Verwirrung um die Asse: Niedersachsen beharrt auf Atommüllbergung
Stand: 18.05.2015
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Remlingen - Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) hat am gestrigen Sonntag in Hannover Berichten widersprochen, wonach die Bergung der Atommüllfässer aus dem maroden Lager Asse in Gefahr sei. Die Argumentation sei von wenig Sachkenntnis geprägt, teilte Wenzel mit. Regelmäßig werde versucht, das Ende der Rückholung einzuläuten. Unbestritten stehe man vor einer sehr großen Herausforderung, räumte Wenzel ein. Die Asse ist das weltweit älteste unterirdische Lager für Atommüll - und ein Negativbeispiel, wie man es nicht machen sollte. Mehr als 100.000 Nuklearfässer müssen aus den Stollen geholt werden.
Bei der geplanten Rückholung des radioaktiven Mülls aus der Asse gibt es zwischen den Fachleuten Uneinigkeit, ob sich das bisher geplante Vorgehen realisieren lässt. Konkret geht es um den Bau eines neuen Schachts. Über ihn sollen der strahlende Abfall aus dem ehemaligen Salzbergwerk bei Wolfenbüttel (Niedersachsen) zurückgeholt werden.
Fachleute der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) haben nach einem Bericht der "Welt am Sonntag" Zweifel, dass sich der Schacht an der vorgesehenen Stelle errichten lässt. Das für die Asse zuständige Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) weist diese Zweifel jedoch als "wissenschaftlich-technisch nicht haltbar" zurück. Umweltminister Wenzel teilt die Skepsis.
Die Asse war das weltweit erste unterirdische Lager für Atommüll und gilt heute als Negativbeispiel, wie man es nicht machen sollte. In den 60er und 70er Jahren waren dort insgesamt 126.000 schwach- und mittelradioaktiver Atommüll entsorgt worden. Die nach Wassereinbrüchen für notwendig erachtete Bergung dürfte Milliarden Euro kosten.
Für den geplanten Asse-Schacht 5 laufen Erkundungsbohrungen. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften ist in die Untersuchungen eingebunden. Ihre Mitarbeiter haben laut BfS im Rahmen regelmäßiger Fachgespräche ein Papier vorgelegt. "Darin wird in einem Fazit die Eignung des Ansatzpunktes für den geplanten Bergungsschacht grundsätzlich infrage gestellt." Die "Welt am Sonntag" zitiert aus dem Papier die Schlussfolgerung, dass "entgegen der Vorplanungen nicht genügend Salzvolumen (...) für das Abteufen eines Schachtes und der Auffahrung von Infrastrukturräumen zur Verfügung steht".
Das Bundesamt für Strahlenschutz erklärte jedoch: "Das Papier der BGR liefert keine Erkenntnisse, die den Bau des Schachtes infrage stellen." Unter den Wissenschaftlern, die an dem Fachgespräch teilnahmen, habe Einvernehmen bestanden, "dass die Unterlage in ihren Schlussfolgerungen fachlich nicht fundiert ist und deshalb überarbeitet werden muss".