Vorgesehene Krümmel-Chefin wird von Atomaufsicht abgelehnt
Stand: 09.12.2010
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa
Kiel/Geesthacht - Erneut muss das pannengeplagte Atomkraftwerk Krümmel in Geesthacht bei Hamburg einen herben Rückschlag hinnehmen: Die Reaktoraufsicht in Kiel stimmt nur wenige Wochen vor dem geplanten Wiederanfahren des seit langem abgeschalteten Meilers der vom Betreiber Vattenfall geplanten Neubesetzung des Chefpostens nicht zu. Der Bewerberin sei es nicht gelungen, "fehlende praktische Erfahrung im Produktionsbereich hinreichend zu kompensieren", wie Justizminister Emil Schmalfuß (parteilos) am Donnerstag mitteilte. Aus diesem Grund könne sie die Kraftwerksleitung nicht übernehmen. "Wir bedauern diese Entwicklung, können im Interesse der Sicherheit aber nicht anders entscheiden."
Der Minister forderte Vattenfall auf, einen neuen Vorschlag zu machen. Aus Sicht von Schmalfuß darf Krümmel erst wieder ans Netz, wenn es einen neuen Leiter hat. Der Neustart des Reaktors ist nach bisherigem Stand für Anfang 2011 vorgesehen. Ob und inwieweit die ungeklärte Personalie weitere Verzögerungen bewirkt, ist offen. Wegen Pannen und technischer Probleme ist das Kraftwerk seit Mitte 2007 fast durchweg abgeschaltet.
Nach dem von den Atomexperten des Bundes und der Länder festgestellten Standard müsse der Leiter eines Atomkraftwerks grundsätzlich eine Fachkunde-Prüfung für Schichtleiter bestanden haben, betonte der Kieler Minister. Dies sei bei der von Vattenfall vorgesehenen Krümmel-Leiterin nicht der Fall.
Vattenfall erklärte, die Behörde habe bislang keinen förmlichen Bescheid erlassen. Das Antragsverfahren sei daher noch nicht abgeschlossen. "Wir nehmen jedoch zur Kenntnis, dass der für die Atomaufsicht zuständige Justizminister öffentlich erklärt hat, unserem Antrag derzeit nicht zuzustimmen", heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Sobald ein Bescheid vorliege, werde Vattenfall ihn sorgfältig prüfen und Lösungsvorschläge unterbreiten.
Die von der Atomaufsicht nicht akzeptierte Bewerberin soll laut "Lübecker Nachrichten" bei einer praktischen Abschlussprüfung durchgefallen sein. Die 56-Jährige habe bei einer Simulation den Reaktor in 30 bis 60 Minuten in einen sicheren Zustand bringen sollen, dies aber angeblich in zwei Stunden nicht geschafft.