Cottbus (dpa) - Der Energiekonzern Vattenfall Europe plant einen Braunkohleabbau im Lausitzer Revier über das Jahr 2050 hinaus. Alle neuen Tagebaue sollen jeweils 20 Jahre lang Kohle für die Kraftwerke Jänschwalde und Schwarze Pumpe liefern, erläuterte Vattenfall-Vorstand Hartmuth Zeiß am Dienstag in Cottbus im Braunkohlenausschuss Brandenburgs. Beim Aufschluss von drei weiteren Braunkohletagebauen in Südbrandenburg werde eine sozialverträgliche Umsiedlung der betroffenen 900 Einwohner ermöglicht. Somit sollen aus Betroffenen wirklich Beteiligte werden, meinte Zeiß.
Um die Standorte angesichts der Debatte um die Klimaerwärmung langfristig zu sichern, arbeite
Vattenfall an der kohlendioxidarmen Verstromung von Braunkohle. Nach der für 2008 geplanten Inbetriebnahme einer 30-Megawatt(MW)-Anlage in Schwarze Pumpe wolle das Unternehmen ab dem Jahr 2015 in Jänschwalde einen 300-MW-Block mit der umweltfreundlichen Technik installieren. Zwischen 2020 und 2030 sollen dann die herkömmlichen Blöcke ersetzt worden.
Die Grüne Liga Brandenburg kritisierte die Sitzung als "demokratisches Feigenblatt", weil es bereits Anfang September Absprachen zwischen der Landesregierung und Vattenfall gegeben habe. Die Landtagsfraktion Die Linke hat einstimmig für einen sozialverträglichen Ausstieg aus der Braunkohle bis 2050 votiert. Auch sollten keine neuen Tagebaue mehr erschlossen werden, teilte der Parlamentarische Geschäftsführer, Christian Görke, mit. Die Fraktion habe auch signalisiert, einen Beschluss des Landesvorstands für die Teilnahme an der von verschiedenen Gruppen geplanten Volksinitiative gegen neue Tagebaue zu unterstützen.
Dem Vattenfall-Konzept zufolge soll von 2008 an mit der Planung für den neuen Braunkohletagebau Jänschwalde-Nord begonnen werden, mit dem die Grube Jänschwalde fortgeführt wird. Bei der Umsiedlung von Kerkwitz, Atterwasch und Grabko (alle Spree-Neiße) werde man erstmals anbieten, Siedlungen für vorbildliche Energieeffizienz und Planung zu schaffen, erläuterte Zeiß. Ab 2015 wolle das Unternehmen mit der Planung für die neuen Tagebaue Bagenz-Ost und Spremberg-Ost (Spree- Neiße) beginnen. Diese kämen ohne Umsiedlungen von Dörfern aus. Geplant sei außerdem die Fortführung des Tagebaus Welzow-Süd.
Spree-Neiße-Landrat Dieter Friese (SPD) sagte, er erwarte von der Landesregierung und von Vattenfall entsprechend der Mehrbelastung für den Landkreis ein zusätzliches finanzielles Engagement. Die Ausschussmitglieder der Gewerkschaft IG Bergbau, Chemie und
Energie und der Industrie- und Handelskammer Cottbus begrüßten die Pläne von Vattenfall, da die Branche nun endlich eine Perspektive habe. Andere Mitglieder wie René Schuster, Sprecher der Grünen Liga, forderten detailliertere Angaben von Vattenfall. Der Braunkohlenausschuss hat 23 gewählte Mitglieder und begleitet als Gremium der regionalen Willensbekundung die Tagebauplanung auf der Ebene der Landesplanung.