Frankfurt/Main - Der Klimawandel und Kraftwerke heizen nach Angaben der Umweltstiftung WWF die Flüsse auf - mit Folgen für die Natur und die Energieversorgung. Schon im Lauf des 20. Jahrhunderts habe sich die Wassertemperatur in mitteleuropäischen Flüssen um etwa ein Grad erhöht. Bis zur Jahrhundertmitte könnten die Durchschnittstemperaturen der Flüsse zusätzlich um etwa 1,5 Grad steigen, ergab eine am Donnerstag veröffentlichte Studie des WWF (World Wide Fund for Nature) in Frankfurt.
Fischen könnte es künftig zu warm werden, und auch großen, flusswassergekühlten Kraftwerken drohten Probleme, sagte Georg Rast, Süßwasserexperte des WWF. "Kritisch hohe Fließgewässertemperaturen können deutliche Einbußen bei der Stromproduktion zur Folge haben. Im Extremfall ist gar die
Versorgungssicherheit mit Strom gefährdet."
Neben dem Klimawandel spielen auch die Kraftwerke selbst eine Rolle bei der Erwärmung der Flüsse. Sie nutzen Flusswasser zum Kühlen und leiten es danach wieder in die Gewässer zurück. Das Wasser sei zwar dann sauber, aber in der Regel immer noch über 30 Grad warm, sagte Rast. Die Flüsse dürften auf höchstens 28 Grad erwärmt werden.
Dieser Grenzwert für das Einleiten von erwärmtem Kühlwasser sei bereits in den Sommern 2003, 2006 und 2007 an mehreren Flüssen und Kraftwerksstandorten erreicht worden.
"Erhöhte Lufttemperaturen, veränderte Schneeschmelze und die übermäßige Zufuhr von Warmwasser aus den Durchlaufkühlungen thermischer Kraftwerke all diese Faktoren können unsere Flüsse zum kollabieren bringen", warnte Rast. Bei Wassertemperaturen von über 28 Grad drohten Fisch- und Pflanzensterben - "es entsteht eine Algensuppe mit sehr begrenztem Leben." Und die Flüsse transportierten das Problem weiter ins Meer.
Epidemien und Seuchen im Tierreich werden mit weiter steigenden Wassertemperaturen nach Erwartungen der WWF-Experten wahrscheinlicher. Hohe Wassertemperaturen seien im Sommer 2003 offenbar eine wesentliche Ursache für das im Rhein beobachtete massenhafte Aalsterben gewesen. Auch für die Forelle werde der Lebensraum immer kleiner, weil sie nicht unbegrenzt in höher liegende kühlere Gewässerabschnitte ausweichen könne.
Zum Schutz der Flüsse vor den Folgen des Klimawandels fordert die Umweltstiftung ein Flussmanagement, das sich an der Natürlichkeit von Gewässern orientiert. "Reich strukturierte, flache und frei fließende Gewässer mit schattenspendenden Ufergehölzen können die zu erwartenden Auswirkungen noch am besten verkraften", sagte Rast. Er plädierte für verstärkte Anstrengungen zur Gewässerrenaturierung.