Potsdam/Cottbus (dpa) - Die Braunkohle bleibt nach Darstellung von Brandenburgs Umweltminister Dietmar Woidke (SPD) auf lange Sicht ein wichtiger Energielieferant. Sie sei schon deshalb notwendig, um die Grundlast der Stromversorgung abzudecken, sagte Woidke am Mittwoch in Potsdam. Er trat damit dem Eindruck entgegen, dass schon in absehbarer Zeit erneuerbare Energien die Braunkohle ersetzen könnten. Tags zuvor hatte der Minister auf einem Bioenergie-Kongress in Cottbus erklärt, Brandenburg könne es bis 2020 schaffen, seinen gesamten Stromverbrauch aus erneuerbaren Energien zu decken.
"Diese Tatsache ist nicht neu", sagte die Brandenburger Grünen-Bundestagsabgeordnete Cornelia Behm. Interessant sei jedoch, dass Woidke offen darüber spreche, "dass das Land mit der offiziellen Energiestrategie auf Verschleiß gefahren wird", äußerte sie in einer Mitteilung. Behm forderte Woidke auf, öffentlich darauf hinzuweisen, dass die Brandenburger auf die Kohle verzichten können.
Die Industrie- und Handelskammer Cottbus kritisierte Woidkes Äußerung beim Bioenergietag als "Genickschlag für den Wirtschaftsstandort Lausitz". "
Strom aus einheimischer Braunkohle ist auf lange Sicht unverzichtbarer Bestandteil des deutschen Energiemixes", sagte Hauptgeschäftsführer Joachim Linstedt laut einer Kammermitteilung. Außerdem sei die Braunkohleverstromung das Rückgrat der Südbrandenburger Industrie und Forschung.
Woidke wies darauf hin, dass weder die
Windkraft noch Photovoltaik-Anlagen rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Bei guten Rahmenbedingungen ließe sich das Potenzial regenerativer Energien bis 2020 zwar vervierfachen, die Braunkohle bleibe aber dennoch vorerst unverzichtbar. "Der Rohstoff wird hier noch über lange Jahre eine Rolle spielen", betonte Woidke am Rande der Landtagssitzung. Bis 2020 könnten dem SPD-Politiker zufolge
erneuerbare Energien einen Anteil von bis zu 25 Prozent an der erzeugten Bruttomenge Strom ausmachen. Jetzt seien es 7,8 Prozent.
Brandenburg werde ein Strom-Exporteur bleiben, denn dies trage erheblich zur Wertschöpfung bei, betonte der Minister. "Strom ist für Brandenburg einer der wichtigsten Exportartikel, wenn nicht der wichtigste überhaupt." Voraussichtlich werde die Braunkohle aber künftig nicht nur verstromt, sondern auch stofflich verwertet, beispielsweise als Ersatz für
Erdöl. Bis November will das Umweltressort dem Landtag eine so genannte Potenzialstudie zu regenerativen Energien vorlegen. Außerdem ist eine bis 2020 reichende Energiestrategie in Arbeit. An diesem Donnerstag wird sich der Landtag mit der künftigen Nutzung der Braunkohle befassen.