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Warum der Strompreis wirklich steigt

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox

Heidelberg - Alle sind sich einig: Der schnelle Atomausstieg bedeutet steigende Strompreise. Doch die Abschaltung der ältesten Atomkraftwerke dürfte sich erst in einigen Jahren auf die Verbraucherpreise auswirken. Verivox erklärt, warum trotzdem mit steigenden Preisen zum Jahreswechsel gerechnet werden muss.

„Die durchschnittlichen Strompreise für private Verbraucher sind in den letzten Jahren stets im einstelligen Prozentbereich angestiegen. Zu viele Verbraucher akzeptieren die Erhöhungen ohne Weiteres“, sagt Peter Reese, Leiter Energiewirtschaft bei Verivox. „So ist die alljährliche Preiserhöhung zu einem liebgewonnenen Ritual der Energiewirtschaft geworden. Einzig die Begründungen ändern sich von Jahr zu Jahr.“

Verbraucherpreise und Großhandelspreise

Gegenwärtig bezahlt ein Musterhaushalt laut Verivox-Verbraucherpreisindex Strom einen Endpreis von 24,68 Cent pro Kilowattstunde. Dieser Preis kann in drei große Blöcke eingeteilt werden: Steuern (45 Prozent), Netzentgelte (23 Prozent) und Großhandel (32 Prozent).

Die Kosten, die von den Stromanbietern aktiv beeinflussen werden können, machen nur rund ein Drittel des tatsächlichen Endpreises aus. Darunter fallen die Beschaffungskosten, der Vertrieb und die Gewinnmarge. Ob und wie sehr die Abschaltung der Atomkraftwerke die Beschaffungspreise verteuert, ist stark umstritten.

Das Wuppertal Institut hat die unterschiedlichen Prognosen verglichen und kommt zu dem Schluss, dass die maximalen Zusatzkosten für die schnelle Abschaltung der Atomkraftwerke nicht mehr als 0,5 bis 1 Cent pro kWh im Großhandel betragen würden, was einer Verbraucherpreiserhöhung von rund 5 Prozent entspricht. Doch diese Änderung dürfte erst in einigen Jahren bei den Verbrauchern ankommen.

„Wenn in der Vergangenheit die Großhandelspreise gesunken sind, haben die Stromanbieter immer versichert, dass sie für mehrere Jahre im Voraus einkaufen und es keinen Spielraum für Preissenkungen gibt. Daher wäre es seltsam, wenn kurzfristige Preissteigerungen nun sofort weitergegeben werden müssten“, sagt Reese.

Hintergrund: Wie sich der Strompreis zusammensetzt

Steuern

Den größten Teil des Strompreises bekommt der Staat. Fast die Hälfte der Gesamtkosten wird für Stromsteuer, Konzessionsabgaben, KWK-Abgabe und EEG-Umlage fällig. Ganz am Ende werden auf den Nettopreis noch einmal 19 Prozent Mehrwertsteuer erhoben. Der Staat besteuert den Strom also mehrfach.

Netzentgelte

Die Kosten für die Nutzung der Stromleitungen werden von der Bundesnetzagentur reguliert. Die Netzbetreiber drängen darauf, die Netzentgelte erhöhen zu dürfen, da der Ausbau der Erneuerbaren Energien zusätzliche Investitionen in die Infrastruktur notwendig macht. Diese zwangsläufigen Belastungen waren bereits vor der Kehrtwende der Bundesregierung in Sachen Atomkraft bekannt.

Großhandel

Die maßgeblichen Großhandelspreise für Strom entstehen an der Leipziger Rohstoffbörse EEX. Dort wird Strom mit verschiedenen Lieferdaten gehandelt, beispielsweise für den nächsten Tag, die nächste Woche, den nächsten Monat oder das folgende Jahr. Nach der Verkündung des Atom-Moratoriums durch die Bundesregierung sind die Preise für die an der EEX gehandelten Produkte zwischen 0,6 und 0,8 Cent/kWh angestiegen. Stromhändler gehen davon aus, dass die dauerhafte Abschaltung der sieben ältesten Atomkraftwerke so bereits vollständig eingepreist worden ist.