Weiterhin starke Nachfrage nach Ökostrom
Stand: 26.04.2011
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Berlin - Die Zahl der Verbraucher, die sich für Ökostrom entscheiden und der Atomenergie den Rücken kehren, nimmt weiterhin zu. Laut einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa verzeichnen insbesondere die reinen Ökostrom-Anbieter seit dem Atomunglück von Fukushima Mitte März einen deutlichen Kundenzuwachs. Aber auch die konventionellen Versorger stellen ein gestiegenes Interesse an Strom aus alternativen Energiequellen fest.
Der nach eigenen Angaben größte Anbieter von Ökostrom in Deutschland, das Hamburger Unternehmen Lichtblick, hat seit Mitte März 20.000 Neukunden gewonnen und damit dreimal so viele wie in dieser Zeit sonst üblich. "Der Zulauf war vor allen in den ersten drei Wochen nach Fukushima besonders groß, wir hatten an Spitzentagen bis zu 1200 Neu-Verträge, im Schnitt 800 pro Werktag", bilanziert Lichtblick-Sprecher Ralph Kampwirth. Das Unternehmen beliefert derzeit mehr als 520.000 Privat- und Gewerbekunden mit Ökostrom.
Anbieter melden Run auf Ökostrom
Einen wahren Kundenansturm verzeichnet auch Konkurrent Naturstrom. In den ersten drei Wochen nach der Nuklearkatastrophe haben sich nach Unternehmensangaben rund 10.000 Kunden pro Woche für den Wechsel zu dem Düsseldorfer Anbieter entschieden. Danach seien es etwa 5000 wöchentlich gewesen.
Greenpeace Energy berichtet von rund 6000 Neukunden seit dem 11. März - die Gesamtkundenzahl der Genossenschaft liegt inzwischen bei mehr als 100.000. "Derzeit gewinnen wir immer noch rund 1000 Kunden pro Woche hinzu, was in etwa fünfmal so viel ist wie das Wachstum zu normalen Zeiten", heißt es auf Anfrage.
Bei den aus einer Bürgerinitiative hervorgegangenen Elektrizitätswerken Schönau (EWS) im Schwarzwald ist sogar von einer Verachtfachung des Kundenzuwachses seit dem Reaktorunglück gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres die Rede. Insgesamt seien mehr als 7000 neue Kunden gewonnen worden. Die Gesamtzahl hat dem Unternehmen zufolge inzwischen die Marke von rund 112 000 bundesweit erreicht.
Auch Deutschlands größter Energiekonzern E.ON, der selbst Atomkraftwerke betreibt, hat ein gesteigerte Kundeninteresse an Ökostrom festgestellt. Allerdings lägen die Abschlusszahlen deutlich darunter, heißt es von dem Unternehmen. Der Anteil der Ökostromkunden an der Gesamtkundenzahl bewege sich weiterhin im einstelligen Prozent-Bereich. Inzwischen würden auch die Anfragen weniger.
Der Branchenzweite RWE, der als einziger deutscher Konzern gegen das Atom-Moratorium geklagt hat, erwartet hingegen auch künftig ein gesteigertes Interesse an seinen Öko-Tarifen. Konkrete Zahlen nannte ein Sprecher auf Anfrage aber nicht.
Preise für Ökostrom vergleichen
Bei Verivox sind die Anfragen nach Strom aus alternativen Quellen seit Mitte März schlagartig nach oben geschnellt. Wechselwillige Kunden interessieren sich nahezu ausschließlich für Ökostrom - und zwar in fast 90 Prozent der Fälle.
Die Preisgestaltung für Ökostromtarife fällt teilweise sehr unterschiedlich aus, Öko-Tarife sind dabei nicht notwendigerweise teurer als die klassischen des Grundversorgers. Mit einem Ökostrom-Preisvergleich können Verbraucher bequem die passenden Tarife ermitteln.