Wulff vergleicht deutschen Atomausstieg mit Mondlandung
Stand: 25.10.2011
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Tokio - Bundespräsident Christian Wulff fasst den deutschen Atomausstieg als "Jahrhundertprojekt" auf. Im Gegensatz zur amerikanischen Mondlandung in den 1960er Jahren vollziehe sich die Energiewende in Deutschland in vielen kleinen Schritten, erklärte Wulff am Dienstag bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde der Tsukuba-Universität in Tokio.
Wulff wollte später am Tag die Provinz Fukushima besuchen, wo sich am 11. März nach Erdbeben und Tsunami die verheerende Reaktorkatastrophe ereignet hat. Vor der Universität sagte Wulff weiter, die Welt müsse sich die Begeisterungsfähigkeit für technische Neuerungen unbedingt erhalten, gleichzeitig aber, etwa bei der Stammzellenforschung, grundsätzliche Diskussionen um den Wert und die Würde menschlichen Lebens führen. Technischer Fortschritt müsse immer auch an ethischen Grundfragen gemessen werden. "Nicht alles, was technisch machbar ist, soll auch wirklich gemacht werden."
Zum Verhältnis von Wissenschaft und Politik sagte Wulff, wissenschaftliche Expertise müsse gesellschaftliche und politische Willensbildung stets begleiten. Die Entscheidungsfindung selbst aber müsse bei den gewählten Volksvertretern liegen.
Die Katastrophe von Fukushima zeige, wie weitreichend die Folgen einer Verkettung mehrerer Ausfälle sein können. Deshalb müsse immer auch das "Undenkbare" mitgedacht werden. Zugleich müsse Fortschritt mit Nachhaltigkeit einhergehen. Angesichts des Klimawandels werde deutlich, dass Wachstum künftig von immer höherem Ressourcenverbrauch abgekoppelt werden müsse.
Um den Zusammenhalt der Generationen nicht zu gefährden, dürfe die jetzige Generation nicht durch ein Leben auf Pump den Wohlstand der Zukunft verbrauchen. "Das gilt für unsere private und staatliche Verschuldung, aber auch für unseren Umgang insgesamt mit den Ressourcen", sagte Wulff.