Weltweit erstes Schachtwasserkraftwerk in Bayern gestartet
Stand: 21.07.2020
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Im Fluss Loisach in Bayern hat das erste Schachtwasserkraftwerk den Betrieb aufgenommen. Es produziert Ökostrom und schont dabei die Natur stärker als konventionelle Wasserkraftwerke. Die Anlage erzeugt Strom für rund 800 Haushalte.
Die Turbine des Kraftwerks wurde in einem Schacht im Flussbett eingelassen. Dadurch können Fische über das Kraftwerk hinweg flussabwärts wandern. Entwickelt wurde der neue Anlagentyp an der Technischen Universität München (TUM).
Wasserkraft oft problematisch für Ökosystem
Strom aus Wasserkraftwerken gilt zwar als erneuerbarer Energie, gleichzeitig führen die Anlagen aber zu großen ökologischen Problemen. Bei herkömmlichen Flusskraftwerken wird das Wasser durch ein Maschinenhaus umgeleitet, um die Turbine anzutreiben. Durch die starke Strömung können Fische zum Kraftwerk getrieben und an Turbine und Gittern tödlich verletzt werden. Dadurch werden natürliche Lebensräume, Fischwanderwege und Uferlandschaft werden geschädigt.
Schachtwasserkraftwerk schont Fische
Ein Team am Lehrstuhl für Wasserbau und Wasserwirtschaft der TUM hat deshalb ein Wasserkraftwerk entwickelt, das weniger stark in die die Natur eingreift. Für den neuen Kraftwerkstyp muss der Flusslauf nicht umgeleitet werden. Stattdessen wird vor einem Wehr ein Schacht ins Flussbett gebaut, in dem Turbine und Generator untergebracht werden. Das Wasser fließt in den Schacht, treibt die Turbine an und wird unter dem Wehr in den Fluss zurückgeleitet. Ein kleinerer Teil fließt über den Schacht und das Wehr hinweg.
Den Ingenieuren ist es gelungen, die Strömung so zu steuern, dass das Kraftwerk effizient Strom erzeugt, aber gleichzeitig der Sog in den Schacht gering ist. Untersuchungen an einem Prototypen haben gezeigt, dass die meisten Fische deshalb sicher über dem Schacht schwimmen. Durch zwei Öffnungen im Wehr können sie gefahrlos flussabwärts wandern. Flussaufwärts gelangen sie über eine übliche Fischtreppe.
„Wenn wir sowohl das Klima als auch die Natur schützen wollen, müssen wir Technologien entwickeln, mit denen wir beide Ziele so gut wie möglich in Einklang bringen“, sagt Projektleiter Prof. Peter Rutschmann. „Dabei ist klar, dass es eine hundertprozentige Erhaltung des Naturzustands mit keinem Wasserkraftwerk geben kann.“ Sehr kleine Fische können in das Schachtkraftwerk gesogen werden, wobei auch von ihnen ein Großteil das Kraftwerk unverletzt passiert.