Verkauf von Steag an Stadtwerke-Konsortium ist besiegelt
Stand: 20.12.2010
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Essen - Der Verkauf von 51 Prozent der Anteile an der Evonik-Stromtochter Steag an das Stadtwerke-Konsortium Rhein-Ruhr ist unter Dach und Fach. Ein entsprechender Vertrag sei am Samstag unterzeichnet worden, wie Evonik am Wochenende in Essen mitteilte. Der Vertrag stehe indes noch unter dem Vorbehalt, dass der Aufsichtsrat zusstimmen muss. Diesem soll wiederum ein Beschluss des Kuratoriums der RAG-Stiftung vorausgehen. Beide Entscheidungen werden für Januar kommenden Jahres erwartet.
Zusätzlich bedarf es der Freigabe der Kartellbehörden. Evonik rechnet mit einem Abschluss der Transaktion zum Ende des ersten Quartals 2011. In der Steag GmbH ist das Energiegeschäft von Evonik gebündelt.
Der Kaufpreis für die Steag-Anteile ist den Angaben zufolge mit 649 Millionen Euro veranschlagt. Möglich sei jedoch eine Anpassung aufgrund etwaiger Änderungen der Nettofinanzschulden und des Nettoumlaufvermögens zum Jahresende. Insgesamt sei das Tochterunternehmen in dem Vertrag mit einem Wert von 3,770 Milliarden Euro bewertet worden, hieß es weiter. Darin enthalten seien über die Summe des Eigenkapitals hinaus auch Minderheitsanteile, Nettofinanzschulden und Pensionsverpflichtungen.
Ferner sei mit dem Zusammenschluss aus sieben Stadtwerken vereinbart worden, die weiteren 49 Prozent der Steag nach Ablauf einer Haltefrist von bis zu fünf Jahren zu einem Kaufpreis von 594 Millionen Euro an das Konsortium zu veräußern. Die Vereinbarung stehe aber ebenfalls unter Vorbehalt der Zustimmung des Aufsichtsrats.
"Neue Nummer 5 im Energiemarkt"
Evonik-Chef Klaus Engel zeigte sich angesichts der Vertragsunterzeichnung erfreut. Die Mitarbeiter von Steag erhielten einen verlässlichen neuen Mehrheitseigentümer, der das Wachstumspotenzial des Unternehmens nutzen und seine Wettbewerbsposition nachhaltig stärken werde. Die lokalen Energieversorgungsunternehmen erreichten in einigen Regionen des Ruhrgebietes teilweise bis zu 90 Prozent der Endkunden. Aus der Partnerschaft mit dem Stadtwerke-Konsortium könne damit "eine neue starke Nummer 5 im deutschen Energiemarkt erwachsen".
Evonik wiederum habe mit dem Teilverkauf einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu einem reinen Spezialchemiekonzern vollzogen, sagte Engel. Die Erlöse sollen für den Ausbau des Chemiegeschäfts sowie eine Verbesserung des Finanzprofils verwendet werden.
Der Chef des Konsortialführers Stadtwerke Duisburg, Hermann Janning, sagte, Ziel der Gruppe sei es, Steag im Inland zur größten kommunalen Erzeugungsplattform sowohl im konventionellen als auch im regenerativen Bereich auszubauen. Angestrebt werde ein ökologischer Aus- und Umbau des derzeit stark auf Steinkohle fokussierten Kraftwerksparks der Steag. Dabei soll sowohl in umweltfreundliche Gas- und Dampfkraftwerke als auch in erneuerbare Energien investiert werden.
CDU warnt vor Risiken
Kritik an der Übernahme kam zuletzt allerdings von der CDU in NRW. Vize-Fraktionschef Peter Biesenbach forderte eine rechtliche Überprüfung der Verkaufsentscheidung: Das Risiko für die Kommunen sei groß, sagte Biesenbach. Jede Kommune solle sich nur im Rahmen ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit an dem Unternehmen beteiligen können.
Grünen-Wirtschaftsexpertin Daniela Schneckenburger begrüßte die Entscheidung hingegen. Würden einige Forderungen der Grünen im Gesellschaftsvertrag auch umgesetzt, "dann kann der Ankauf ein richtiger Beitrag zum ökologischen Umbau der Energieversorgung in NRW werden", sagte sie.
Das Stadtwerke-Konsortium Rhein-Ruhr ist ein Zusammenschluss der Dortmunder Energie- und Wasserversorgung, der Energieversorgung Oberhausen sowie der Stadtwerke Dortmund, Bochum, Essen, Dinslaken und Duisburg. 2009 setzten die Unternehmen nach eigenen Angaben zusammen rund 7.100 Gigawattstunden Strom sowie 3.000 Gigawattstunden Fernwärme ab und erwirtschafteten mit rund 6.900 Mitarbeitern einen Umsatz von etwa 2,9 Milliarden Euro.