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Verkauf von Essent an RWE: Niederländer nicht begeistert

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Amsterdam/Essen - Der milliardenschweren Übernahme des führenden nationalen Energieversorgers Essent durch den Essener Konzern RWE stehen immer mehr Niederländer skeptisch gegenüber. Auch die größte Arbeitgeberorganisation des Landes, VNO-NCW, sprach sich am Donnerstag überraschend gegen den Verkauf von Essent sowie des zweitgrößten Energieversorgers Nuon an ausländische Konzerne aus. Der deutsche Energieriese RWE zeigte sich ob der neuen Kritik überrascht, ist aber weiter optimistisch, dass der Kauf von Essent bis Herbst über die Bühne ginge.

Die Energieversorgung des Königreichs sei zu wichtig, um die Entscheidung darüber Provinzen und Gemeinden zu überlassen, heißt es in einem Brief von VNO-NCW an den christdemokratischen Ministerpräsidenten Jan-Peter Balkenende. Jeweils verschiedene Provinzen und Gemeinden sind Anteilseigner und damit Besitzer der beiden in öffentlicher Hand befindlichen Energiekonzerne. "Es geht in diesem Streit um eine Angelegenheit von nationaler Bedeutung", betont die Arbeitgeberorganisation. "In diesen Zeiten müssen die Niederlande den Verkauf von Energiebetrieben grundsätzlich überdenken."

Während die Übernahme von Nuon für 8,5 Milliarden Euro durch den schwedischen Energiekonzern Vattenfall bislang als gesichert galt, hängt der Verkauf von Essent an RWE für 9,3 Milliarden Euro an der Zustimmung von Nordbrabant. Die Provinz ist mit 30,8 Prozent der größte Anteilseigner von Essent.

Nordbrabant hat nach einem Negativ-Votum seines Parlaments die Zustimmung zum Verkauf an die Essener vorerst auf Eis gelegt. Kritiker hatten bemängelt, dass RWE nicht umweltfreundlich genug produziere. Am Dienstag hatte RWE dann schriftliche Zusagen für die Erzeugung von mehr grünem Strom bei Essent gemacht.

Wirtschaftsministerin Maria van der Hoeven von der Partei Christdemokratische Allianz (CDA) erklärte, die Entscheidung über den Verkauf liege bei den Anteilseignern. Allerdings müsse gewährleistet sein, dass die Verteilernetze in öffentlicher Hand bleiben. Im Plan für die Übernahme von Essent ist das entsprechend berücksichtigt.

Der sozialdemokratische Koalitionspartner der CDA fordert hingegen ebenfalls einen Stopp des Verkaufs der Energieunternehmen. Vielmehr müsse geprüft werden, ob es nicht doch besser wäre, wenn Essent und Nuon zu einem Großkonzern in niederländischer Hand fusionieren, forderte der umweltpolitische Sprecher der Partei der Arbeit (PvdA), Diederik Samson.

RWE sieht sich weiter bei Essent auf Kurs. Bislang hätten Provinzen und Gemeinden Anteile im Umfang von gut 56 Prozent angeboten. Das sei für RWE das wichtigste, sagte Finanzvorstand Rolf Pohlig. "Damit sind wir der Übernahme einen wesentlichen Schritt nähergekommen." Er sei zuversichtlich, dass der Kauf im Herbst zustande komme. "Essent und RWE passen ideal zusammen", betonte Pohlig. Verwundert sei er allerdings, dass aus einem weltoffenen und handelserfahrenen Land wie den Niederlanden mit ihren international erfolgreichen Unternehmen jetzt Argumente kämen, die sich gegen einen ausländischen Investor richteten.

Was passiert, wenn die angestrebten 80 Prozent nicht erreicht würden, konnte Pohlig nicht sagen. Darüber sei noch keine Entscheidung gefallen.