VfEW: Strom- und Gasnetze sind zu instabil
Stand: 22.05.2012
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Stuttgart/Böblingen - Das Strom- und Gasnetz in Deutschland muss dringend nachhaltig stabilisiert werden. Das fordert der Verband für Energie- und Wasserwirtschaft Baden-Württemberg (VfEW). Besonders im Südwesten spitze sich die Lage zu. VfEW-Präsident Kastner erwartet zudem steigende Strompreise.
Im Rahmen seiner Jahrestagung stellte der VfEW am Dienstag seine Analyse zur Versorgungssicherheit in Deutschlands Strom- und Gasnetzen vor. "Detaillierte Untersuchungen zu der Versorgungssituation im vergangenen Winter, dem ersten Winter nach dem Beschluss zur Energiewende, haben uns gezeigt: Die notwendigen Eingriffe der Gas- und Stromnetzbetreiber zur Stabilisierung der Netze haben stark zugenommen", so Kastner. Es müssten dringend Maßnahmen ergriffen werden, um die Lage nachhaltiger zu stabilisieren. Systemrelevante Gaskraftwerke dürften bei gleichzeitigen Engpässen in der Strom- und Gasversorgung nicht mehr vom Netz genommen werden.
Finanzielle Anreize für Gasspeicher
Der VfEW warnt vor Stromengpässen, sollte die Politik bei der Versorgungssicherheit nicht bald nachbessern. Unter anderem müssten rasch bessere finanzielle Anreize für Gasspeicher geschaffen werden, forderte VfEW-Präsident Rudolf Kastner am Dienstag in Stuttgart. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder wollen am Mittwoch Lösungen für die Energiewende verhandeln.
Laut dem VfEW spitzt sich die Lage im Südwesten weiter zu. So kam es in Baden-Württemberg in der extremen Kälteperiode im Februar zu Gaslieferengpässen, zeitweise seien Lieferungen an Industrie- und Kraftwerkskunden unterbrochen worden. Derzeit seien rund die Hälfte aller lokalen Speicherkapazitäten außer Betrieb, da sie von den Regulierungsbehörden nicht mehr anerkannt würden. Hier müsse nachgebessert werden. Der VfEW will bis Ende Juni die Versorgungslage in Baden-Württemberg im Detail mit einer Umfrage aufarbeiten.
Strompreise werden weiter steigen
Kastner erwartet zudem steigende Strompreise: "Die Strompreise werden weiter steigen. In welcher Höhe lässt sich aber kaum sagen, inbesondere dann , wenn die EEG-Umlage sich auf 5 Cent je Kilowattstunde zubewegen sollte." Die Erneuerbaren Energien müssen nach Auffassung von Kastner verstärkt in den Markt integriert werden. Die Eigenvermarktung sollte vor allem auch für Windkraftanlagen gestärkt werden. In den nächsten Jahren werden die Erzeugungskapazitäten der bestehenden konventionellen Kraftwerke auf rund 40 Prozent sinken. Bei den derzeitigen Strom- und Gaspreisen seien Gaskraftwerke kaum wirtschaftlich zu betreiben. Einen "überhasteten" Einstieg in einen sogenannten Kapazitätsmarkt lehnt Kastner allerdings ab.
Auch Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller war auf der VfEW-Jahrestagung zu Gast. Im Hinblick auf die Energiewende sieht der Grünen-Politiker die Strompreise nicht als das größte Problem: "Die Energiewende wird nicht umsonst zu haben sein, aber Panikmache ist bei Prognosen zu den Strompreisen nicht angebracht“. Sollten die Großhandelspreise tatsächlich um 70 Prozent steigen, erreichten Sie gerade einmal das Niveau, auf dem sie 2008 bereits waren. Darüber hinaus mache der Einkauf nur einen Teil des Strompreises aus und die Großhandelspreise wirkten sich oft nicht unmittelbar auf die Verbraucherpreise aus. Hildegard Müller, Geschäftsführerin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft, sah das etwas anders: "Die Energiewende wird die Bürger beim Strompreis auch stark fordern. Der Staat muss daher auch Steuern und Abgaben auf Energie überprüfen."