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Viel Stoff für Zoff bei RWE vor Hauptversammlung

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa-AFX

Essen - Mit der Energiewende scheinen die fetten Jahre für den Stromkonzern RWE vorbei zu sein. Seit dem angekündigten Ende für die Atomkraft in Deutschland ist der Gewinn gesunken und die Aktie hat deutlich Boden verloren. Nun ist der hochverschuldete Konzern auf der Suche nach neuen aussichtsreichen Ertragsbringern. Viele Aktionäre sind besorgt über das, was angesichts sinkender Strombörsenpreise noch auf den Konzern zukommt. Bei der Hauptversammlung am 18. April werden sie vom seit Juli 2012 amtierenden Vorstandschef Peter Terium mehr zu dessen Strategie hören wollen.

Für das laufende Jahr sind die Aussichten verhalten. Operativ rechnet der Konzern mit leichten Gewinnrückgängen. Im vergangenen Jahr war der Nettogewinn um mehr als ein Viertel auf 1,3 Milliarden Euro gesunken. Das lag vor allem an hohen Abschreibungen auf die erst vor wenigen Jahren übernommene niederländische Tochter Essent. Dass RWE den Überschuss praktisch komplett als Dividende ausschütten will - pro Aktie soll es 2 Euro geben - gefällt längst nicht allen Anteilseignern.

Zumindest gab es im operativen Geschäft Lichtblicke und einen Gewinnzuwachs. Das lag am guten Geschäft mit den Kohlekraftwerken. Die eingebrochenen Preise für Verschmutzungsrechte und den Brennstoff haben die Anlagen für RWE hochprofitabel gemacht.

Der Erfolg der Kohlekraftwerke stößt vielen Umweltschützern sauer auf. Sie nutzen die Hauptversammlungen der Versorger stets zu Protesten und fundamentaler Kritik. Die Diskussion über Kohlestrom dürfte nun die Atomenergie als emotionalstes Thema bei dem Aktionärstreffen ablösen.

Der Verband der kritischen Aktionäre wirft RWE in einem Gegenantrag vor, mit seinem großen Kohlekraftwerkspark "Schrittmacher des Klimawandels" zu sein. Statt weiter in diese Technologie zu investieren, wünschen sie sich mehr Engagement für erneuerbare Energien vom Konzern. Besorgt zeigen sich die RWE-Kritiker, dass der Konzern die Ökostrom-Ausgaben in den kommenden Jahren zurückfahren möchte.

Weiterer Streitpunkt bei dem Aktionärstreffen ist die geplante Erhöhung der Vergütung für den Aufsichtsrat. Im Zuge einer Satzungsänderung sollen die Kontrolleure künftig mehr Geld bekommen, obwohl viele Aktionäre nun eher magere Jahre erwarten. RWE betont, sich mit den geplanten Bezügen im "guten Mittelfeld" der Dax-Konzerne einzuordnen.

Ein Dorn im Auge ist vielen Gegenantragsstellern auch die geplante Wahl des früheren Chefs des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Hans-Peter Keitel, der wie SAP-Finanzvorstand Werner Brandt neu in den Aufsichtsrat gewählt werden soll. Sie werfen Keitel eine zu große Ämterfülle vor. Der Manager sitzt bereits in sieben anderen Aufsichtsräten - darunter bei ThyssenKrupp und der Commerzbank.

Auch der geplanten Verkauf der Öl- und Gasfördertochter Dea gefällt nicht allen Anteilseignern. Die Sparte war in den vergangenen Jahren ein verlässlicher Ertragsbringer. Deshalb beunruhigt viele Aktionäre der geplante Verkauf. RWE will damit seine Schulden drücken. Ende 2012 saß RWE auf Verbindlichkeiten von gut 33 Milliarden Euro.