Berlin (AFP) - Verbraucherschützer rufen wieder verstärkt nach dem Staat, um mehr Energieeffizienz in Privathaushalten zu erreichen. "Wir brauchen eine Renaissance des Ordnungsrechts", sagte Edda Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands, am Montag auf einer Tagung zum Thema Energieeffizienz in Berlin. Maßnahmen wie etwa die Verteuerung von Strom durch höhere Steuern hätten den Energieverbrauch nicht im erforderlichen Maße gesenkt. Stattdessen müsse daher die Wirtschaft "klare Signale" erhalten, die "Planungssicherheit bieten und Impulse für Forschung und Entwicklung setzen".
Konkret dringen die
Verbraucherzentralen auf schärfere Mindeststandards im Bausektor, aber auch bei Elektrogeräten. "Wir müssen schlechte Geräte vom Markt verbannen", verlangte Müller. Die Verbraucherschützer kritisieren zudem irreführende Kennzeichnungen, bei denen selbst veraltete Stromfresser immer noch das Etikett "Energieeffizienzklasse A" bekommen könnten. Staatlich vorgeschrieben werden sollte demnach auch bei allen Geräten ein Ausschaltknopf, um dem Verbraucher wenigstens die Möglichkeit zu geben, Stand-by-Stromverbrauch zu vermeiden.
Müller forderte die Bundesregierung auf, die anstehende deutsche EU-Ratspräsidentschaft zu nutzen, um mehr Energieeffizienz durchzusetzen. "Es spart Geld, schont Klima und Umwelt und macht Deutschland zum Weltmarktführer in einem der lukrativsten Wachstumsmärkte", sagte Müller. Sie kritisierte zugleich die lange Untätigkeit der Regierung beim neuen Gebäudeenergiepass, der Auskunft über die Energieeffizienz von Wohnungen bieten soll. Zudem sei die ursprüngliche Planung bereits so verwässert worden, dass der Pass nur noch eingeschränkt wirksam sein werde. Für die Zukunft verlangte Müller, das Passivhaus, das ohne Heizungsanlage auskommt, für Neubauten zur Vorschrift zu machen.
Der Leiter des Fachbereichs Bauen, Energie und Umwelt der Verbraucherzentralen, Holger Krawinkel, wies darauf hin, dass der einzelne Bürger durch mehr Energieeffizienz viel Geld sparen könne. So summierten sich die Kosten für den Stand-by-Verbrauch selbst bei guter Geräteausstattung auf rund 115 Euro im Jahr. Als einfaches Hilfsmittel könne hier bereits eine ausschaltbare Steckdosenleiste dienen. Durch den Ersatz einer normalen Glühbirne durch eine Energiesparbirne lasse sich während deren Lebensdauer von durchschnittlich 14 Jahren ein Gewinn von mehr als 80 Euro erzielen. Bis zu 240 Euro könne sparen, wer eine veraltete Umwälzpumpe an der Heizung gegen ein modernes Modell austausche. Noch erheblich größer könne die Ersparnis durch eine bessere
Wärmedämmung ausfallen.