Wärmer als zwei Grad: Klimaziele in Gefahr
Stand: 21.10.2015
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Bonn/Paris/Brüssel - In sechs Wochen startet in Paris die internationale Klimakonferenz. Am Dienstag haben die OECD und die EU zu größeren Anstrengungen beim Klimaschutz aufgefordert. Wenn die Klimaschutz-Vorschläge der Teilnehmerstaaten für die Pariser Konferenz umgesetzt würden, könnte die Erderwärmung gerade einmal auf drei Grad begrenzt werden, sagte EU-Klimakommissar Miguel Arias Cañete in Brüssel. Das international anvisierte Ziel sind aber zwei Grad.
Aus EU-Sicht sei wichtig, so Cañete, dass der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen bis Ende des Jahrhunderts gelinge. Zudem müsse der Fortschritt beim Klimaschutz auch nach Paris alle fünf Jahre überprüft werden. Schließlich müsse es ein transparentes System geben, um die Umsetzung der Klimaschutz-Zusagen zu überprüfen.
OECD fordert raschere CO2-Senkung
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) stufte die bisherige Klimapolitik in einer aktuellen Studie derweil als unzureichend ein. Der Ausstoß klimaschädlicher Emissionen müsse deutlich rascher sinken, heißt es in dem in Paris und Bonn vorgestellten Bericht.
OECD-Klimaexpertin Mikaela Rambali analysierte für die Studie die Umsetzung der Klimapolitik in den 34 OECD-Staaten sowie von zehn Partnerländern der Organisation, darunter China, Russland, Brasilien und Indien sowie die Europäische Union als Ganzes. Laut Rambali müssten die Emissionen von Treibhausgasen auf Basis des Jahres 2010 bis 2050 um 40 bis 70 Prozent reduziert werden, um das Klimaziel einer Erderwärmung um weniger als zwei Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu erreichen.
Klimakonferenz in Bonn ist wichtige Zwischenetappe
Eine wichtige Etappe auf dem Weg zur Pariser Konferenz ist die UN-Klimakonferenz in Bonn. Dort versuchen Diplomaten derzeit, einen Textentwurf für den Klimagipfel auszuarbeiten. Der deutsche Delegationsleiter dort warnte vor einem Fehlschlag: "Ein Scheitern wäre sowohl für das Weltklima als auch für den Stellenwert der Vereinten Nationen als globaler, ordnender, gerechter Rahmen wirklich sehr dramatisch", sagte Karsten Sach der Deutschen Presse-Agentur.
Eine möglichst konkrete Vorlage aus Bonn gilt als Voraussetzung dafür, dass in Paris trotz der großen Verhandlungsmasse ein Beschluss gefasst werden kann. Andernfalls befürchten Beobachter einen Flop wie beim Klimagipfel 2009 in Kopenhagen.
Sach zeigte sich allerdings vorsichtig optimistisch, dass in Bonn bis Freitag ein Text entsteht, mit dem der Pariser Gipfel arbeiten kann. "Das Szenario vor Kopenhagen war ein anderes: Es gab einen fast 200-seitigen Text mit ein paar Tausend Klammern", sagte er. "Diesmal versucht man das Verfahren so zu gestalten, dass die politischen Verhandlungen am Ende auf einer Grundlage geführt werden, die vorher von allen akzeptiert wurde."
Hinsichtlich der Länge hatte es vor Beginn der Bonner Konferenz recht positive Signale gegeben. Als angedachte Arbeitsgrundlage war ein im Vergleich zu seiner Vorgängerversion einigermaßen kompaktes Dokument vorgelegt worden. Zum Auftakt am Montag schwoll der Text allerdings wieder etwas an, weil unterschiedliche Staaten um Ergänzungen baten. Bis Freitag sollen so viele Streitpunkte wie möglich abgeräumt werden.