek. Der Strom dürfe aber nicht dauerhaft subventioniert werden. Wettbewerbsfähig soll Desertec demnach in zehn bis 15 Jahren sein.