Weltklimarat meldet sich in Debatte über globale Erwärmung zurück
Stand: 24.09.2013
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: AFP
Stockholm - Nach sechsjähriger Arbeit meldet sich der Weltklimarat IPCC in der Debatte über die globale Erwärmung zurück: Am Montag trafen in Stockholm Vertreter der 195 Mitgliedsstaaten des UN-Gremiums zusammen, um über den ersten Teil des fünften Sachstandsberichts zu beraten, der die Ursachen des Klimawandels beleuchtet. IPCC-Chef Rajendra Pachauri erklärte, an den schwerwiegenden Folgen des Klimawandels seien kaum mehr Zweifel möglich.
Die Arbeitsgruppe I des Weltklimarats zeigt in dem hunderte Seiten langen ersten Teil des fünften Sachstandsberichts die Klimaveränderungen und ihre Ursachen auf. Die Vertreter der 195 Mitgliedsstaaten gehen die etwa 30-seitige Zusammenfassung dieses Berichtsteils nun Satz für Satz durch. Am Freitag wollen sie die Verabschiedung des Dokuments abschließen und die neuen Befunde veröffentlichen.
Die Berichtsteile zu den Folgen des Klimawandels und Strategien zu seiner Minderung erscheinen Ende März und im April. Die Zusammenfassung aller Ergebnisse wird Ende Oktober 2014 veröffentlicht. Zuletzt hatte der IPCC 2007 einen Sachstandsbericht veröffentlicht.
Pachauri sagte zum Auftakt der Plenartagung, die wissenschaftlichen Beweise für den Klimawandel hätten "sich Jahr für Jahr verstärkt, es bestehen kaum mehr Unsicherheiten hinsichtlich der ernsthaften Konsequenzen". Im Gespräch mit "Spiegel Online" kündigte der Inder überdies an, er werde nach dem Ende seiner zweiten Amtszeit 2015 den IPCC-Vorsitz abgeben.
Menschen sind für Klimawandel verantwortlich
Laut einer vorläufigen Fassung, die der Nachrichtenagentur AFP vorliegt, bestätigt der neue Berichtsteil die Hauptverantwortung des Menschen für den Klimawandel. Außerdem wird die Zunahme von extremen Wetterphänomenen wie Stürmen und Dürren konstatiert und ein deutlicher Anstieg der Meeresspiegel vorausgesagt.
Von großer Bedeutung ist auch die Analyse des IPCC, ob das Ziel, die Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter auf zwei Grad zu begrenzen, eingehalten werden kann. Wie aus dem Berichtsentwurf hervorgeht, hält eines der vier Szenarien dies für möglich. Das schlimmste Szenario rechnet hingegen mit einem durchschnittlichen Temperaturanstieg bis zum Jahr 2100 von 3,7 Grad.
Das Zwei-Grad-Ziel soll mit einem internationalen Klimaschutzabkommen umgesetzt werden, das bis 2015 stehen soll. Bislang konnte sich die internationale Gemeinschaft aber nicht auf die dafür notwendigen Maßnahmen einigen.
Greenpeace rechnete daher mit einem "düsteren" Sachstandsberichts des Weltklimarats. "Es ist wie ein Auto, das mit vollem Tempo in die falsche Richtung fährt, mit Regierungen, die die Sitzverteilung diskutieren, und einer Industrie der fossilen Energien, die das Gaspedal durchdrückt", erklärte die Umweltschutzorganisation.
Der IPCC wurde 1988 gegründet, um Entscheidungsträger in aller Welt möglichst objektiv und umfassend über den Stand der Klimaforschung zu informieren. Dazu trägt er die neuesten Forschungsergebnisse zusammen, er forscht aber nicht selbst und gibt auch keine politischen Handlungsempfehlungen ab. Am neuen Sachstandsbericht haben 830 Hauptautoren mitgeschrieben, darunter 40 deutsche Experten.
2007 wurde der IPCC 2007 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Danach geriet er allerdings wegen Fehlern in seinem vierten Sachstandsbericht in die Kritik.
Nachrichten zum Thema
- Zögern bei Klimaschutz verringert Wirtschaftswachstum
- Energiewende gleich Klimaschutz? Kohleverstromung nimmt zu
- US-Fracking hat Konsequenzen für Klimaschutz in Europa
- Energieagentur IEA warnt vor Verfehlen des Klimaziels
- Altmaier sieht neuen Geist für Weltklima-Abkommen
- "Warten ist keine Option" - Merkel fordert Klimavertrag bis 2015
- Bundesländer fordern schärferes Klimaziel in EU