Wissenschaftler fordern mehr Anstrengung beim Energiesparen
Stand: 20.01.2012
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: AFP
Hamburg - Bundesregierung und Bundestag wurden von führenden Wissenschaftlern zu größeren Anstrengungen bei der Senkung des Energieverbrauchs aufgefordert: Die internationalen wie nationale Klima- und Ressourcenschutzziele seien ohne eine "forcierte Energie-Effizienzpolitik" nicht erreichbar. Dies schreiben die Experten in einem offenen Brief, den das Nachrichtenportal "Zeit online" veröffentlichte. Zwar seien die Ziele im deutschen Energiekonzept "sachgerecht", die "konkreten Signale" der Politik aber zwiespältig.
Das Schreiben der Wissenschaftler richtete sich an die Mitglieder der Bundesregierung und die Bundestagsausschüsse für Umwelt und Wirtschaft. Die Experten kritisierten darin, dass in Deutschland bislang vor allem die Themen Elektromobilität, Kraftwerksneubau und Netzausbau mit "Geld und Aufmerksamkeit bedacht" würden. Dabei sei gerade die Senkung des Verbrauchs "unabdingbare Voraussetzung" dafür, dass der Bedarf schneller und kostengünstiger aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden könne.
Die von der schwarz-gelben Bundesregierung ausgerufene Energiewende zielt darauf ab, den Strom-, Wärme- und Treibstoffbedarf Deutschlands umweltfreundlicher und ressourcenschonender zu decken. Der Ausstoß an klimaschädlichem CO2 soll demnach bis 2050 gegenüber dem Basisjahr 1990 um 80 bis 95 Prozent sinken, erneuerbare Energien wie Wind, Wasser und Biomasse sollen bis dahin 60 Prozent des Energiebedarfs des Landes decken. In der selben Zeitspanne soll der Bedarf zugleich um die Hälfte sinken.
Fachleute weisen schon seit langem darauf hin, dass die in Deutschland und anderen Staaten formulierten ehrgeizigen Klima- und Energiesparziele angesichts eines weiter ansteigenden Verbrauchs nur durch gleichzeitige Verbesserungen der Energieeffizienz von Haushalten, Industrie, Handel und Verkehr erreicht werden können. Das Thema gilt weltweit als ein entscheidendes Handlungsfeld, das verglichen mit anderen Energiethemen aber nur wenig Aufmerksamkeit erhält.
Konkret forderten die Wissenschaftler, darunter Vertreter verschiedener bekannter Einrichtungen wie dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), dem Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung und dem Öko-Institut, dass die Bundesregierung die geplante EU-Effizienzrichtlinie unterstützt und die deutsche Energiesparverordnung für Gebäude verschärft. Außerdem solle sie dafür sorgen, dass die Kosten für energetische Gebäudesanierung steuerlich absetzbar würden. Derzeit werde dies durch "föderale Querelen" verhindert.
Der Deutsche Naturschutzring (DNR), der Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände, begrüßte den offenen Brief. "Die Wissenschaftler zeigen, dass Energiesparen Vorteile für Umwelt, Wirtschaft und Verbraucher bringt, dass aber die Bundesregierung diese Chancen verschläft", erklärte dessen Präsident Hubert Weinzierl.
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